Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

La Bête Humaine

 

Art: Spielfilm
Produktion: Frankreich 1939 (andere Angabe: 1938)
Regie: Jean Renoir
Farbe: schwarzweiß
deutscher Verleihtitel: „Bestie Mensch“
Laufzeit: 105'

 

Titel: La Bête Humaine, sw, Frankreich 1938

Genre: Drama
Regie: Jean Renoir
Stars: Jean Gabin, Simone Simon

Handlung:
Hoch dotierter französischer Filmklassiker. Der Roman Emile Zolas, der in den Anfangstagen der Eisenbahn spielt, ist hier ins Frankreich der 1930er Jahre übertragen. Hauptfigur ist ein durch erblichen Alkoholismus genetisch geschädigter, zu plötzlichen Gewaltanfällen neigender Lokführer (Jean Gabin), der zufällig Zeuge wird, wie sein Bahnhofsvorsteher aus Eifersucht den Paten und Geliebten von dessen Frau Severine (Simone Simon) ermordet. Der Lokführer schweigt, um Severine zu schützen, und beginnt ein heimliches Verhältnis mit ihr, bis er sie in nervlicher Zerrüttung ebenfalls tötet. Sehr schwarz, voller seelischer Abgründe, extrem eindrucksvoll fotografiert.

Bahnbezug:
Der gesamte Film spielt überwiegend auf dem Führerstand einer Pacific-Schnellzuglokomotive zwischen Paris und Le Havre oder im Depot mit Eisenbahnersiedlung von Le Havre. Man meint, den Alltag des Dampflokpersonals in den 30er-Jahren erahnen zu können, von der Schlackengrube bis zu den trostlosen Unterkünften. Am eindrucksvollsten sind aber die Fahraufnahmen, in unterschiedlichsten, damals revolutionären Perspektiven von der dahinrasenden Lok gefilmt: Die Dynamik der "Bestie" Lokomotive, der schlingernde Führerstand, der Lärm (Heizer und Führer können sich nur mit Gesten verständigen), der reißende Fahrtwind sind einzigartig herausgearbeitet, allein schon in der legendären Anfangssequenz, in der als weiteres Schmankerl auch Wasserschöpfen während der Fahrt zu sehen ist.

Subjektive Bewertung (von 1 bis 5):

Film insgesamt:*****
Menge an Bahnszenen:****
Qualität der Bahnszenen:*****

 

Rezensent: Moritz Gretzschel (e-mail: Moritz.Gretzschel@dlr.de)

 

JB: Ich danke Moritz Gretzschel für seine freundliche Genehmigung, seine Filmbesprechung hier bei EiF verwenden zu dürfen.

Hier die Original-URL dieses Texts, gehörend zur Seite Rezensionen von Filmen von Moritz Gretzschel (zu finden bei DER_MOBA, Die Webseite zur Usenet-Newsgroup de.rec.modelle.bahn).
Beachten Sie auch die Seite Modellbahn-Anlagenplanung von Moritz Gretzschel (im Bau befindliche Anlage „Mals im Vinschgau“ sowie „An African Bush Pig with a Saxon Heart“). – Darin außerdem: Gedanken zur Maßstäblichkeit, Auf dem Papier gebliebene Projekte, Vermischtes (darin u. a.: Liste der Farbtöne des RAL-Farbschemas und ihrer bahnspezifischen Verwendung), Weitere Hobbies (Malen und Zeichnen).

 


 

Inhalt

„So unausweichlich, wie die Schiene den Zug führt, fährt sein Lenker dem ererbten Verderben entgegen. Was er liebt, muß er töten. Dem Fluch nicht gewachsen, richtet er zum Schluß sich selbst. Führerlos rast nun auch der Zug ins Verderben. (In einer zweiten Version kann allerdings der Heizer die Lokomotive noch stoppen.) Originalton und berauschend direkte Fahrtaufnahmen machen den an Symbolen reichen Film fast zu einem Eisenbahndokument. Der Regisseur Jean Renoir bestand darauf, in natürlichem Umfeld zu drehen. Das hat die Intensität der schauspielerischen Leistung gesteigert, für den Kameramann gab es allerdings gefährliche Erlebnisse. Auf einer kleinen Plattform außen an der Lokomotive mehr hängend als stehend und von innen gehalten, um vom Fahrtwind nicht weggedrückt zu werden, wurde ihm bei der Einfahrt in einen Tunnel die Kamera aus den Händen gerissen.“
[Kino-Express, Seite 22]

