Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

In 50 Minuten um die Welt:
Aki-Bahnhofskinos

 

Bahnhofskino? Aki? Waren das nicht Orte ohne Niveau? Vermied die nicht jeder, der auch nur halbwegs auf Seriosität hielt? Zuletzt wohl schon, aber ein Blick in die Geschichte zeigt, dass der Anfang ganz anders aussah. Die bekannteste Form des Bahnhofskinos soll daher hier vorgestellt werden: das „Aki“.

Lichtspieltheater, die ausschließlich Wochenschauen zeigten und nicht nur im Vorprogramm, waren in zahlreichen Ländern erfolgreich, als man sie in Deutschland vorübergehend während des Zweiten Weltkriegs einführte (nach anderen Angaben jedoch in Einzelfällen bereits vorher). In einer Zeit, die Fernsehen noch nicht als Massenphänomen kannte, befriedigten sie das Bedürfnis des Publikums, Nachrichten nicht nur gedruckt oder im Hörfunk aufzunehmen, sondern auch in bewegten Bildern – in einer Art „lebendiger Illustrierten“.

Allgemeines Interesse an Filmen mit Nachrichten und Neuigkeiten, ernsten und heiteren Themen, Sport, Klatsch und Tratsch ließ sich also auch nach dem Krieg voraussetzen. Darin sah ein Unternehmen in Frankfurt (Main) eine lohnende Grundlage für sein Geschäftsfeld: die AKI Aktualitätenkino-Betriebs-GmbH, die am 25. April 1951 in Frankfurt ihr erstes Aki-Lichtspieltheater eröffnete. Das Konzept: Bahnreisenden sollte beim Warten auf den Zuganschluss durch Information und Unterhaltung die Zeit verkürzt werden. Unter dem Slogan „In 50 Minuten um die Welt“ zeigte man Filme aller vier in der Bundesrepublik erscheinenden Wochenschauen (daher die Bezeichnung „Aktualitätenkino“, abgekürzt „Aki“), die vom jeweiligen Kinoleiter zu einem 50 Minuten langen Programm zusammengestellt wurden. Ergänzt wurde dieses Angebot durch ein oder zwei „Kulturfilme“ und durch einen Zeichentrickfilm.

Endlosschleife und leuchtende Uhr

Und dieses Programm lief als Endlosschleife von 9 Uhr morgens bis nachts 23 Uhr, wobei der Besucher zum auf allen Plätzen einheitlichen Eintrittspreis von 50 Pfennig (Stand: 1953) beliebig lange zuschauen konnte. Die Anordnung der Sitze wurde so getroffen, dass weggehende Besucher die verbleibenden nicht störten. Für die Reisenden als Hauptzielgruppe war (jedenfalls im Kölner Bahnhofskino) eine beleuchtete Uhr neben der Leinwand angebracht sowie eine zusätzliche kleine Leinwand, auf die mit einem Bildwerfer besondere Mitteilungen etwa über Zugverspätungen projiziert wurden. Freundliche, helle und geschmackvolle Wandbekleidungen (wieder als Beispiel das Kölner Aki: orange-grau-blau) sollten eine angenehme Atmosphäre für den Aufenthalt erzeugen, aber auch störende Schattenwürfe beim Betreten und Verlassen des Akis vermeiden. Jeder konnte also kommen und gehen, wann er wollte. Dies wurde gern auch von Obdachlosen genutzt, die dort im Winter einen beheizten Aufenthaltsort zum günstigen Preis fanden.

Nach den wenigen zur Zeit vorliegenden Fotos zu urteilen wirkten die Akis in ihrer Außen- und Innenarchitektur damals modern, ohne avantgardistisch zu sein. Ihr Interieur scheint nicht durch die üppige Festlichkeit vieler anderer Kinos der 1950er Jahre charakterisiert, sondern eher durch einen sachlich-nüchternen Stil. Wahrscheinlich richtete man sich damit auf die erwartete Laufkundschaft aus, die lediglich den schnellen Filmgenuss „zwischendurch“ suchte. Als Neon-Logo strahlte am Eingang ein stilisiertes Globus-Gradnetz, darauf „a   ki“ (zweizeilig geschrieben mit leicht schräggestelltem „a“).

