Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Hinter den sieben Gleisen

 

Art: Spielfilm
Produktion: Schweiz 1959
Regie: Kurt Früh
Farbe: schwarzweiß
Laufzeit: 102’

 

Inhalt

Ein deutsches Dienstmädchen namens Inge (Ursula Heyer) erwartet ein uneheliches Kind und will sich in ihrer Verzweiflung vor den Zug werfen. Lokführer Hartmann (Hannes Schmidhauser) gelingt es jedoch, seine Maschine gerade noch rechtzeitig zum Stehen zu bringen, worauf sich die Hochschwangere in einen nahegelegenen Lagerschuppen flüchtet. In der Obhut der drei Clochards Barbarossa (Max Haufler), Clown (Ruedi Walter) und Dürst (Zarli Carigiet) kommt zwei Wochen später unter Mithilfe der Barrierenwärterin Frau Herzog (Margrit Rainer) ein strammer Junge zur Welt, weshalb sich in der Folge die drei Stadtstreicher nicht nur um den Unterhalt von Mutter und Kind zu kümmern haben, sondern auch den Kindsvater ausfindig machen wollen.

 

Eisenbahn

In diesem zeitlosen Klassiker des Schweizer Unterhaltungsfilms, welcher als märchenhafte Ballade konzipiert ist, hat die SBB-Tenderlok Nº 8527 – ein Dreikuppler der Baureihe E 3/3 – bereits im Vorspann (siehe unten*) ihren ersten Auftritt. Später sind mit Nº 8516, 8526 und 8531 noch weitere Schwestermaschinen zu sehen, welche zur Zeit der Dreharbeiten nebst der Nº 8512 und 8529 in Zürich (Depot F) beheimatet waren. Im Folgejahr wurden im Zuge der Auslieferung der neuen Rangierloks vom Typ Em 3/3 dann weitere E 3/3 ausgemustert, weshalb 1964 mit Nº 8512, 8516 und 8529 gerade noch drei dieser als „Tigerli“ bezeichneten Maschinen anzutreffen waren. Die dann ebenfalls noch vorhandene C 5/6 Nº 2961 fungierte derweil als Heizlok für Zisternenwagen.

Allgemein

Die Baureihen-Bezeichnung der hiesigen Dampfloks setzt sich jeweils aus der erlaubten Höchstgeschwindigkeit – zumeist definiert durch den Verwendungszweck – und der Achsfolge zusammen, wobei zuerst die Anzahl Treibachsen und dann das Total der Achsen angegeben wird:

  • Serie A für Schlepptenderloks sowie Ea für Tenderloks mit Höchstgeschwindigkeit über 75 Stundenkilometer,
  • Serie B für Schlepptenderloks sowie Eb für Tenderloks mit Höchstgeschwindigkeit bis 75 Stundenkilometer, als Beispiel die Eb 3/5 (1’C2’) mit Kosename „Habersack“,
  • Serie C für Schlepptenderloks sowie Ec für Tenderloks mit Höchstgeschwindigkeit bis 65 Stundenkilometer, als Beispiel die C 5/6 (1’E) mit Kosename „Elefant“,
  • Serie D für Schlepptenderloks sowie Ed für Tenderloks mit Höchstgeschwindigkeit bis 55 Stundenkilometer,
  • Serie E für Tenderloks im Rangierdienst.

Entsprechend modifiziert wurde dieses Schema auch bei der Elektro- und Dieseltraktion angewendet. Im Verlauf der Filmhandlung können folgende SBB-Triebfahrzeuge identifiziert werden, darunter brandneue Prototypen:

  • Elektrolok Ce 6/8'' (Achsfolge (1’C)(C1’)) mit Stangenantrieb – das berühmte „Krokodil“ – vor einem Güterzug aus Richtung Zürich Altstetten.
  • Elektrolok der Reihe Ae 6/6 (Co’Co’) aus der ersten Serie (Nº 11401 bis 11425, mit Chromstreifen) vor einem Schnellzug auf der Gotthard-Nordrampe bei Wassen.
  • Elektrolok der Reihe Ae 6/6 der zweiten Serie (Nº 11426 bis 11450, ohne Chromstreifen) vor einem Schnellzug am Nordufer des Luganersees zwischen Lugano und Melide.
  • Elektrolok der Reihe Ae 4/7 (2’Do1’) mit Buchli-Antrieb aus Richtung Zürich Altstetten, welche einen Bahndienstwagen sowie einen Elektrotriebwagen der Reihe Be 4/6 mit der Achsfolge (A1A)(A1A) im Schlepp hat. Die altertümlich wirkenden Be 4/6-Triebwagen (Baujahre 1923 bis 1927) wurden ab 1960 modernisiert und erhielten neue Aufbauten.
  • Elektrolok der Reihe Re 4/4' (Bo’Bo’) aus der 1. Serie (Nº 10001 bis 10026, mit Stirnwandtür und Seitengang) vor einem Schnellzug aus Leichtstahlwagen vom Typ EW I (inklusive Speisewagen) aus Richtung Zürich Altstetten.
  • Diesel-elektrische Maschine vom Typ Em 3/3 (Achsfolge C) aus der Prototypen-Serie Nº 18801 bis 18806 von 1959, im Einsatz auf den nicht elektrifizierten Rangierfeldern und weitläufigen Industrieanschlüssen.
  • Elektrotriebwagen vom Typ RBe 4/4 (Bo’Bo’) aus der Prototypen-Serie Nº 1401 bis 1406 von 1959, mit dem Städteschnellzug Romanshorn–Genf oder aber Chur–Basel, welcher aus Leichtstahlwagen vom Typ EW I und einem Speisewagen vom Typ WR 50 85 88-33 besteht und an der Spitze einen Steuerwagen vom Typ ABt aufweist.
  • Diesel-elektrischer TEE-Triebzug vom Typ RAm als „Edelweiß“ (Zürich–Amsterdam) in Richtung Zürich Altstetten und als besonderes Schmankerl die Werklok des Schlachthofes Zürich, ein Akkumulatoren-Traktor vom Typ Ta (Achsfolge Bo) mit Baujahr 1909 in blau/weißer Farbgebung.

