Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

The Bridge at Remagen

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 1969
Regie: John Guillermin
Laufzeit: 112' (andere Angabe: 115')
Farbe: Technicolor (andere Angabe: DeLuxe)
Sound: Mono
deutscher Verleihtitel: „Die Brücke von Remagen“

 

Titel-Angaben (notiert von JB nach der am 07.05.1995 von der ARD ausgestrahlten deutsch synchronisierten Fassung):

 

David L. Wolper zeigt

Die Brücke von Remagen

In den Hauptrollen
George Segal
Ben Gazzara
Robert Vaughn
Bradford Dillman
Peter van Eyck

in weiteren Hauptrollen
Hans Christian Blech
Heinz Reincke
Joachim Hansen
Sonja Ziemann
Anna Gael

als Gast
E. G. Marshall

mit Bo Hopkins, Robert Logan, Matt Clark,
Steve Sandor, Frank Webb, Tom Heaton,
Paul Prokop, Fritz Ford

und Richard Münch,
Günter Meisner, Vit Olmer, Rudolf Jelinek,
Rudolf Kalina, Pavel Solty, Rolf Jahncke,
Zdanel Braunschlager

Produktions-Planung: Alfred Sweeney, jr.
Bauten: Bohuslav Kulic
Garderobe: Frank Balchus
Requisiten: Donald Nunley
Produktions-Koordination: George Frederick
Masken: Miloslav Jandera
Ton: Al Overton, Hans Ebel
Überwachung des Double-Einsatzes: Hal Needham
Skript: Marion Mertes
© Copyright MCMMLXIX Alle Rechte vorbehalten
by Wolper Pictures, Ltd.

Aufgenommen in PANAVISION
Farbe Technicolor

Bauleitung: Hendrik Wynands
Produktionsleitung: Ottavio Oppo, Jiri Pokorny, Horst Meyer
Sekretariat der Herstellungsleitung: Jean Baker
Produktions-Sekretariat: May Capsaskis, Irmgard von Rüxleben
Filmgeschäftsführung: Yannoulla Wakefield, Robert Pedersen

Regie-Assistenz: Reggie Callow
Spezial-Effekte: Logan R. Frazee
Technische Beratung: Col. Cecil Roberts USA Ret., Rep. Ken Hechler (W.Va.)
Herstellungsleitung: Milton Feldman
Regie 2. Stab: William Kronick
Besetzung: Lynn Stalmaster

Co-Produzenten: Julian J. Ludwig, Theodore Strauss
Bildschnitt: William Cartwright, Harry Knapp, Marshall Neilan
Bild: Stanley Cortez A.S.C.
Drehbuchberatung: Theodore Strauss
Musik und musikalische Leitung: Elmer Bernstein

Drehbuch: Richard Yates, William Roberts
Idee: Roger Hirson

Produktion: David L. Wolper

Regie: John Guillermin

 

 

Inhalt

Die Eroberung der Remagener Brücke durch die amerikanischen Streitkräfte im März 1945. – „Anfang März [1945] befiehlt Hitler, die letzte intakte Rheinbrücke zu sprengen, um den Vormarsch der Amerikaner zu stoppen. Major Krüger verzögert die Sprengung. Er will den 75000 deutschen Soldaten auf der anderen Rheinseite den Rückzug nicht abschneiden. Er muss dafür büßen.“ [Gong]

 

 

Remagen an der Moldau

Von Manuel Gurtner

 

Bereits das Intro vor dem eigentlichen Vorspann zeigt eine Schlepptenderlok der CSD-Baureihe 434 (Achsfolge 1’D) mit Giesl-Flachschornstein, welche einen Verwundetentransport der deutschen Wehrmacht über den Rhein bei Oberkassel schleppt. Die anrückenden Panzer der US-Army dicht auf den Fersen – diese werden wiederum von deutscher Artillerie am Ostufer unter Feuer genommen – passiert der Zug die Brücke unter anhaltendem Pfeifen, worauf der Rheinübergang unmittelbar danach von der Wehrmacht gesprengt wird. Damit verbleibt nur noch „Die Brücke von Remagen“.

Die sogenannte „Ludendorff-Brücke“ wurde während des Ersten Weltkrieges auf Drängen der deutschen Generalität erbaut, um die Westfront schneller mit Truppen und Kriegsmaterial versorgen zu können. Das Bauwerk wurde vom Mannheimer Architekten Karl Wiener geplant, hatte eine Länge von 325 Metern und erreichte eine maximale Höhe von 29,25 Metern. Außer den zwei Geleisen war auch ein Fußgängersteg vorhanden.