Noch im Jahr 1951 gingen nach dem Frankfurter Aki weitere Spielstätten in Betrieb: Hamburg, Hannover, Köln Hauptbahnhof und München. Für 1952/53 war die Eröffnung von Akis in „Berlin“, Nürnberg, Düsseldorf und Stuttgart vorgesehen. Weitere folgten, bekannt sind zur Zeit Aachen, Berlin-Neukölln, Berlin Hardenbergstraße (beim Bahnhof Zoo), Köln Neumarkt. Insgesamt sind dies 12 oder 13 Akis, es dürfte aber weitere gegeben haben. (Knut Hickethier nennt in seinem Beitrag Die bundesdeutsche Kinoöffentlichkeit in den fünfziger Jahren – bei „Zwischen-Bilanz“ – aus der Literatur 18 Akis im Jahr 1954, jedoch ohne Einzelheiten; die Zahl von 12 Akis ist dann für 1967 verbürgt). Die meisten Aktualitätenkinos waren in großstädtischen Bahnhöfen der Deutschen Bundesbahn untergebracht. Dabei war einerseits zu berücksichtigen, dass die Zugänge besonders verkehrsgünstig liegen sollten, andererseits galten strenge baupolizeiliche Vorschriften für derartige Anlagen. Daher war es oft recht schwierig, sie in die Bahnhöfe einzufügen.

Blütezeit und Niedergang

Das Konzept der AKI-Betriebs-Gesellschaft ging zunächst blendend auf. Anfang der 1950er Jahre standen die Besucher häufig Schlange am Eingang, alle Plätze im Aki waren meist besetzt. Allerdings hatte man die Zusammensetzung des Publikums falsch eingeschätzt, denn es fanden sich 80 Prozent Stammpublikum ein, jedoch nur 20 Prozent Reisende (später jedoch teilweise wieder 50:50 Prozent). Zum „Stammpublikum“ gehörten in besonders hohem Maß Kinder, die sich dort von ihrem meist geringfügigen Taschengeld eine fast beliebig lange schöne Zeit machen konnten. Auf den Filmseiten der Tagespresse wurde der Kulturfilm-Teil des Aki-Programms zwar kritisch, grundsätzlich aber wohlwollend besprochen.

Im Kölner Hauptbahnhof veranstaltete der Bahnhofsbuchhändler Gerhard Ludwig (1909 bis 1994) im Wartesaal dritter Klasse von 1950 bis 1956 die wöchentlichen „Mittwochsgespräche“ (265 Termine; 1968 bis 1983 noch vier weitere davon in großen Abständen). Dabei trug zunächst ein Referent zum jeweiligen Thema (hauptsächlich Politik, bildende Kunst, Literatur, Musik) vor, anschließend diskutierte das Publikum dazu. Das 40. Mittwochsgespräch am 19. September 1951 unter dem Titel „Die Situation des deutschen Nachkriegsfilms“ fand ausnahmsweise im Aki des Kölner Hauptbahnhofs statt. Regisseur Peter Lorre war zugegen, als sein Film „Der Verlorene“ (BRD 1951) dort in deutscher Uraufführung gezeigt wurde. Wie es heißt, lehnte das Publikum den Film mehrheitlich scharf ab.

So waren die 1950er Jahre zweifellos die Blütezeit der Akis. Beim Filmwirtschafts-Verband verstand man – mindestens in offiziellen Verlautbarungen – die Akis als Visitenkarte des deutschen Kulturfilms. Die Entwicklung der Medienlandschaft arbeitete jedoch gegen ein weitgehend auf Wochenschaufilmen basierendes Angebot, denn Fernsehgeräte gehörten in der ersten Hälfte der 1960er Jahre immer häufiger zur Ausstattung der bundesdeutschen Familie. Aktualitäten konnte man im heimischen Sessel nun viel schneller und bequemer sehen.

Die Akis versuchten daher seit 1963, ihre Palette bunter zu gestalten. Mehr exotische und reißerische Themen, mehr Trickfilm, zusätzlich kurze Kriminal- und Westernfilme, Verlängerung des Programms auf 60 bis 70 Minuten. Man verließ auch das Prinzip, dass der jeweilige Kinoleiter das Programm individuell zusammenstellte, denn die Filmrollen rotierten nach einem festgelegten Plan durch die einzelnen Akis.

