Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

The General

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 1926

Regie: Buster Keaton, Clyde Bruckman
Buch: Al Boasberg
nach der Erzählung „The Great Locomotive Chase“ von William Pittinger
Kamera: Devereux Jennings, Bert Haines
Darsteller: Buster Keaton, Marion Mack, Charles Smith, Frank Bernes, Glen Cavender, Jim Forley

Sound: stumm
Farbe: schwarzweiß
Laufzeit: 77'
deutscher Verleihtitel: „Der General“
1962: vertonte Fassung mit deutschen Zwischentiteln

 

Inhalt

„Aus einer wahren Begebenheit im amerikanischen Bürgerkrieg im Jahr 1862 hat Buster Keaton eine heroische Slapstick-Komödie gemacht: Es ist die Geschichte eines Kapitäns der Nordarmee, der vergeblich versuchte, durch Sabotageakte im feindlichen Hinterland die Bahnstrecke für den Nachschub unbrauchbar zu machen. Johnny Gray (Buster Keaton), der unbedarfte, gradlinige Lokomotivführer verhindert das waghalsige Manöver. Aber er handelt nicht aus politischen oder patriotischen Motiven, sondern weil der Nordstaatler ihm seine geliebte Lokomotive, den «General», und obendrein noch seine angebetete Annabelle Lee (Marion Mack) entführt hat. [...]

Das parodistische Prinzip des zeitlosen und bis ins letzte Detail kunstvollen Films besteht darin, daß Buster Keaton ständig eine historisch genau abgebildete Wirklichkeit mit den naiven unschuldigen Handlungen Johnnys konfrontiert. Keatons Bemühungen um Autentizität gingen so weit, daß er nicht irgendwelche Statisten engagierte, sondern richtige Soldaten. Und die Szene, in der die Holzbrücke brennend unter der an der Verfolgung beteiligten Lokomotive «Texas» zusammenbricht, ist nicht per Tricktechnik gestellt. Über 40 000 Dollar ließ Keaton sich den originalen Brückensturz kosten, das waren immerhin etwa acht Prozent des Produktionsbudget.

Auch wenn Der General sich nicht ausdrücklich gegen den Krieg richtet, so entlarven Buster Keatons absurde und dennoch realistische Alltagshandlungen das hartnäckige Bemühen, seine kleine unschuldige Welt nicht zu verlieren, die destruktive Logik und Aggessivität jeglichen kriegerischen Geschehens.“

[Meyer, Kino-Express, Seiten 65 f]

 

„Auch ein Kriegsmittel, aber wesentlich humaner und mit fast liebevoller Ironie geschmückt, ist die Lok in Buster Keatons Der General (USA 1926). In der dem Film zugrunde liegenden ziemlich erfolglosen historischen Lokomotiventführung im amerikanischen Bürgerkrieg (1862) mußten allerdings einige der Beteiligten ihr Leben lassen.“
[Meyer, Kino-Express, Seite 31.]

 

Historische Informationen

„The most famous railroad adventure to come out of the Civil War involved the Andrews raid, that hi-jacked the locomotive General, which in turn has become the most famous 4-4-0 in the world. The story of this behind-the-lines action has been the subject of histories, novels and movies, and the locomotive itself – which was preserved and even restored to operation during the years 1962-6 – has been the subject of a recent custodial court fight between the state of Georgia and the city of Chattanooga, Tennessee (Georgia won in a US Supreme Court decision).

On 12 April 1862, a party of twenty Union soldiers in civilian disguise, led by a civilian spy, James J. Andrews, slipped into the small Southern town of Marietta, Georgia, and boarded a northbound train of the Western and Atlanta Railroad. Their mission was to capture the train and head north, burning bridges and destroying telegraph lines behind them, with the grand objective of isolating Chattanooga from the rest of the South and making it vulnerable to attack by a waiting Union army. During a breakfast stop at Big Shanty, eight miles north of Marietta, Andrews placed his men in one of three boxcars, uncoupled the passenger cars and boarded the locomotive cab, along with Union engineer, who proceeded to speed the train out of town – all while the traincrew ate. With superb knowledge of railroad operations and schedules, and claiming he was carrying urgently needed gunpowder to the front, Andrews bluffed his way past two stations, where his train had to meet opposing trains on the single track line. Meanwhile, William A. Fuller, the conductor of the train Andrews stole, took pursuit on a handcar. At a siding, he found an old steam locomotive, which he rode to the next station. The time it took Fuller to clear the track from obstacles and to exchange locomotives was offset by the time it took Andrews to place the obstacles and wait out meets with opposing trains. After enlisting the locomotive Texas in the chase, Fuller was able to quicken the pursuit. Thus, Andrews did not have time to burn the bridges, that were the object of the mission and that would have prevented further pursuit. The General ran out of steam, and Andrews and his men took to the woods, only to be captured shortly thereafter.“
[Harold Edmonson: Across America. In: Trains around the World. London (Octopus Books) 1972. Seite 32.]