Der gleichnamige Film ist meines Erachtens – in bezug auf die Locations und den technischem Aufwand – einer der authentischsten Produktionen des Genres, auch wenn die schweren Gefechte in Remagen und um die Brücke fiktiv sind und somit nicht den historischen Tatsachen entsprechen. Dafür aber wird auf die meist übliche Kriegsverherrlichung weitgehend verzichtet, und mitunter sind auch kritische Aspekte eingeflochten. Der Star aber bleibt bis zuletzt die „Ludendorff-Brücke“. Inszeniert wurde in der damaligen CSSR, einerseits an der Moldau bei Davle (etwa 20 Kilometer von Prag entfernt), andererseits in Most (am Rande des Erzgebirges).

Most und Davle als Filmkulissen

Most – das sudetendeutsche Brüx – mit seiner Altstadt samt Schlossberg diente als natürliche Kulisse für die in und um Remagen spielenden Szenen. Nicht nur wurde die spätgotische Stadtkirche (erbaut 1517 bis 1549 von J. Heilmann) dank einer Turm-Attrappe in die Remagener St. Apollinaris-Kirche verwandelt, sondern die Behörden gaben auch die Erlaubnis zum Sprengen ganzer Häuserzeilen, weil ein Großteil der Altstadt einer geplanten Erweiterung der Braunkohlegewinnung weichen sollte.

Die Straßenbrücke über die Vlatava (Moldau) bei Davle entsprach in etwa der „Ludendorff-Brücke“, musste aber wesentlich modifiziert werden. Nachdem die Konstruktion um zusätzliche Gerüstbauten ergänzt worden war, wurde die Brücke an beiden Enden mit jeweils zwei der – am Originalschauplatz in Remagen noch immer vorhandenen – Wehrtürme versehen. An der Ostseite wurde zudem ein etwa 50 Meter langer Stollen in den Steilhang gesprengt und mit einem Portal versehen, welcher den 383 Meter langen Tunnel durch die „Erpeler Ley“ simulieren sollte – was alleine schon Kosten von 150 000 Dollar verursachte. Die Fahrbahn auf der Brücke wurde mit einem Geleise versehen, das bis in den Stollen reichte, wobei die Schienen im Brückenbereich mit Holzbohlen ausgekleidet wurden. Da der Verkehr über die Brücke und in der Umgebung durch die Umbau- und Dreharbeiten während vier Monaten stark behindert war, errichtete man flussabwärts eine provisorische Fähre.

Gegenüber von Davle – am Ostufer der Moldau entlang – führt die eingleisige Kursbuchstrecke 210 (Prag – Cercany) vorbei, welche im Film von einem deutschen Truppentransport in Richtung „Remagen“ befahren wird. Der Zug wird dabei von den am gegenüberliegenden Ufer aufgefahrenen US-Panzern unter Feuer genommen, worauf die mit Artillerie und Munition beladenen Wagen explodieren.

Kunststück vom Perfektionisten

Dem Zuschauer und/oder Eisenbahnkenner wird während dieser Szenen rasch ersichtlich, dass anhand der in Davle herrschenden Topographie eine tatsächliche Streckenführung zur beziehungsweise über die Brücke wie beim damaligen Knotenpunkt Remagen gar nicht möglich sein kann. Trotzdem gelang dem Perfektionisten Guillermin das Kunststück, die Kamerapositionen jeweils so zu wählen, dass man die Brücke tatsächlich in Most wähnt statt in Davle und zur Überzeugung gelangen muss, dass Most an der Moldau liegt.

Die eingangs erwähnte Szene mit dem Lazarettzug auf der Rheinbrücke bei „Oberkassel“ wurde flussaufwärts auf der Zweiglinie Richtung Dobris gedreht, welche die Moldau zwischen Skochovice und Mechenice auf einer großen Bogenbrücke überquert.

Die eigentlichen Dreharbeiten starteten am 6. Juni 1968 und fanden durch die Invasion der Truppen des Warschauer Paktes am 21. August 1968 (anlässlich des „Prager Frühlings“) ein abruptes Ende, musste sich doch die gesamte amerikanische Film-Crew schnellstmöglich aus der CSSR absetzen. Ein Teil rettete sich mit den verfügbaren Zivilfahrzeugen via Pilsen über die westdeutsche Grenze nach Nürnberg. Für den Rest der Crew rekrutierte Produzent Wolper eine Flotte von 20 Taxis, mit denen die Flucht über die österreichische Grenze bei Gmünd gelang. Die Dreharbeiten wurden danach in Hamburg sowie in Castelgandolfo, der italienischen Sommerresidenz des Papstes, abgeschlossen.