Ab dem 1. Januar 1967 begann eine neue Phase in der Programmpolitik: Als erstes Aki brachte das Kölner Hauptbahnhofskino Spielfilme nonstop, die im zweitägigen Wechsel gezeigt wurden. Der Erfolg blieb offenbar mäßig, denn bald setzte man auf härtere Kost: Allerlei Schmuddelfilme „bereicherten“ nun das Angebot der Akis; Actionstreifen (von Kung-Fu bis James Bond) und Unterhaltungsfilme der nicht besonders anspruchsvollen Art blieben aber weiterhin auf dem Spielplan. Die Verantwortlichen für das Programm begaben sich jetzt mit allen als erfolgreich vermuteten Mitteln in einen verzweifelten Kampf um Zuschauer, denn beispielsweise das Kölner Hauptbahnhofs-Aki setzte seit Ende der 1970er Jahre vollständig auf Sex-Filme. Mit dem Niveau der dargebotenen Filme sank das Ansehen der Aktualitäten-Kinos tief, sehr tief.

Ende und Aus

Spätestens Ende der 1970er Jahre hatten sich die Akis einen extrem schlechten Ruf erspielt. Als die Bundesbahn daran ging, einige ihrer Bahnhöfe zu glitzernden Konsumtempeln („Kaufhäuser mit Gleisanschluss“) umzugestalten, passten Akis wie auch überhaupt Bahnhofskinos nicht mehr ins Konzept. 1990 waren davon noch sechs Stück in Betrieb. In Köln gab es damals (letzlich erfolglose) Bestrebungen, das Aki in ein Cineasten-Kino umzuwandeln; im Frankfurter Aki fand 1990 sogar noch ein Filmfestival statt.

Wenn ich eine heute nicht mehr abrufbare Meldung beim RWS-Verlag (früher dort bei INDat zu finden) richtig interpretiere, wurde über die Aki-Aktualitätenkino-Betriebsgesellschaft mit beschränkter Haftung & Co. am 12. April 2000 das Insolvenz-Verfahren eröffnet. Es gab allerdings auch eine AKI – Aktualitäten-Kino Aktiengesellschaft, über deren Schicksal derzeit keine Angaben vorliegen; es dürfte sich um die Eigentümerin („Mutter“) der Betriebsgesellschaft gehandelt haben. Weil die Aktien dieser AG heute als historische Wertpapiere gehandelt werden, wird sie wohl ebenfalls nicht mehr existieren.

Mehr als 40 Jahre gehörten die Begriffe „Großstadtbahnhof“ und „Aki“ eng zusammen. Das Aki-Programm erhob zwar einigen Anspruch, es lässt sich aber von heute aus gesehen als „reichlich bieder“ einstufen. Die Idee, die zunächst dahinter stand, traf die Bedürfnisse des Publikums. Sie trug aber kaum mehr als zehn Jahre lang. Dann begann – im Rahmen der allgemeinen Kinokrise – der Abstieg. Sucht man heute im Internet nach dem Stichwort „Bahnhofskino“, so finden sich nahezu ausschließlich negative Wertungen. Sie beziehen sich aber lediglich auf die „schmuddelige“ Endphase, der Rest scheint vergessen zu sein. Dies wird der Geschichte der Akis nicht gerecht.

Gestartet wurde das Aki-Projekt in einer Zeit, in der aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs allmählich die zeitgemäße Bahnhofs-Infrastruktur, teils auch -Architektur der 1950er Jahre erstand. Im beginnenden „Wirtschaftswunder“ der Bundesrepublik wollte man der Kundschaft dort Information und Unterhaltung zeigen. Dies jedenfalls war kein schlechtes Ziel. Die Akis waren stets zeittypisch und zeitbedingt – mit allen Höhen und Tiefen.