               

Übersetzung JB:

Das berühmteste Eisenbahn-Abenteuer, das im [US-]Bürgerkrieg stattfand, brachte der Andrews-Überfall mit sich. Bei ihm wurde die Lokomotive General entführt, die ihrerseits zur berühmtesten 4-4-0 [2’B-Dampflok] der Welt wurde. Die Story dieser Aktion hinter der Front wurde in Geschichten, Novellen und Filmen behandelt; die Lokomotive selbst – sie wurde erhalten und 1962 bis 1966 sogar betriebsfähig aufgearbeitet – wurde kürzlich Gegenstand einer [custodial = pflegerisch, vormundschaftlich] gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Staat Georgia und der Stadt Chattanooga, Tennessee (Georgia obsiegte in einer Entscheidung des US-Supreme Court [= höchster US-Gerichtshof].

Am 12. April 1862 sickerte in den kleinen Südstaaten-Ort Marietta, Georgia, eine Abteilung von 20 Soldaten der [Nordstaaten-]Union als Zivilisten verkleidet ein, angeführt vom Zivilspion James J. Andrews. Der Trupp bestieg einen nordwärts fahrenden Zug der Western and Atlanta Railroad. Der Auftrag des Trupps bestand darin, den Zug zu entführen und nach Norden vorzurücken, dabei Brücken in Brand zu setzen und die Telegraphen-Leitungen hinter sich zu zerstören. Das übergeordnete Ziel der Operation war, Chattanooga vom restlichen Süden abzuschneiden und dadurch ungeschützt gegenüber einem Angriff der wartenden Unions-Armee zu machen. Während eines Frühstücks-Stopps in Big Shanty, acht Meilen nördlich von Marietta, postierte Andrews seine Männer in einem von drei geschlossenen Güterwagen, kuppelte die Reisezugwaggons ab und bestieg das Lokführerhaus. Ihn begleitete ein Lokführer der Union, der den Zug dann schnell aus der Stadt fuhr – derweil aß das [ursprüngliche] Zugpersonal. Mit ausgezeichneter Kenntnis des Bahnbetriebs und des Fahrplans sowie mit der Behauptung, er befördere dringend benötigtes Schießpulver an die Front, trickste Andrews sich zwei Stationen weiter. Dort musste sein Zug auf der eingleisigen Strecke mit entgegenkommenden Zügen kreuzen. Inzwischen nahm William A. Fuller, der Zugführer des von Andrews gestohlenen Zugs, die Verfolgung mit einer Handhebel-Draisine auf. Auf einem Seitengleis fand er eine alte Dampflok vor, mit der er zum nächsten Bahnhof fuhr. Die Zeit, die Fuller benötigte, um das Gleis von Hindernissen zu befreien und die Lokomotiven zu tauschen, stand gegen die Zeit, die Andrews brauchte, um Hindernisse auf die Strecke zu bringen und Kreuzungen mit entgegenkommenden Zügen abzuwarten. Nachdem Fuller für die Jagd die Lokomotive Texas zur Verfügung stand, konnte er seine Verfolgung beschleunigen. Dadurch hatte Andrews keine Zeit mehr, Brücken abzubrennen, wie es das Ziel der Mission war und was auch eine weitere Verfolgung unmöglich gemacht hätte. Bei der General trat Dampfmangel auf, und Andrews und seine Leute flohen in die Wälder, wo sie kurze Zeit später gefangengenommen wurden.

 

Eisenbahn

mit 2’B-Schlepptender-Dampfloks der W. & A. R. R. (Western & Atlantic Railroad):

  • „General“, zusätzliche Betriebsnummer: „3“
  • „Texas“
  • Lok „5“
  • Lok „8“

Kurz-Informationen zu den historischen Lokomotiven:

General
Hersteller: Rogers, Ketchum & Grosvenor
Baujahr: 1855
steht heute im Southern Museum of Civil War and Locomotive History in Kennesaw, Georgia

Texas
Hersteller: Danforth, Cooke & Co.
Baujahr 1856
steht heute im Atlanta Cyclorama & Civil War Museum

Eine ausführliche „Biographie“ der Lok „General“ finden Sie bei About North Georgia. Dort heißt es unter anderem, dass die echte „General“ weder im Keaton-Film noch in „The Great Locomotive Chase“ noch in „Railroad Raiders of ’62“ verwendet wurde.

