Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

The Biggest Bundle of Them All

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 1968
Regie: Ken Annakin
Farbe: Technicolor
Laufzeit: 105’
deutscher Verleih-Titel: „Die Platinbande“

 

Inhalt

Eine Bande von dilettantischen US-Kleinganoven um Harry Price (Robert Wagner) und dessen verführerische Freundin Juliana (Raquel Welch) entführt in der Gegend von Neapel den vermeintlich vermögenden Ex-Gangsterboss Cesare Celli (Vittorio de Sica), um sich dank dem Lösegeld nach Südamerika absetzen zu können. „Don Cesare“ jedoch ist nur noch reich an Erinnerungen über glorreiche Taten in der Vergangenheit, weshalb er seinen letzten großen Coup landen will. Für den Überfall auf einen Platin-Transport im Wert von fünf Millionen US-Dollar, der per Bahn von Tarent (Taranto) abgeht, benötigt Celli jedoch die Hilfe seines alten Kumpans Professor Samuels (Edward G. Robinson), welcher in der Folge einen ausgeklügelten Plan präsentiert.

 

Eisenbahn

Die Dreharbeiten zu dieser vergnüglichen Krimi-Komödie fanden im Sommerhalbjahr 1966 teilweise an den Originalschauplätzen in Italien statt, überraschen aber in der zweiten Hälfte mit einem aufwendig kaschierten Ortswechsel, der nur aufgrund der Bahn-Szenen offenbar wird. Das Umschlagen des Platins im Hafen von Tarent wurde wahrscheinlich auch oder zumindest unweit von Neapel gedreht, wobei am Kai die diesel-hydraulische Rangierlok D 235.6009 (Achsfolge C, Typ DH 350 C 39, Jenbach 1960) der Italienischen Staatsbahnen (FS) den geschlossenen Güterwagen mit dem Edelmetall an Bord manövriert. Auch die Inszenierung des Raubüberfalls auf den Sonderzug hätte durchaus auf italienischem Boden stattfinden können, zumal die FS auf eine langjährige Tradition zurückblicken konnte, was die Zusammenarbeit bei Kinoproduktionen betraf. Zudem herrschte in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre auf den Nebenlinien des „Mezzogiorno“ (Italiens Süden) vielerorts noch immer die Dampftraktion vor.

Ganz offensichtlich entstand diese Episode jedoch in Frankreich, wie aufgrund der Bespannung ersichtlich wird. An der Spitze des dampfgeführten Güterzuges arbeitet nämlich eine „Mikado“ der SNCF (Französische Staatsbahnen), an der Pufferbohle die Ziffer 6 der Region Süd-Ost. Dahinter folgen ein Niederbordwagen und siebzehn geschlossene Zweiachser, darunter etwa ein halbes Dutzend der Bauart USATC mit britischem Lichtraumprofil. Am Schluss läuft anstelle eines charakteristischen FS-Güterzugbegleitwagens der Serie Dm 99.800-99.999 ein modifizierter FS-Wagen der Gattung F mit zusätzlichem Dachaufstieg und offenen Endplattformen. Davor ist der hölzerne „Platinwagen“ der FS-Gattung Fma mit dem Wachpersonal an Bord eingereiht, welcher mit der Immatrikulation 573 101 P bezeichnet ist und nicht gänzlich mit dem stählernen Güterwagen in der Hafenszene von Tarent übereinstimmt.