 

Das Aki-Programm: Pressestimmen und Beispiele

 

Das Aki-Programm dieser Woche

Eine Pfeife schrillt, man sieht eine umfangreiche Frau in aller Hast zum Zug laufen, dann wieder einen etwas feuchten Bahnsteig, auf dem es sicher kalt ist. Kurz darauf ein paar junge Menschen, die im Kreis stehen und singen, und ein Haus, aus dem ein Sarg getragen wird. Der Sarg und die jungen Menschen haben nichts miteinander zu tun, es trennen sie wenige Filmminuten und viele Kilometer Fahrtstrecke. Die einzelnen Aufnahmen dieses Dokumentarfilmes „Menschen – Städte – Schienen“ sollen unzusammenhängende kleine Beobachtungen des Kameramannes auf der Zugstrecke München–Bremen zeigen, Beobachtungen, die jeder von uns während einer Reise schon gemacht hat und machen kann. Man fragt sich, warum nicht ähnliche gelungene Schilderungen öfter in deutschen Spielfilmen zu finden sind.
Weiter sieht man den hübschen farbigen Zeichentrickfilm „Dizzy auf Skiern“ und Ausschnitte aus den Wochenschauen.

Gö.

[Kölnische Rundschau, 24.01.1953]

 

Das Aki-Programm dieser Woche

Der sommerlichen Wärme begegnet das Aki mit einem hübsch aufgenommenen Farbfilm von Long Beach, dem man sogar den eigentlichen Mittelpunkt verzeiht: die Wahl der Miß Universum. Denn eigenartigerweise wird der unsinnige Rummel hier so gelockert und liebenswürdig dargeboten, daß man nichts weiter zu spüren glaubt als einen kleinen Rausch von roten und gelben und violetten und zartgrünen Tönen, von eleganten Modeschöpfungen und exotischen Hautfarben zwischen Hongkong und Hawaii. Ein Disney-Zeichentrickfilm und das Neueste aus aller Welt sorgen für weitere Unterhaltung.

-nd-

[Kölnische Rundschau, 04.07.1953]

 

Das Aki-Programm dieser Woche

Der Griff in die Filmkiste war diesmal nicht ganz so glücklich wie sonst. Ein Film von allerlei Merkwürdigkeiten brachte es auf drei willkürlich zusammengestoppelte Bildfolgen über ein Haus, das sinnigerweise ganz aus Muscheln erbaut wurde, über einen Mann, der sich damit amüsiert, aus Kokosnüssen Gesichter zu schnitzen, und über Passagierboote mit Glasböden, durch die man in Florida die Fische im glasklaren Wasser beobachten kann. Unterlegt war – reichlich beziehungslos – Griegs Peer-Gynt-Suite. Noch einmal musikalisch kam dann Offenbachs Barcarole aus „Hoffmanns Erzählungen“, die gleichermaßen unter ihrem „Abgespieltsein“ litt wie unter der Schwierigkeit, Lieder und Arien optisch interessant zu gestalten. Für den komischen Teil sorgen diesmal nicht Walt Disneys Zeichner, sondern Dick und Doof als herrlich ungeschickte Hüter des Gesetzes. Dazu, wie immer, die Wochenschau-Querschnitte.

-nd-

[Kölnische Rundschau, 11.07.1953]

 

Was die Akis bringen

Zu Boccerinis Musik präsentiert sich Lucca, die zauberhafte Stadt in der Toscana, im ganzen Glanz ihrer alten Schönheit. Wer da nicht reiselustig wird, dem ist nicht zu helfen. Im Zeichentrickfilm wird ein Schiff gebaut, und die Prozedur nimmt sich aus der Sicht der Karikaturisten recht komisch und wirklich erheiternd aus.

Die Wochenschauen leiden merklich an Aktualitätenmangel. Noch einmal eine Prise Berliner Festspielluft und Fernandel in Großaufnahme.

-pth-

[Kölnische Rundschau, 12.07.1958]

 

Margaret im Aki

Akis. Prinzessin Margarets Hochzeit in einer buntfarbenen Reportage. Die Akis verstehen sich seit Jahren auf eine prompte und ausführliche Berichterstattung und haben es dabei besonders auf die europäischen Fürstenhöfe abgesehen. Dem Fernsehen gegenüber sind sie dabei im Vorteil, nämlich durch die Farbe, und selbst wer die dreistündige Originalübertragung am vergangenen Freitagvormittag sah, wird sich gern noch einmal den kürzeren, aber insofern authentischen Filmbericht antun. Vorausgesetzt natürlich, daß er überhaupt ein Herz für die Krone hat.

