Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Solino

 

Art: Spielfilm
Produktion: Deutschland 2002
Regie: Fatih Akin
Farbe
Laufzeit: 124'

 

Inhalt

Der Film zeigt die Geschichte italienischer Einwanderer in Duisburg 1964, deren Leben (sie eröffnen die erste Pizzeria in der Stadt) und teilweise ihre Rückkehr nach Italien.

 

Eisenbahn

Die Auswanderung beginnt klassisch: Zu sehen ist ein süditalienischer Bahnhof namens „Solino“ mit der Ausfahrt eines Zugs. Die Station habe ich im Bahnhofs-Verzeichnis allerdings nicht gefunden. Zu sehen ist ein orange/beiger Breda-Dieseltriebwagen älterer Bauart (1958). Solche Fahrzeuge genau in dieser Lackierung habe ich auf der Ferrovia Sud Est (FSE) ganz unten im „Stiefelabsatz“ Italiens gesehen; noch im Jahr 2000 bin ich damit gefahren. Nach einem Fotovergleich kann ich sagen, dass alle Eisenbahnaufnahmen in Italien auf der FSE und mit deren Fahrzeugen gedreht wurden. Auch der Bahnhof „Solino“ ist ganz typisch für diese Bahn.

Die Ankunft in Duisburg wird mit einer Bahnhofshalle (Drehort: Hagen, siehe unten) und grünen DB-Reisezugwagen dargestellt, dabei sind keine Triebfahrzeuge zu sehen. Das Familienoberhaupt beginnt später im Bergbau zu arbeiten. Es wird das Einsteigen und die Abfahrt eines Untertagezuges mit so genannten U-Booten (niedrigen Stollen-Personalwaggons) gezeigt, jedoch ohne sichtbare Lok.

1984 kehrt ein Teil der Familie nach Italien zurück, wieder kommt man mit dem Zug in „Solino“ an – diesmal mit einem moderneren Dieseltriebwagen (VT), der die Nummer „AD 31“ trägt. Damit müsste es sich um einen VT aus der 1978 für die FSE gebauten Triebwagen analog der Serie ALne 778 der italienischen Staatsbahn FS handeln. Eine Ankunftsszene kommt noch mal ein zweites Mal vor, als der Bruder zurückkommt, ebenfalls mit dem AD 31.

Die Ferrovie Sud Est (FSE)

Die FSE betreibt praktisch alles, was im „Stiefelabsatz“ an normalspuriger Privatbahn existiert. Es gibt zwei miteinander verbundene Netze. Einmal der Bereich Bari; von dort geht es über Martina Franca nach Taranto. Ein weiterer Streckenbogen erreicht Martina Franca über Putignano. Von Martina Franca geht dann eine Verbindung über Novoli nach Lecce. Dort liegt ebenfalls ein großes Depot für das dortige Netz gegenüber dem FS-Bahnhof. Für die FS ist im „Stiefelabsatz“ in Lecce dann auch die Welt zu Ende, nur noch die FSE fährt weiter. Es wird von Lecce aus nach Zollino gefahren; von dort kann man über Nardo–Gallipoli–Casarano–Gagliono–Leuca (südlichster Bahnpunkt im „Stiefelabsatz“) bis nach Maglie nach Zollino fahren. In Maglie zweigt eine Zweigbahn nach Otranto ab, und von Casarano kann man auch direkt nach Nardo fahren.

Bereits 1861, noch unter der Herrschaft der Bourbonen, gab es erste Initiativen für die oben genannten Bahnlinien. 1879 wurde die Strecke Lecce–Otranto eröffnet, noch von der Ferrovie Meridionali (ging später in der FS auf). In der Folgezeit bildeten sich weitere Bahnen, so die Subventioned Railway Corp. Ltd, spätere SA delle Ferrovie Sussidiate. Dann die SA per le Ferrovie Salentine (Nardo–Casarano–Maglie). 1931 wurden alle zur SA Italiana per le Ferrovie del Sud Est zusammengefasst, welche auch die Linie Taranto–Martina Franca 1931 eröffnete. Zur Dampflokzeit zeichnete man sich durch reichlich Gebrauchtloks aus, so ehemalige FS-Loks der Reihen 870 und 880 und ex-Privatbahn-Loks. Es waren auch B-Kuppler von Hanomag und Henschel im Bestand. Ab 1939 gab es dann den Einsatz von VT, nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem auch von Schienenbussen der Uerdinger Waggonfabrik.

Aktueller FSE-Betrieb

Der Verkehr wird heute (im Jahr 2006) im Bereich Bari von VT analog der FS-Baureihe Aln 668 (Baujahr 1978, FSE-Betriebsnummern Ad 31 bis 45) mit Beiwagen und einigen Breda-VT von 1958/1960 durchgeführt. Im Lecce-Netz waren bei einem Besuch nur Breda-Triebwagen aus den Jahren 1958 bis 1960 vorzufinden. Inwieweit noch OMS-VT von 1939 in Einsatz stehen, konnte nicht geklärt werden. Sie fuhren zuletzt auf der Strecke nach Otranto, die wir wegen „Servizio Pullman“ nicht befahren konnten.

Von den kleinen Rangierdieselloks B 101 bis 105 scheinen nicht mehr alle zu existieren, ansonsten gibt es noch eine Reihe Streckendiesel (BB 151 bis 163) von Reggiane/Marelli und dazu passende, baugleiche ehemalige FS-Loks (BB 164 bis 169, ex FS 343.1001, 1005, 1021, 1015, 1027, 1039). Als jüngste Lokgeneration sind die Loks DE.122.401 bis 403 in Bari stationiert. Sie entsprechen baugleichen Maschinen bei der Azienda Consorzile Trasporti (ACT).

Eisenbahn-Drehort in Italien

Als Kulisse für das fiktive „Solino“ diente die Kleinstadt Leverano, knapp 16 Kilometer südwestlich der Provinzhauptstadt Lecce. Die Bahnhofszenen entstanden hingegen in Nardò Centrale, knapp 15 Kilometer südlich von Leverano, welches selbst über keinen Bahnanschluss verfügt. Der FSE-Knotenpunkt weist drei Inselbahnsteige auf und verfügt über einen zweiständigen Lokschuppen, welcher in der ersten Bahnsteigszene rechts im Hintergrund ausgemacht werden kann. Hier laufen die oben erwähnten Zweiglinien aus Novoli, Gallipoli, Casarano und Zollino zusammen.

Drehort Hagen und nicht verwendete Aufnahmen

Michael André, Co-Produzent des Films, stellte EiF freundlicherweise weitere Angaben zur Verfügung:

Filmischer Zielort des Zugs, mit dem die apulische Familie nach Deutschland gelangt, ist nicht der Duisburger Hauptbahnhof, sondern Hagen/Westfalen. Ein Vorschlag der Deutschen Bahn, der von der Produktionsfirma dankbar angenommen wurde, weil der Bahnhof Hagen viel authentischer und altmodischer wirkte.

Aufnahmen im Innern des Zug-Abteils auf seiner filmischen Reise von Italien nach Deutschland gab es auch, aber fast alle Szenen sind dem Schnitt zum Opfer gefallen (Filmlänge!).

 

Autoren dieser Filmbesprechung: Frank Glaubitz, Manuel Gurtner (Abschnitt „Eisenbahn-Drehort in Italien“) und Michael André (Abschnitt „Drehort Hagen und nicht verwendete Aufnahmen“)
Online: 22.06.2006
Version vom 16.01.2011
html-Status: 10.08.2014

 

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