Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Lawrence of Arabia

 

Art: Spielfilm
Produktion: GB 1962
Regie: David Lean
Farbe: Technicolor
Laufzeit: 222' – [UK: 202'; UK (1970): 187'; UK (erste Schnittversion): 210'; UK (Director’s cut): 216'; Ulfilas Meyer (Kino-Express) gibt an: 214']
deutscher Verleihtitel: „Lawrence von Arabien“

Darsteller (laut IMDb): Peter O’Toole, Alec Guinness, Anthony Quinn, Jack Hawkins, Omar Sharif, José Ferrer, Anthony Quayle, Claude Rains, Arthur Kennedy, Donald Wolfit, I. S. Johar, Gamil Ratib, Michel Ray, John Dimech, Zia Mohyeddin

 

Inhalt

Im Ersten Weltkrieg gelingt es dem britischen Offizier T. E. Lawrence (Peter O’Toole) im Auftrag von Prinz Faisal (Alec Guiness), in Begleitung des Stammesführers Sherif Ali (Omar Sharif) und fünfzig weiteren Beduinen die Große Nefud in einem Gewaltmarsch zu durchqueren. Zusammen mit dem Stamm der Howeitat unter Auda ibu Tayi (Anthony Quinn) greifen sie die türkischen Besatzer in Akaba an und können die landseitig ungenügend geschützte Garnison am Roten Meer erobern. Daraufhin erhalten die arabischen Rebellen von General Allenby (Jack Hawkins) in Kairo die notwendige moderne Bewaffnung, um unter der Führung von Lawrence die Nachschublinien der Türken – insbesondere die Bahnstrecke zwischen Damaskus und Medina – angreifen zu können.

 

Eisenbahn


„Eisenbahnunglück in der Wüste mit originalen Lokomotiven vor dem Hintergrund der türkisch-arabischen Auseinandersetzungen im Ersten Weltkrieg.“
[Ulfilas Meyer: Kino-Express. München und Luzern (Verlag C. J. Bucher) 1985. Seite 100.]


Die auf der Autobiografie „Die sieben Säulen der Weisheit“ basierende Monumentalverfilmung muss in jeglicher Beziehung als grandios bezeichnet werden, auch wenn David Lean aufgrund der exorbitant ansteigenden Produktionskosten in der Folge diverse Kompromisse eingehen musste, was sich schließlich auch auf die noch immer äußerst authentisch wirkenden Eisenbahn-Szenen auswirkte. Deshalb entspricht die Aussage in „Kino-Express“, dass „original Lokomotiven und Wagen“ zum Einsatz kamen, nur insofern den Tatsachen, als es sich um epochengerechtes Rollmaterial aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg handelt.

Denn die Dreharbeiten zum Sturm auf Akaba und zu den legendären Überfällen auf die mit 1050 Millimetern schmalspurige Hedschasbahn 1) fanden nicht am Originalschauplatz in Jordanien statt, sondern in Südspanien, wo zudem auch die in Kairo, Jerusalem und Damaskus spielenden Episoden entstanden. Akaba wurde beispielsweise als Kulissenstadt mit etwa 300 Bauten innerhalb von zwei Monaten bei Carboneras an der Playa del Algarrobico aus dem Boden gestampft – inklusive zweier mächtiger Attrappen von seewärts gerichteten Festungsgeschützen.

Derweil wurde in der damaligen Dünenlandschaft im Hinterland der Playa de las Amoladeras zwischen Almeria und Cabo de Gata etwa zwei Kilometer Schienen verlegt – notabene in spanischer Breitspur von 1668 Millimetern. Auf diesem Gleisabschnitt inszenierte Regisseur Lean sämtliche eisenbahn-spezifischen Szenen, wobei als spektakulärer Höhepunkt die mittels Sprengstoff herbeigeführte Entgleisung eines ganzen Zuges unvergesslich bleibt. Diese Einstellung musste denn auch im ersten Anlauf klappen, wobei mit sieben Kameras gleichzeitig gefilmt wurde. Später folgt eine weitere Episode, als ein Frachtzug mit Pferden an Bord überfallen wird, wobei auch zwei Nachbauten des „Rolls-Royce Armoured Car“ (Panzerwagen) von 1914 zu sehen sind.

Kesselverlängerung und zusätzliche Vorlaufachse

Für beide Sequenzen wurde bei den Spanischen Staatsbahnen (RENFE) ausgemustertes Rollmaterial beschafft – nebst zwei Dutzend Personen- und Güterwagen (alle zweiachsig) auch eine Dampflok der Bauart „Mogul“ – und vermutlich per Tieflader an den Drehort gekarrt. Konkret handelt es sich um die RENFE-Maschine 130-235 mit zweiachsigem Schlepptender, welche ursprünglich als Dreikuppler (Ch2) anno 1886 bei Cockerill in Belgien gebaut worden war. Von der ANDALUCES 2) als Nº 179 in Betrieb genommen, erfolgte anno 1909 der Umbau zur „Mogul“ (1’Ch2) mittels Kesselverlängerung und Einbau einer Vorlaufachse, worauf die Zweizylinder-Lok als Nº 1478 geführt wurde.

In beiden Episoden ist die Maschine noch nahezu im Originalzustand von 1909 zu sehen, wobei zuerst die Sequenz mit dem Pferdetransport gedreht werden musste. Darin läuft vorneweg ein Flachwagen mit MG-Schützen, derweil hinter der Lok nicht weniger als 14 Niederbordwagen sowie ein Dienstwagen eingereiht sind. Die Entgleisung in der zuvor gezeigten Episode betrifft hingegen einen PmG (Personenzug mit Güterbeförderung), der sich aus sieben Teakholz-Sitzwagen, einem Stückgutwagen, zwei Hochbordwagen und einem Dienstwagen zusammensetzt. Bei den Reisezugwagen mit Bühneneinstiegen dürfte es sich um ehemalige Fahrzeuge der MZA 3) handeln, darunter die früheren Erstklasswagen AA-325 und AA-328, welche innerhalb der Serie Afv 316 bis 374 (CAF de Beasain 1912) geliefert worden waren.

Auch die schmalspurige Hedschasbahn setzte Dampfloks der Bauart „Mogul“ ein, welche ab 1912 als Nº 50 bis 66 (1’Cn2, Hartmann sowie Jung, 1906/07) geführt wurden, wobei Maschine Nº 54 ebenfalls von einem Sabotageakt der aufständischen Araber betroffen war.

   

1) Chemin de Fer du Hedjaz
2) Compañía de los Ferrocarriles Andaluces
3) Compañía de los Ferrocarriles de Madrid a Zaragoza y Alicante

Autor dieses Beitrags: Manuel Gurtner
Online: 26.03.2002
Version vom 10.08.2014

 

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