[Kölnische Rundschau, 14.05.1960]

 

Zehn Jahre Akis

Die deutschen Aktualitätenkinos, meist in Bahnhöfen untergebracht, können am 10. Juni auf ihr zehnjähriges Bestehen zurückblicken. Unbeeinflußt von Saisonschwankungen haben sie längst ihr treues Stammpublikum gefunden, nämlich alte, junge und jüngste Besucher, die sich mit Vorliebe Kultur- und Dokumentarfilme ansehen, aber nebenbei auch einen kräftigen amerikanischen Zeichentrickfilm nicht verschmähen.

Hauptanziehungspunkt bleibt jedoch immer der große Querschnitt durch die aktuellen Wochenschauen der in Deutschland ansässigen Gesellschaften, eine Wochenschau, wie sie das normale Lichtspielhaus in dieser Breite nicht bieten kann. Trotz der täglichen Bildnachrichten des Fernsehens hat der Zustrom von Besuchern kaum nachgelassen, ein Umstand, der zum Teil gewiß mit den nun schon zur Tradition gewordenen, rasch auf den Markt geworfenen farbigen Exklusivberichten über besonders herausragende Ereignisse zu erklären ist. Entgegen den Befürchtungen der Filmwirtschaft, daß die Akis eines Tages auf normale Filmprogramme umschalten würden, ist der Charakter der Programme von Anfang an beibehalten worden.

z.

[Kölnische Rundschau, 11.06.1960; der Artikel bezieht sich nicht auf einen Jahrestag einer Aki-Eröffnung, sondern auf das Jubiläum der Aki-Gesellschaft.]

 

AKI
Hauptbahnhof
Telefon 21 19 19

HEUTE UND MORGEN
Kommissar X in dem Thriller
Drei blaue Panther***

SONNTAG UND MONTAG
O. Kolle: Sexualität in der Ehe
Das Wunder der
Liebe****

DIENSTAG UND MITTWOCH
Agenten kontern Gangster...
Agent 505 – Todes-
falle Beirut****

DONNERSTAG
Ein Western besonderer Art
Western-Jack****

9–11–13–15–17–19–21
DURCHGEHEND EINLASS
Auf allen Plätzen DM 2,50
AKI HAUPTBAHNHOF

 

[Kino-Anzeige in der Kölnischen Rundschau, 19.07.1968; drei Sterne stehen für eine Altersfreigabe ab 16 Jahren, vier ab 18 Jahren. Die in der dritten Zeile angegebene Telefonnummer ist heute selbstverständlich nicht mehr gültig.]

 

AKI Hbf 13 51 19. Hte. u. morgen:
Blutjunge Masseusen****  Durch-
geh. Einlaß 9–21.30 Uhr

 

[aus der Kino-Vorschau der Kölnischen Rundschau, 06.07.1978; in der ersten Zeile die Aki-Telefonnummer (heute selbstverständlich nicht mehr gültig)]

 

AKI Hbf 13 51 19. Hte u. morgen:
Shaolin – Rache mit der Todes-
hand****
  Dchg. Einl. 9–21.30,
So. ab 11

 

[aus der Kino-Vorschau der Kölnischen Rundschau, 08.07.1978; in der ersten Zeile die Aki-Telefonnummer (heute selbstverständlich nicht mehr gültig)]

 

akiNONSTOP-KINOaki
 Nürnberg, im Hauptbahnhof zeigt
 Mo – Fr  8.00 – 22.00 Uhr
Filme nur für Erwachsene
 Sa – So  8.00 – 18.00 Uhr
Familien- und Jugendfilme
18.00 – 22.00 Uhr
Actionfilme der Sonderklasse
ab 18 Jahre
akiDemnächst nach Umbau 3 Theater
Im aki hat man mehr vom Film

 

[Werbeanzeige aus: 75 Jahre Hauptbahnhof Nürnberg 1906 – 1981. Herausg.: Pressedienst der Bundesbahndirektion Nürnberg. Nürnberg o. J. (1981). Seite 28.]