„An die Dreharbeiten erinnert sich Regisseur Jean Renoir in seinen Memoiren: «Diese Direktaufnahmen der Eisenbahnszenen waren übrigens recht gefährlich. Die S.N.C.F. hatte uns ein etwa zehn Kilometer langes Schienenstück zur Verfügung gestellt, auf der [!] wir den Zug fahren lassen und anhalten konnten, wie wir es brauchten. An die Lokomotive hatten wir einen Flachwagen angehängt, auf dem der Generator für die Beleuchtung untergebracht wurde. An den angehängt war ein normaler Wagen, der den Schauspielern als Garderobe und zwischen den Szenen zum Ausruhen diente. [...]» (J. Renoir: Mein Leben und meine Filme, S. 123)“
[Kino-Express, Seite 59]

mit 2’C1’-Dampflok ETAT 231-592 (Depot Le Havre)

 

Protokoll der ersten Film-Phase

[Von JB notiert nach der deutsch synchronisierten Fassung des Films, ausgestrahlt in Südwest 3 am 21.11.1993; in geschweiften Klammern { } abweichende Angaben des Titel-Vorspanns der Originalversion, ausgestrahlt am 08.02.1993 von ARTE.]

 

Vorspann

 

[wolkiger Himmel, darin offenbar auch Dampflokwolken; ruhige Musik]

{PARIS FILM Production}

MM. HAKIM présentent < -- > [diese Zeichenfolge bedeutet hier: nachfolgend neue Schrift-Tafel]
JEAN GABIN < -- >
SIMONE SIMON < -- >
{dans LA BETE HUMAINE} IN: BESTIE MENSCH (LA BETE HUMAINE) < -- >
un film de JEAN RENOIR < -- >
inspiré du roman d’EMILE ZOLA < -- >
avec LEDOUX (Sociétaire de la Comédie Francaise) < -- >
BLANCHETTE BRUNOY
GERARD LANDRY
JENNY HELIA
COLETTE REGIS
CLAIRE GERARD
GERMAINE CLASIS
BERLIOZ
CORTEGIANNI
ANDRÉ TAVERNIER
ROUSSEL
PEREZ
JEAN RENOIR < -- >

et CARETTE < -- >

Directeur de Production: ROLAND TUAL < -- >
Assistant: CLAUDE RENOIR (AINÉ)
Assistante: SUZANNE DE TROEYE
Décors: LOURIÉ
Musique: J. KOSMA < -- >
Chef Opérateur: CURT COURANT < -- >
Opérateur: CLAUDE RENIOR [Jr ?]
Assistants Opérateurs: PECQUEUX, GUY FERRIER, NATTEAU, ALAIN RENOIR
Montage: MARG. HOULET RENOIR
Administrateur: LIOTIER
Régie: METCHIKIAN
Ingenieur du son: TEISSERE
Photos: SAM LEVIN
Avec l’obligeant concours de La Société Nationale des Chemins de Fer Tourné aux Studios PATHE-CINÉMA-[Enregistrement RCA-PHOTOGRAPHIE ?] < -- > [neuer „Wolken-Hintergrund“; in der deutschen Synchronisation ab hier Übersetzung des Texts von off-Sprecher vorgetragen (im Bild der französische Schrift-Text)]

Ce film est l’histoire de
JACQUES LANTIER, l’un des fils
d’Auguste Lantier et de Gervaise,
de la famille des
ROUGON-MACQUART < -- > [ab hier „Rolltext“]

"A certaines heures,
"il la sentait bien cette
"fêlure héréditaire.
"Et il en venait à penser
"qu’il payait pour les autres...
"les pères, les grand-pères
"qui avaient bu... les
"générations d’ivrognes dont
"il était le sang gâté.
"Son câne éclatait sous
"l’effort, dans cette angoisse
"d’un homme poussé à des
"actes où sa volonté
"n’était pour rien, et dont
"la cause en lui avait
" disparu."
    Emile Zola [Namenszug in Schreibschrift, sich wie beim Unterzeichnen entwickelnd, dann Porträtfoto von Zola eingeblendet; schließlich abblenden und Ende der Musik]

 

[Beginn der Spielhandung; Angaben „links“ beziehen sich hier auf den Blick in Fahrtrichtung, also auf die Lokführerseite]

 

Szenen-Protokoll

 

