Eisenbahn im Film – Rail Movies |
Brass Target
Art: Spielfilm
InhaltDeutschland im Spätherbst 1945: Kriminelle US-Offiziere unter der Führung von Colonel Rogers (Robert Vaughn) überfallen einen Zug der Army, in dem das Gold der ehemaligen Reichsbank nach Frankfurt transportiert werden soll. In der Folge machen die Russen US-General Patton (George Kennedy) für den Verlust im Wert von 250 Millionen Dollar verantwortlich. Patton beauftragt deshalb Major DeLuca (John Cassavetes) damit, den Goldraub aufzuklären. Daraufhin heuern die Täter ihrerseits einen ausländischen Killer (Max von Sydow) an, der Patton liquidieren soll.
AllgemeinDie in der Schweiz spielenden Szenen wurden jeweils an den Original-Schauplätzen gedreht, was dem Film eine hohe Authentizität verleiht. Das Treffen von Colonel Rogers mit Shelley, dem skrupellosen Attentäter, findet im Salon eines Raddampfers auf dem Vierwaldstättersee statt. Shelley wiederum – der unter dem Namen „Webber“ als Diplomat des Roten Kreuzes ein Doppelleben führt – sucht später in der Berner Altstadt einen Büchsenmacher (Sigfrit Steiner) auf, der ihm ein Spezial-Gewehr mit nietenartiger Munition für den Mordanschlag auf Patton konstruiert. Aber auch DeLuca wird in Bern in eine Verfolgungsjagd verwickelt, die auf dem Glockenturm des Münsters endet.
FiktionMeiner Ansicht nach ist der Plot (beruhend auf der Novelle „The Algonquin Project“) äußerst bestechend und das Niveau der Ausstattung überdurchschnittlich. Doch leider ist Regisseur John Hough kein Fred Zinnemann – die Parallelen zu „Der Schakal“ sind denn auch offensichtlich. Und schauspielerisch kann nur Max von Sydow – der das Attentat minutiös plant und kaltblütig ausführt – durchwegs überzeugen. In Tat und Wahrheit wurde General George S. Patton jr. nicht Opfer eines (als Autounfall getarnten) Mordanschlags, wie im Film suggeriert. Gleichwohl wurde sein Dienstwagen am 9. Dezember 1945 an einem Bahnübergang bei Mannheim unter nie ganz geklärten Umständen in einen leichten Unfall verwickelt, bei welchem Patton als einziger verletzt wurde. Vom Hals abwärts gelähmt starb er am 21. Dezember 1945 im US-Militärhospital Heidelberg.
EisenbahnDer Zug mit dem Goldtransport wird bereits während des Vorspanns gezeigt. Vorneweg läuft darin ein Niederbordwagen mit Scharfschützen der US-Army, gefolgt von einer Tenderlok der Bauart 1’D1’h2t, zwei geschlossenen Güterwagen (einer mit Runddach, der zweite mit Flachdach) und schließlich zwei Niederbordwagen mit Wachsoldaten. Die Dreharbeiten des Intros fanden auf der Wutachtalbahn („Sauschwänzlebahn“) statt. Die Eingangsszene zeigt den Dampfzug zuerst auf der Strecke, dann im Bahnhof Epfenhofen und abermals auf der Strecke. Kurz drauf sieht man ihn auf dem Viadukt Fützen. Weitere Szenen bringen abermals Streckenaufnahmen (darunter auch eine Einstellung, die auf der Dampflok knapp links vom Stehkessel gedreht wurde) sowie auf dem Wutach-Viadukt.
Als Beteiligter und Augenzeuge erinnert sich Walter Schepperle an die Dreharbeiten:
Eine unbemannte Motordraisine wird dann in den „Tunnel in der kleinen Stockhalde“ losgeschickt, die darin mit einem vorgetäuschten Lokomotiv-Spitzensignal sowie mit Giftgas und Sprengstoff den Dampfzug zum Halten zwingt. Freie Hand also für die Saboteure. In einer späteren Einstellung besichtigt General Patton den Tatort an der Strecke und in einem Kreiskehrtunnel.
Zu diesem Drehort schreibt Walter Schepperle:
Sowohl das konspirative Treffen der beiden Drahtzieher in einem für US-Militär reservierten Nachtzug, als auch eine in Frankfurt spielende Straßenbahn-Sequenz, entstanden in den Münchner Bavaria-Studios, wobei in der Großkulisse „Berliner Straße“ gedreht wurde, welche samt fingierter Trambahnlinie für den Ingmar-Bergman-Film „The Serpent's Egg“ (BRD/USA 1977) gebaut worden war. In „Brass Target“ ist das Straßenbahn-Haltestellenschild „Kraftverkehr der Stadt des deutschen Handwerks Frankfurt am Main“ zu sehen, dann die Straßenbahnwagen „1“ sowie „2969“. Das Finale findet in der Schweiz statt, wo der Attentäter im Berner Oberland ein Chalet besitzt. Um den Killer in seinem „Adlerhorst“ zu stellen, benützt auch DeLuca einen Zug der Wengernalp-Bahn (WAB), der aus Ellok HGe 2/2 Nº 51 sowie den Waggons B 25 und B 26 besteht und in den Bahnhof Wengernalp einfährt.
Autoren dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
und Walter Schepperle sowie Joachim Biemann (Ergänzungen zur Lokgeschichte 93.1394)
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