 

 

Die Akis im Überblick

 

In einer ersten Annäherung sollen hier die mir bislang bekannten Daten der einzelnen Akis zusammengefasst werden (die Angabe „vorhanden“ bedeutet nicht, dass zum jeweiligen Zeitpunkt sämtliche Akis erfasst sind). Wie Sie sehen, fehlen noch viele Angaben. Ergänzungen und Korrekturen dazu sind also per E-Mail erbeten, ebenso sind Fotos der Akis gesucht, aber auch Ihre persönliche Erinnerung daran. (Diese Bitten gelten auch für Bahnhofskinos, die keine Akis waren.)

 

AkieröffnetgeschlossenBemerkungen
Berlin, Hardenbergstraße  kein Bahnhofskino (jedoch schräg gegenüber dem Bahnhof Berlin Zoo);
1967 vorhanden
Berlin-Neukölln  1967 vorhanden
Düsseldorf1952/53  
Frankfurt (Main) Hbf25.04.1951 1990 vorhanden
Hamburg19521995/96im Hapag-Gebäude (Glockengießerwall, nahe beim Hauptbahnhof), Architekt: Ferdinand Streb;
1949 als Bali eröffnet, 1952 [andere Angabe: 1951] zum Aki umgebaut;
zu ungenanntem Zeitpunkt Gebäude abgerissen, Aki im Klockmann-Haus (Kirchenallee) wieder eröffnet;
zum Jahreswechsel 1995/96 endgültig geschlossen
[diese Angaben laut: Virtuelles Film- und Fernsehmuseum Hamburg]
Hannover Hbf1951 in einem Seitenflügel des Hauptbahnhofs;
1990 vorhanden
Köln Hbf25.05.19511990über der Gepäckabfertigung; bei Eröffnung 325 Sitzplätze;
Innengestaltung: Prof. Leistikow (Frankfurt/M.) [vmtl. Hans Leistikow];
Räumlichkeiten am 11.01.1991 „besenrein“ an die DB übergegeben, im 12.1994 noch vorhanden, nachfolgend abgebrochen und ersetzt durch DB-Reisezentrum (Baubeginn: 1997)
Köln, Neumarkt 1611.195320.06.1968kein Bahnhofs-Kino;
Architekten (Fassade und Foyer): Hähnlein-Neumann (Köln), Innengestaltung: Hanns Rüttgers (Düsseldorf).
München Hbf195102.01.1996ca. 500 Plätze, Kino-Zugang aus der Schalterhalle (Südseite)
Nürnberg Hbf1954 in der Westhalle; 1981 vorgesehen: Modernisierung und Ausbau auf drei Vorführräume; 1990 vorhanden
Stuttgart1952/53  
„Berlin“1952/53 1990 vorhanden
evtl. gemeint: Hardenbergstraße oder Neukölln

 

 

Andere Bahnhofs- und Aktualitätenkinos

 

Wohl noch schwerer als bei den Akis dürfte eine Übersicht der übrigen Bahnhofskinos zu erstellen sein. Auch hier muss sich meine Ausarbeitung auf eine vorläufige Sichtung stützen. Selbstverständlich sind Ihre Korrekturen und Ergänzungen jederzeit willkommen. Zunächst folgen hier spezielle Betrachtungen zu einzelnen Spielstätten, danach ein erster Überlick in Listenform.

Dortmund

Ein Bahnhofs-Kino, das kein Aki war, existierte mindestens in den 1950er Jahren im Empfangsgebäude Dortmund Hbf. Es handelte sich um das „Bali“-Non-Stop-Kino. Der Name dürfte sich von „Bahnhofs-Lichtspieltheater“ o. ä. herleiten. Rolf Swoboda gibt (in: Die Eisenbahn in Dortmund, Hövelhof 2003, Seite 36) an, der Dortmunder Hauptbahnhof habe das Bali-Kino „Anfang der sechziger Jahre“ erhalten. Dies ist offenbar unzutreffend, wie einem dort gebrachten Foto des Empfangsgebäudes mit Kino zu entnehmen ist. Die Umstellung von Autokennzeichen mit Negativschrift (weiß auf schwarz) zu solchen mit Positivschrift geschah ab dem 1. Juli 1956 innerhalb kurzer Zeit. Auf dem Bild sind beide Formen des Kennzeichens zu sehen.