 


 

weiterer Film zum Thema

 

The Great Locomotive Chase

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 1956
Regie: Francis D. Lyon (Kino-Express gibt an: „Franás D. Lyon“)
Darsteller: Fess Parker, Jeffrey Hunter, Jeff York, William Campbell, John Lupton, Slim Pickens
Produktion: Walt Disney
Farbe: Technicolor, Scope
Laufzeit: 85’ (andere Angabe: 87’)
TV-Titel in den USA (1961): „Andrew's Raiders“
deutscher Verleihtitel: „In geheimer Mision“

 

Auch dieser Film behandelt die Zugentführung im US-Bürgerkrieg des Jahres 1862.

 

Eisenbahn

„Die originalen Lokomotiven standen zwar zur Verfügung, aber sie waren nicht mehr fahrtüchtig, daher wurden ähnliche Zugmodelle [gemeint sind Lokomotiven; JB] entsprechend umgebaut. Da fast der gesamte Film auf und um die Züge herum spielt, legte jede Lok während der Dreharbeiten annähernd 2000 Kilometer zurück, bis alle zuweilen unübersichtlich geratenen Verfolgungsjagden mit der Kamera festgehalten waren.“
[Meyer, Kino-Express, Seite 67]

 

Denis Storck schreibt per E-Mail (02.03.2003) zu diesem Film:

At the B&O Railroad Museum there is still an operating 4-4-0 steam engine #25, The "William Mason". It is the one that was in the great locomotive chase. This engine was also used in the movie version of "The Wild Wild West". The movie company painted over the gray and red scheme and colored it green. This is still the livery it is in now. It was also used in the Disney movie "Forever Tuck" and a recent movie "Gods and Generals". I have not seen either one so I don't know how or when it appears.

On February 17th during a very large snowstorm, about 1/2 of the roof of the roundhouse of the B&O Museum collapsed. The building was built in 1884 and house many of the steam engines of the museum. They are still trying to removed debris to see how badly damaged the collection is. If you like you can check at B&O Museum.

               

Übersetzung JB:

Beim B&O Railroad Museum existiert immer noch eine betriebsfähige 2’B-Dampflok: Nummer 25 mit dem Namen „William Mason“. Sie ist in dem Film „The Great Locomotive Chase“ zu sehen. Diese Maschine wurde auch in der Filmversion „The Wild Wild West“ verwendet. Die Filmgesellschaft übermalte die grau/grüne Lackierung der Lok mit grüner Farbe. Diese Farbgestaltung trägt sie noch heute. Die Lok wurde ebenfalls verwendet im Disney-Film „Forever Tuck“ [derzeit keine Angaben über diesen Film zu ermitteln] und in dem neuen Film „Gods and Generals“ [USA 2003, Regie Ronald F. Maxwell]. Von diesen Filmen habe ich noch keinen gesehen, so dass ich nicht weiß, wie oder wann die Lok dort auftaucht.

Am 17. Februar [2003] brach beim B&O Railroad Museum etwa die Hälfte des Ringlokschuppen-Dachs während eines sehr heftigen Schneesturms zusammen. Das 1884 errichtete Gebäude beherbergt viele Dampfloks des Museums. Man versucht dort immer noch, die Trümmer zu beseitigen, um die Schäden der Sammlung festzustellen. Sie können dies nachsehen beim B&O Museum.

 

Weitere Informationen laut Wanderer vs. Wanderer:

Die Disney-Studios mieteten die ex-Virginia and Truckee Nº 22 „Inyo“ der Paramount Studios sowie die Baltimore and Ohio Nº 25 „William Mason“ des B&O Railroad Museums. Für den Film verwendet wurden außerdem die Lokomotive „Lafayette“, die die „Yonah“ darstellt, sowie zusätzliche Güter- und Reisezugwaggons der B&O. Disney ließ außerdem fünf box cars (geschlossene Güterwagen) eigens für diese Produktion bauen.

Zahlreiche der Filmszenen wurden in Clayton, Georgia, auf der Tallulah Falls Railroad gedreht. Beide Dampfloks legten mehr als 1000 Meilen zurück, wobei sie häufig mit (für die dargestellte Zeit des US-Bürgerkriegs) hoher Geschwindigkeit fuhren.

 

Schließlich ist der Spielfilm „Railroad Raiders of ’62“ (USA 1911, Laufzeit 12’) zu erwähnen. Auch er stellt den Andrews-Überfall dar.

 

Literatur

Ulfilas Meyer: Kino-Express. Die Eisenbahn in der Welt des Films. München und Luzern (Verlag C. J. Bucher) 1985. Seite 67.

 

Autor dieser Filmbesprechungen: Joachim Biemann
Online: 01.01.2001
Version vom 15.07.2007
Status: 18.11.2007
html-Status: 13.10.2009

 

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