Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Shadow Of A Doubt

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 1943
Regie: Alfred Hitchcock
Farbe: schwarzweiß
Laufzeit: 117'
Deutscher Verleihtitel: „Im Schatten des Zweifels“

 

Inhalt

Der mehrfache Witwen-Mörder Charles Oakley (Joseph Cotten) reist per Bahn von Philadelphia quer durch die USA nach Santa Rosa (US-Bundesstaat Kalifornien) – die Heimatstadt seiner Nichte Charlotte, genannt „Charlie“ (Teresa Wright) – um sich dem drohenden Zugriff der Polizei zu entziehen. Auch das Finale spielt im fahrenden Zug, mit welchem sich der offensichtliche Psychopath nach San Francisco absetzen will. Im Kampf mit seiner Nichte fällt der vermeintlich liebe Onkel Charlie schließlich aus der Waggontür – geradewegs vor einen kreuzenden Güterzug.

 

Eisenbahn

Die Dreharbeiten fanden größtenteils am Originalschauplatz statt, welcher nördlich von San Francisco gelegen – nur etwa 30 Kilometer vom Küstenort Bodega Bay entfernt ist, wo zwanzig Jahre später die Außenaufnahmen zu seinem berühmten Schocker „The Birds„ („Die Vögel“) gedreht wurden. Den Auftakt bildet eine in Parallelfahrt gefilmte Einstellung mit der Schlepptenderlok Nº 140 (2’Ch2, Serie Nº 136 bis 141, ALCO 1914) der Northwestern Pacific (NWP), wobei die „Ten Wheel“ noch bis 1954 im regulären Einsatz stand und anschließend als Heizlok im Depot Tiburon ihr Gnadenbrot verdiente.

Es folgt eine mittels Studiokulissen und Rückprojektion gedrehte Dialogszene, in welcher der Schaffner die baldige Ankunft in Santa Rosa ankündigt, worauf Hitchcocks „Cameo“ als kartenspielender Fahrgast zu sehen ist. Offensichtlich spielt die Episode in einem Pullman-Schlafwagen vom Typ „Open Section“, wobei die Betten in Tagesstellung gebracht sind – mit Ausnahme von Oakleys Section 1). Laut der Bemerkung eines in die Ferien reisenden Arztes soll Oakley ein schwerkranker Mann sein, weshalb sein Bett während der ganzen Fahrt bei zugezogenen Vorhängen in Nachtstellung verbleibt.

Während der Einfahrt des nordwärts in Richtung Eureka fahrenden Zuges in den in einer leichten Kurve gelegenen Bahnhof Santa Rosa entpuppt sich die symbolträchtig qualmende Lok beim Näherkommen jedoch als NWP-Maschine Nº 142 (2’Ch2, Serie Nº 142 bis 143, Baldwin 1922), welche ebenfalls mit einem Vanderbilt-Tender gekuppelt ist, wobei die Ausmusterung 1953 erfolgte. Dahinter ist ein vierachsiger Gepäckwagen der NWP-Klasse 60-B vom Typ „Harriman“ (PSC 1915) eingereiht, gefolgt von zwei vierachsigen Harriman-Sitzwagen und dem sechsachsigen Schlafwagen schwerer Bauart vom Typ „Pullman Heavyweight 12-1 Sleeper“ (12 Sections, 1 Drawing Room).

Zugfahrt mit „Onkel Charly“

Am Ende verlässt Oakley notgedrungen die Stadt, als Charlotte damit droht, ihn als den wahren „Merry Widow Murderer“ zu entlarven. Bereits die finale Bahnsteig-Episode wurde größtenteils nicht mehr unmittelbar vor Ort gedreht, wie anhand der fast ausschließlich mittels Rückprojektion gedrehten Einstellungen vermutet werden kann. Die südwärts in Richtung Schellville fahrende Garnitur ist kurz in der Totalen zu sehen und mit der eingangs gezeigten NWP-Lok Nº 140 bespannt. Nachdem die beiden den Schlafwagen vom Typ „Pullman Heavyweight 10-1-2 Sleeper“ (10 Sections, 1 Drawing Room, 2 Compartments) geentert haben, lässt „der liebe Onkel Charlie“ zuerst das Gepäck einer offensichtlich vermögenden Dame von deren Compartment 2) in seinen Drawing Room 3) bringen und verwickelt danach seine Nichte solange in ein Gespräch, bis der Zug wieder anfährt.

Oakley bugsiert in der Folge die sich wehrende „Charlie“ in Richtung offene Waggontür, um sie aus dem immer schneller fahrenden Zug zu stoßen. Während des Gerangels gelingt es der jungen Frau, sich loszureissen, worauf Oakley das Gleichgewicht verliert, aus dem Zug stürzt und unter einen entgegenkommenden Güterzug gerät. Auch diese Einstellungen entstanden mit Hilfe von Studiokulissen, wobei die entsprechende Rückprojektion offensichtlich auf der Southern Pacific (SP) gedreht wurde, wie die Consolidation-Schlepptenderlok der Klasse C-8 (1’Dh2, Nº 2694 bis 2751, Baldwin/Schenectady, ab 1911) beweist, wobei es sich um eine der SP-Maschinen Nº 2706, 2708 oder 2709 handelt. Die anschließende Überblendung mit der bereits im Vorspann gezeigten Tanz-Szene lässt wieder ein paar Takte des Walzers „Lippen schweigen“ aus der Lehár-Operette „Die lustige Witwe“ erklingen.

   

1) Offener Saal mit Mittelgang; untere Betten aus den gegenüberliegenden Sitzen gebildet; Obere Betten werden aus der Wand herausgeklappt; Sektionen durch Vorhänge getrennt
2) Abteil entspricht etwa eineinhalbfacher Größe eines normalen Abteils; Bettenanordnung teils in Längs-, teils in Querrichtung; beweglicher Fauteuil und separater Waschraum/WC
3) Abteil entspricht doppelter Größe, geeignet für zwei bis drei Personen; Bettenanordnung teils in Längs-, teils in Querrichtung; zwei bewegliche Fauteuils und separater Waschraum/WC

Der Bahnhof – The Santa Rosa Depot

Das Original-Gebäude stammte aus dem Jahr 1872 und war ein zweigeschossiger Holzbau, welcher anno 1903 ein Raub der Flammen wurde. Ein Jahr später erfolgte unter der Leitung von vier italienischen Steinmetzen mittels einer Konstruktion aus Basaltstein und Redwood-Hölzern – das Gestein stammte aus den Hügeln östlich der Stadt – der Wiederaufbau. Das jetzt noch eineinhalbgeschossige Gebäude überstand das große Erdbeben von 1906 unbeschadet und diente in der Folge bis 1958 dem Passagierverkehr.

1993 übernahm die Stadtverwaltung das Depot von der NWP mit der Absicht, dieses nach entsprechender Restaurierung wieder dem öffentlichen Publikum zugänglich zu machen. In der Zwischenzeit wurde die städtische Handelskammer im ehemaligen Bahnhofsgebäude einquartiert. Seit 1979 figuriert das ganze Areal im Register der historischen Stätten von nationaler Bedeutung, was garantierte, dass die Aufarbeitung durch das Secretary of the Interior’s Standards for Rehabilitation und dem State Office of Historic Preservation überwacht wurde. Heute beherbergt das ehemalige Depot unter anderem die Northwestern Pacific Railroad Historical Society.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 05.08.2002
Version vom 10.08.2014

 

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