Einen wertvollen Hinweis zur Datierung bringt ein von Martin Schack übermittelter Grundriss des Dortmunder Empfangsgebäudes mit Stand von 1952, vermutlich das erste Obergeschoss darstellend. In dem Plan ist eingetragen: „Bhf.-Kino 420 Pers[onen]“, erreichbar über ein „Kino Foyer“.

Martin Schack weist außerdem darauf hin, dass es in Dortmund noch im Jahr 2004 eine große Aki-Wandreklame gibt. Sie findet sich in der Nähe der Dortmunder Brückstraße an einem Haus, bei dem es sich um die Rückseite eines früheren Kinogebäudes handelt. Möglicherweise gab es in Dortmund also nicht nur das Bali, sondern auch ein Aki.

Hamburg

Ein Spezialfall: zuerst ein Bali, dann ein Aki in Hamburg. Die grundlegenden Daten finden Sie oben in der Aki-Tabelle. Als Ergänzung dazu folgt hier eine Zeitungsmeldung, in der das für 1949 geplante Kino erläutert wird.

 

Die Reichsbahn als Kinobesitzer
Drahtbericht unseres Vertreters

Hamburg, 3. März. Die Reichsbahndirektion Hamburg-Altona will in einem Nebengebäude des Hauptbahnhofs, das früher der Hapag als Abfertigungs- und Gepäckraum für Uebergangspassagiere diente, ein Kino einrichten, das den Durchgangsreisenden lange Wartezeiten verkürzen soll. Erleuchtete Uhren werden die Besucher an die Beachtung der Abfahrzeiten erinnern.

(Se)

[Kölnische Rundschau, 04.03.1949]

 

Aachen

Einen instruktiven und lesenswerten Beitrag über das Aachener ALI stellte Uwe Müller-Klausch dankenswerterweise für EiF zur Verfügung.

 

Erinnerungen an das Aachener ALI

Von Uwe Müller-Klausch

 

In Aachen wurde das Aktualitäten-Kino nicht im Bahnhof gebaut, sondern im Seitentrakt des „Hauses Noellens“ gegenüber dem Elisenbrunnen, also in bester Flanier- und Einkaufslage mitten im Stadtzentrum. Eröffnung war im Sommer 1958 unter dem Namen „ALI“ für „Aktualitäten-Lichtspiele“, also nicht „AKI“ wie in anderen Städten.

Im Stil der 1950er-Jahre waren Eingangsbereich, Foyer und Kinosaal keinesfalls rechtwinklig sondern trapezförmig geschnitten (schief war modern!). Die Wandbespannung war hellbeige und bestand aus in Falten gelegten Kunsttextilbahnen.

Es fehlten auch nicht die Utensilien wie eine beleuchtete Uhr (rechts der Leinwand) und eine Projektionstafel (links der Leinwand). Die relativ breite Leinwand wurde durch zwei bewegliche schwarze Vorhänge begrenzt, die je nach Filmformat auf- und zugezogen wurden. Vor der Leinwand gab es eine begehbare Bühne mit zwei Seitentreppen.

Das knapp einstündige Endlos-Programm bestand aus vier aktuellen Wochenschau-Zusammenschnitten (zum Beispiel „Fox tönende Wochenschau“) in schwarzweiß, einem Kulturfilm, einem Kurzfilm und einem Zeichentrickfilm in Farbe und schließlich auch aus Werbung. Mir ist die Zigaretten-Werbung mit dem „HB-Männchen“ noch lebhaft in Erinnerung! Dieses Programm zog uns Gymnasiasten nach Schulschluss magisch an. Das Eintrittsgeld von 50 Pfennig konnte man einmal in der Woche leicht aufbringen.

Das Aachener ALI war in den ersten fünf bis sechs Jahren sehr stark besucht. Manchmal reichten die rund 400 Sitzplätze nicht aus, und man musste das Kino nach einer Stunde wieder verlassen, um Wartenden Platz zu schaffen. Hierzu diente die kleine Zusatzleinwand. Auf sie wurden regelmäßig die Eintrittskartennummern projiziert, die nunmehr ihre Gültigkeit verloren.