Die Drehorte – westlich vom „Kohlendreieck“

Die Eisenbahn-Szenen entstanden einerseits auf den Gleisabschnitten westlich der damaligen Dampflokbehandlungsanlage beim Depot F – im Volksmund als „Kohlendreieck“ bezeichnet – und andererseits zwischen dem Güterareal im Gebiet Ecke Hohlstrasse/Herdernstrasse und der SBB-Hauptwerkstätte. Das „Kohlendreieck“ wurde durch die zweigleisigen Linien nach Zürich Oerlikon (via Wipkinger-Viadukt) und Zürich Wiedikon sowie durch eine zweigleisige Umfahrungskurve gebildet, wobei letztere vor allem von Transitgüterzügen benützt wurde.

Zur Zeit der Dreharbeiten und noch bis 1962 befuhr auch der berühmte „Arlberg–Orient Express“ diese Gleisverbindung, um nicht im Hauptbahnhof Kopf machen zu müssen und legte stattdessen in der Vorortsstation Zürich Enge einen Halt ein. Noch immer verkehrt werktags eine Direktverbindung von Einsiedeln über die Südostbahn (SOB) via Wädenswil nach Zürich Altstetten über diese Verbindungskurve. Zwischen 1974 und 2008 wurde ein Buffetwagendienst – zuerst mit dem SOB-Büffetwagen Br 241 und ab 1983 mit dem SOB-Speisewagen WR 242 – angeboten, weshalb der Eilzug landläufig als „Gipfeli-Express“ bekannt war. „Hinter den sieben Gleisen“ befindet sich auch der eingangs erwähnte Lagerschuppen von „Bärlocher & Söhne“ – genauer unweit des mit zahlreichen Schranken gesicherten niveaugleichen Bahnübergangs im Zuge der Herdernstrasse, welcher erst mit der Eröffnung der Duttweilerbrücke anno 1969 aufgehoben werden konnte.

Des weiteren ist das Ladenlokal des „Bananenkönigs“ (Ettore Cella) an der Nordseite der Langstrassen-Unterführung domiziliert. In einer Einstellung – notabene mit einem VBZ-Trolleybus der Linie 32 – ist im Hintergrund das Stellwerk I zu sehen, welches seit 1936 als Reiterstellwerk in Kombination mit einer Signalbrücke die Einfahrtsgleise überspannte, bevor 1966 das neue siebenstöckige Zentralstellwerk in Betrieb genommen wurde. Weitere Dialogszenen spielen in der Wartehalle des Zürcher Hauptbahnhofes beim Eingang zum Fundbüro sowie an der Ecke Ausgang Landesmuseum.

 
 

* nachfolgend die entsprechenden Liedzeilen aus dem Vorspann des Films:

 

Hinter den sieben Gleisen, ein Märchen von heut;
Von einer Lokomotive, von Liebe und Leid;
Erdacht und geschrieben von Hausmann und Früh;
Und von Emil Berna die Photographie.

Baumgartner Walter, der hat’s komponiert;
Kohler und Braun das Mikro geführt;
Hans Heinrich Egger besorgte den Schnitt;
Und viele andre, die halfen auch mit.

Hinter den sieben Gleisen, jahraus und jahrein;
Wohnt eine Lokomotive, bescheiden und klein;
Sie träumt von der Schönheit und Weite der Welt;
Und fühlt sich aufs stumpfe Geleise gestellt.

Umgeben von Schuppen aus Wellblech und Holz;
Schielt sie nach dem Express, der brausend und stolz;
Nachdem er um Acht Uhr den Bahnhof verlässt;
Den Gotthard durchquert Richtung Rom und Triest.

Aber die Lokomotive, bescheiden und klein;
Möchte auch mal ein Eilzug mit Schlafwagen sein;
Hinaus in die Ferne, vom Südwind umweht;
Doch dann sieht sie ein, dass ihr das gar nicht fehlt.

Ihre Welt ist das stille Geleisequartier,
Sind die Liliputgärten und Menschen von hier,
Dort ist sie zufrieden, dort wo’s ihr gefällt,
Hinter den sieben Gleisen, das ist ihre Welt.

 

Text: Fridolin Tschudi und Kurt Früh,
Gesang: Cesar Keiser

 

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Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 03.05.2004
Version vom 24.05.2009
html-Status: 13.10.2009

 

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