Nah: Feuertür einer Dampflok, Lokomotivpfiff, Heizerschaufel wirft Kohle hinein, Kamera fährt zurück: Heizer arbeitet, Kamera langsam nach links schwenkend: Lokführer
Dampfloktriebwerk während der Fahrt (linke Seite, Kamera dicht an Treibstangen)
Dampfzug: Streckenfahrt (von außen gesehen, Kamera schwenkt mit, bis der Zug vorübergefahren ist)
Führerstand (Blick nach links): Lokführer wischt sich die Hände, schaut zum Heizer, pfeift durch die Zähne
Führerstand (Blick nach rechts): Heizer schaut zum Lokführer
Führerstand (Blick nach links): Lokführer schaut zum Heizer, macht Andeutung „aus der Flasche trinken“ und dann eine auffordernde Handbewegung
Führerstand (Blick nach rechts): Heizer nimmt Handschuh, bedient Hebel
Blick nach vorwärts aus dem Führerstand (Lokführerseite): Fahrt unter Straßenbrücke, Durchfahrt Bahnhof (Stellwerk „2“)
Führerstand (Blick nach rechts): Heizer bedient Hebel, legt Handschuh ab
Führerstand (Blick nach links): Lokführer bedient Signalpfeife (Pfiff reicht bis in die folgende Einstellung)
Blick nach vorwärts aus dem Führerstand (Lokführerseite): Einfahrt in Tunnel
Dunkelheit (kurz)
Führerstand (im Tunnel): Heizer (mit fast zu Ende gerauchter Zigarette) bittet Lokführer schweigend um eine neue Zigarette, er erhält sie und zündet sie an.
Dunkelheit (länger), dann Blick aus dem Führerstand nach vorne (Lokführerseite): Ausfahrt aus dem Tunnel, Strecke, begegnender Dampfzug, Straßenüberführung
Blick nach rückwärts aus dem Führerstand (Lokführerseite): Lokführer, weit hinausgelehnt die Strecke beobachtend
Streckenblick nach vorne (zweigleisige Strecke)
Führerstand (linke Hälfte, Blick nach vorne): Lokführer, dann bei Schwenk zur Führerstands-Mitte auch der Heizer, der einen Tenderkasten öffnet und darin eine Bedienungs-Stange bewegt
Streckenblick nach vorne: zweigleisige Strecke, Beginn der Wassertröge zwischen den jeweiligen Schienen
Führerstand (linke Hälfte, Blick nach vorne): Lokführer ruft „los“, Heizer hantiert mit Bedienungsstange, Lokführer hilft ihm dabei und schaut dann nach vorne auf die Strecke
Streckenblick nach vorne: zweigleisige Strecke, Wassertröge
Führerstand (linke Hälfte, Blick nach vorne): Lokführer wendet sich wieder ins Führerhaus zurück, ruft „zurück“, er und der Heizer ziehen Bedienungsstange nach oben, Lokführer wendet sich nach vorne, bedient Armaturen
Streckenblick nach vorne: zweigleisige Strecke, Gitterbrücke
Führerstand (Blick nach links): Lokführer beobachtet aus dem Fenster gelehnt die Strecke, geht ganz zurück ins Führerhaus, pfeift dem Heizer zu, deutet auf sein eigenes Auge und dann nach vorne
Führerstand (Blick nach rechts): Heizer setzt seine Schutzbrille auf, beugt sich aus dem Führerstand, macht Armbewegung: „frei“
Führerstand (Blick nach links): Lokführer macht verstehende Kopfbewegung
Streckenblick nach vorne: zweigleisige Strecke, Rechtskurve, langer Viadukt, Lokomotivpfiff [Hier setzt Musik ein, die in der Folge immer triumphierenderen Charakter annimmt. Zuvor waren ausschließlich Eisenbahngeräusche und die spärlichen verbalen Mitteilungen von Lokführer und Heizer zu hören.], Durchfahrt Haltepunkt
Führerstand (Blick nach links): Lokführer blickt auf seine Taschenuhr, wischt sich die Hände
Blick seitlich nach links: vorüberziehende Beschriftung „LE HAVRE“ (mit Richtungspfeil) an einem Gebäude
Führerstand (Detail): Lokführer bedient Hebel, Kamera schwenkt nach oben: Lokführer lehnt sich aus dem Fenster (Blick nach links im Führerstand)
Streckenblick nach vorne: städtisches Umfeld, rechts Dampflok am Prellbock, Depot (Rechteckschuppen) mit zahlreichen Dampfloks (Kamera schwenkt darauf zu), Bekohlungsanlage (Kamera schwenkt wieder nach vorne)
Vorbeiziehende Gebäude (Blick nach links), darauf auch Beschriftung „LE HAVRE“
Streckenblick nach vorne: Einfahrt in einen Bahnhof (Le Havre, vermutlich), noch vor dem Stop des Zugs: abblenden, Schluss-Akkord der Musik

 

[Weitere Anmerkungen zu gezeigten Eisenbahn-Anlagen und -Fahrzeugen folgen, jedoch kein Film-Protokoll.]

 

Autoren dieser Filmbesprechung: Joachim Biemann und Moritz Gretzschel
Online: 29.10.2001
Status: 07.07.2004
html-Status: 13.10.2009

 

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