Eine Besonderheit gab es in unserem ALI: Einige Jahre lang wurde immer kurz vor Karneval die Fernseh-Liveübertragung von „Mainz, wie es singt und lacht“ auf die große Leinwand gebracht. Da musste man schon Wochen vorher Karten bestellen. Ebenso bei Welt-Sportereignissen. Das Kino besaß einen „TV-Projektor“ (heute würde man ihn „Beamer“ nennen) in der Größe eines Kleiderschrankes.

Ende der 1960er Jahre ging es mit dem Aachener ALI steil bergab. Es wurde 1968 zum Nonstop-Spielfilmtheater, 1970 zum Sexkino und 1972 geschlossen.

 

 

Die „anderen“ Bahnhofs- und Aktualitätenkinos:
ein erster Überblick

 

AachenALI (siehe oben: Beitrag von Uwe Müller-Klausch)
Bochum Hbflaut einem historischen Foto: Neonschrift an einer Seitenwand des Empfangsgebäudes (Straßenseite): „[...] Non Stop Kino“
Bonn HbfBahnhofskino vorhanden (laut http://www.subh.de/hanne.htm)
Dortmund Hbf/
Dortmund
laut einem historischen Foto: Bali; eventuell außerdem ein Aki (siehe oben: Angaben von Martin Schack)
Hagen Hbflaut einem historischen Foto: Tafel auf dem Dach des Vorbaus (Straßenseite): „Bali zeigt heute [...]“
Hamburg1949 eröffnet als Bali; 1951 oder 1952 umgebaut als Aki (siehe oben)
Kassel HbfUwe Müller-Klausch: „Im alten Kasseler Hauptbahnhof, der ja seit Eröffnung der IC-Neubaustrecke Würzburg–Hannover und des neuen IC-Bahnhofs Kassel-Wilhelmshöhe leider zum Regionalbahnhof geschrumpft ist, befindet sich tatsächlich noch ein (wieder) bespieltes BALI mit zwei Kinosälen, in denen täglich bei vier bis fünf Aufführungen vier Filme vorgeführt werden. Gezeigt werden normale Spielfilme, aber auch außergewöhnliche Streifen, die dem Anspruch des 1995 nach langen Jahren der Ruhe wiedereröffneten BALI als Kulturkino gerecht werden. Mehr Infos und Programm (und das alte Logo!) unter http://www.balikinos.de.“
Mönchengladbach Hbf„Bis Ende 1953 [...] das Lichtburgkino (das heutige Vituscenter) eröffnet.“ [Herbert Marx: Eisenbahn in Mönchengladbach. Nordhorn (Verlag Kenning) 1997. Seite 65.]
Rheydt Hbflaut einem historischen Foto: Anbau auf der Straßenseite mit Neonschrift „Universum“ (offenbar ein Kino)

 

 

Stichwort: Kulturfilm

Der Begriff „Kulturfilm“ entstammt den 1920er Jahren. In der Regel galt er für Filme, die keine durchlaufende Spielhandlung aufwiesen. Insofern war er geradezu schwammig. Entsprechende Filmwerke konnten belehrenden, unterhaltenden oder künstlerischen Charakters sein oder alles davon in sich vereinigen. Daher stimmt der Begriff keineswegs mit dem des Dokumentarfilms überein, obwohl dieser von ihm wiederum umfasst wird. Bevorzugte Themen des Kulturfilms waren Natur (Tiere und Pflanzen), Kunstwerke, Industrie und Landschaften. Spätestens in den 1950er Jahren wurde der Begriff „Kulturfilm“ vielfach als veraltet und revisionsbedürftig angesehen.

 

Autoren dieses Beitrags: Joachim Biemann und (Abschnitt Ali Aachen) Uwe Müller-Klausch

Ergänzungen: Lothar Behlau (zum Standort Berlin, Hardenbergstraße), Uwe Müller-Klausch (zum Bali Kassel) und Martin Schack (zum Bali, Dortmund)

JB: Allen Mitwirkenden danke ich herzlich.

Online: 23.07.2003
Version vom 19.09.2004
html-Status: 12.10.2009

 

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