„Mikado“ 141 R 1123 der SNCF

Die exakte Bespannung des Sonderzuges entpuppt sich dann bei der Kollision mit einem ehemaligen US-Panzer M5 „Stuart“ – eigentlich ein für den Film umgebauter Raupenschlepper der Bauart „Aveling Barford Universal Carrier“. Es handelt sich um die ölgefeuerte SNCF-Maschine 141 R 1123 (1’D1’h2, ALCo 1947), die samt Schlepptender (Typ 30 R fuel) für die Dauer der Dreharbeiten etwas inakkurat ebenfalls mit „FS Italia“ beschriftet wurde. Diese Baureihe wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Marshallplans in großer Zahl von diversen nordamerikanischen Herstellern geliefert und bildete alsdann das Rückgrat des französischen Dampfbetriebs. Von den total 1340 bestellten Einheiten versanken jedoch sechzehn Loks beim Untergang des norwegischen Frachters „Belpamela“ vor Neufundland, derweil eine weitere beim Löschen der Fracht in Marseille zu Bruch ging. Die restlichen Mikados wurden ab 1947 in ganz Frankreich eingesetzt, wo die Zweizylindermaschinen – 609 davon mit einer Schweröl-Feuerung versehen und deshalb auch als „mazoutières“ bezeichnet – für alle möglichen Dienste verwendet wurden. Während in der SNCF-Region 2 (Nord) schwere Stahl- und Kohlezüge befördert wurden, kamen die unempfindlichen und wartungsfreundlichen Schlepptenderloks entlang der Côte d’Azur vor berühmten Expresszügen wie dem „Train Bleu“ oder dem „Mistral“ zum Einsatz. Bis zu ihrer Ausmusterung in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre hatten einige „R“ eine Laufleistung von gegen zwei Millionen Kilometer erbracht.

„Flying Fortress“ B-17 des IGN

Inszeniert wurde der spektakuläre Zugüberfall wahrscheinlich auf einer der eingleisigen Nebenlinien in der weiteren Umgebung von Aix-en-Provence. Ausschlaggebend dafür dürfte die Verwendung der Boeing B-17 „Flying Fortress“ (ex USAF, Lockheed-Vega 1944) mit der Immatrikulation F-BGSP gewesen sein, welche seit 1954 im Besitz des Institut Géographique National (IGN) war. Womöglich erteilte das IGN keine Flugerlaubnis für Italien oder es gab von der italienischen Flugsicherung keine Landeerlaubnis. Jedenfalls sollte gemäss dem Plan von Professor Samuels das geraubte Edelmetall mittels Frachtflugzeug außer Landes gebracht werden, weshalb Harry auf einem Flugplatz die zum Verkauf stehende B-17 samt dessen Piloten kurzerhand „requiriert“.

Diese Episode entstand auf dem damaligen Militärflugplatz von Aix-Les Milles, wofür die ganze Szenerie auf „italienisch“ getrimmt werden musste. Während einige der um die „Pink Lady“ herum platzierten Zivil- und Militärmaschinen ein Seitenruder in Grün-Weiß-Rot erhielten, wurde sogar das Klubhaus des heutigen Aérodrome d’Aix-en-Provence mit einschlägigen italienischen Anschriften als „Trattoria“ maskiert. Zudem beweisen die vor dem Hangar stehende Jodel D-117 (F-BHNS) vom Aéroclub de Marseille-Provence, die SNCAN Nord 1203 Norécrin (F-BEQE) vom Aéroclub Provence Aviation sowie eine Scintex CP.1310 C3 „Super Emeraude“, dass alle vor und nach dem Platinraub spielenden Sequenzen zweifelsohne ebenso in Südfrankreich gedreht wurden.

Bisher nicht genau verortet werden konnte der fiktive Bahnhof von „Palonero“, wo der Lokführer in der Folge telefonisch den Fahrdienstleiter alarmiert, was schließlich Interpol auf den Plan ruft. Bei den hier gezeigten Einsatzfahrzeugen der Polizei handelt es sich unter anderen um zwei 1963er Alfa Romeo Giulia TI und einen Hubschrauber vom Typ Aérospatiale SE.3130 Alouette II, welche entsprechend modifiziert absolut authentisch wirken.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 08.12.2002
Version vom 18.06.2017

 

Hier sind Sie:
  • „Eisenbahn im Film – Rail Movies“, Extra-Info
Zur Film-Liste „Eisenbahn im Film – Rail Movies“:
  • hier klicken (die Tabelle wird stets neu geladen)
  • falls die Tabelle bereits geladen ist: je nach Browser-Version über die Task-Leiste oder über ein dafür bereits zuvor geöffnetes internes Fenster
Navigation: Tipp: Sie haben bei Ihrem aktuellen Besuch der Tabelle (Hauptliste) bereits Extra-Infos abgerufen, diese aber nicht „geschlossen“: neu angeklickte Extra-Infos stets (je nach Browser-Version) über die Task-Leiste oder im entsprechenden internen Fenster einsehen.