 


 

„[Der Autor berichtet über Gespräche mit den Filmleuten; JB] Dann folgt auf die Frage, warum man den Rhein mit der Moldau und das Städtchen Remagen mit dem tschechischen Ort Davle vertauscht habe, die unerwartete Antwort, daß man es nicht so sehr aus Gründen der Aehnlichkeit von Landschaft und Brücke getan habe, sondern hauptsächlich weil die tschechischen Behörden eine Mitarbeit angeboten hatten, die anderswo gar nicht durchführbar gewesen wäre. Man hat beispielsweise den Verkehr auf dem Fluß während der Filmarbeit unterbrochen, die Brücke ganz den Hollywoodleuten überlassen und sie provisorisch durch eine Fähre stromabwärts ersetzt. Seit Anfang des Jahres [= 1968; JB] haben im Städtchen Davle die unglaublichsten Veränderungen stattgefunden, die Brücke hat Türme erhalten; an einem Ende wurde sie gehoben und ein Tunnel in den Felsen gebaut. Und das alles, um die Eroberung der Brücke durch die Amerikaner im März 1945, die als eines der bedeutendsten Ereignisse des Krieges betrachtet wird, dokumentargetreu erzählen zu können.“

[Bert Reisfeld: Die Brücke von Remagen liegt bei Prag – Hollywood dreht in der Tschechoslowakei. In: Stuttgarter Zeitung, 13.08.1968]

 


 

Remagener Brücke
 
Blick über Remagen zur Brücke, am linken Bildrand die Erpeler Ley

 

Technische und historische Daten der Remagener Brücke

– zusammengestellt von JB –

  • Bezeichnung: Ludendorffbrücke (Name von Kaiser Wilhelm II. verliehen)
  • Auftraggeber und Bauherr: Preußische Staatseisenbahn (drei Viertel der Baukosten vom Kriegsministerium getragen)
  • architektonische Gestaltung: Karl Wiener (auch Gestalter der zur selben Zeit errichteten Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Neuwied)
  • Bauzeit: 1916 bis 1918
  • Lage: Stromkilometer 632,800 des Rheins, zwischen Remagen (linksrheinisch) und Erpel (rechtsrheinisch)
  • Bauart: stählerne Eisenbahnbrücke,
    Hauptöffnung als Zweigelenkfachwerkbogen (Länge 156,2 Meter),
    Seitenöffnungen als parallelgurtige Balkenträger (Länge je 86,9 Meter)
  • in Betrieb genommen: 01.09.1919 (für den Reisezugverkehr freigegeben 15.07.1926)
  • über die Brücke geführte Eisenbahnstrecke angeschlossen (alle Anlagen zweigleisig, Gesamtlänge 5,39 Kilometer):
    Richtung Süden an die linke Rheinstrecke (bei Block Kripp);
    Richtung Westen an die Ahrtalstrecke (Verbindung dorthin kreuzugsfrei ausgefädelt bei Block Viktoriaberg, nach Überschreiten der Rheinstrecke einmündend in die vom Bahnhof Remagen kommende Ahrtalbahn bei Block Reisberg, außerdem nahegelegene Verbindung zwischen Rheinstrecke und Ahrtalbahn über Block Hellenberg und Block Ahrbrücke);
    Richtung Norden an die rechte Rheinstrecke (diese kreuzungsfrei überquert, anschließend im Bogen geführter Tunnel durch die Erpeler Ley, Einmündung in die Rheinstrecke bei Block Erpeler Ley)
  • Eroberung durch die US-Army: 07.03.1945 (zwei Infanterie-Einheiten, eine Panzerdivision)
  • Einsturz: 17.03.1945 (ein Teil der Vorlandbrücken sowie die Brückentürme unbeschädigt geblieben), Todesopfer dabei: 28 US-Soldaten
  • 1970er Jahre: Stadt Remagen erwirbt linksrheinischen Brückenkopf von der Deutschen Bundesbahn, in den dortigen Türmen die Gedenk- und Begegnungsstätte Friedensmuseum Brücke von Remagen eingerichtet (finanziert teilweise aus dem Verkauf von Steinen der 1976 abgetragenen Strompfeilertürme; Museum eröffnet 17.03.1980)

 

Remagener Brücke
 
Ansicht der Remagener Brücke Richtung flussabwärts, rechts die Erpeler Ley

 


 

Autoren dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner und Joachim Biemann
Online: 25.03.2000
Version vom 18.05.2003
html-Status: 13.10.2009

 

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