Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Brass Target

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 1978
Regie: John Hough
Farbe: Technicolor
Laufzeit: 111'
Deutscher Verleih-Titel: „Verstecktes Ziel“

 

Inhalt

Deutschland im Spätherbst 1945: Kriminelle US-Offiziere unter der Führung von Colonel Rogers (Robert Vaughn) überfallen einen Zug der Army, in dem das Gold der ehemaligen Reichsbank nach Frankfurt transportiert werden soll. In der Folge machen die Russen US-General Patton (George Kennedy) für den Verlust im Wert von 250 Millionen Dollar verantwortlich. Patton beauftragt deshalb Major DeLuca (John Cassavetes) damit, den Goldraub aufzuklären. Daraufhin heuern die Täter ihrerseits einen ausländischen Killer (Max von Sydow) an, der Patton liquidieren soll.

 

Allgemein

Die in der Schweiz spielenden Szenen wurden jeweils an den Original-Schauplätzen gedreht, was dem Film eine hohe Authentizität verleiht. Das Treffen von Colonel Rogers mit Shelley, dem skrupellosen Attentäter, findet im Salon eines Raddampfers auf dem Vierwaldstättersee statt. Shelley wiederum – der unter dem Namen „Webber“ als Diplomat des Roten Kreuzes ein Doppelleben führt – sucht später in der Berner Altstadt einen Büchsenmacher (Sigfrit Steiner) auf, der ihm ein Spezial-Gewehr mit nietenartiger Munition für den Mordanschlag auf Patton konstruiert. Aber auch DeLuca wird in Bern in eine Verfolgungsjagd verwickelt, die auf dem Glockenturm des Münsters endet.

 

Fiktion

Meiner Ansicht nach ist der Plot (beruhend auf der Novelle „The Algonquin Project“) äußerst bestechend und das Niveau der Ausstattung überdurchschnittlich. Doch leider ist Regisseur John Hough kein Fred Zinnemann – die Parallelen zu „Der Schakal“ sind denn auch offensichtlich. Und schauspielerisch kann nur Max von Sydow – der das Attentat minutiös plant und kaltblütig ausführt – durchwegs überzeugen.

In Tat und Wahrheit wurde General George S. Patton jr. nicht Opfer eines (als Autounfall getarnten) Mordanschlags, wie im Film suggeriert. Gleichwohl wurde sein Dienstwagen am 9. Dezember 1945 an einem Bahnübergang bei Mannheim unter nie ganz geklärten Umständen in einen leichten Unfall verwickelt, bei welchem Patton als einziger verletzt wurde. Vom Hals abwärts gelähmt starb er am 21. Dezember 1945 im US-Militärhospital Heidelberg.

 

Eisenbahn

Der Zug mit dem Goldtransport wird bereits während des Vorspanns gezeigt. Vorneweg läuft darin ein Niederbordwagen mit Scharfschützen der US-Army, gefolgt von einer Tenderlok der Bauart 1’D1’h2t, zwei geschlossenen Güterwagen (einer mit Runddach, der zweite mit Flachdach) und schließlich zwei Niederbordwagen mit Wachsoldaten.

Die Dreharbeiten des Intros fanden auf der Wutachtalbahn („Sauschwänzlebahn“) statt. Die Eingangsszene zeigt den Dampfzug zuerst auf der Strecke, dann im Bahnhof Epfenhofen und abermals auf der Strecke. Kurz drauf sieht man ihn auf dem Viadukt Fützen. Weitere Szenen bringen abermals Streckenaufnahmen (darunter auch eine Einstellung, die auf der Dampflok knapp links vom Stehkessel gedreht wurde) sowie auf dem Wutach-Viadukt.

 

Als Beteiligter und Augenzeuge erinnert sich Walter Schepperle an die Dreharbeiten:

Die Eisenbahnfreunde Wehratal e. V. hatten damals die Filmgesellschaft „Bavaria“ auf die 1977 eröffnete Museumsbahn Blumberg–Weizen aufmerksam gemacht und waren bei den Filmarbeiten zu „Brass Target“ federführend in Sachen Eisenbahn als „Trainmanager“ im Einsatz.

Wir kauften für die Bavaria zwei gedeckte Güterwagen, welche zur Sprengung vorgesehen waren: ein Gklm beim damaligen Ausbesserungswerk (AW) Schwetzingen und ein G 10 beim AW Limburg. Außerdem wurden bei der Deutschen Bundesbahn drei Klm 505 angemietet. Bei der Signalwerkstätte erwarben wir ein Form-Vorsignal, welches vor dem Wutach-Viadukt betriebsfähig eingebaut wurde. Der Bahnhof Epfenhofen wurde mit einem Ruinen-Anbau versehen. Am Bahnhof Fützen wurde ein Flugzeugabsturz simuliert. Hierzu wurde eigens ein ausgemusterter Düsenjäger von einem Schrottplatz in Lauchringen geholt.

Der Aufbau dauerte vom 6. bis zum 12. April 1978, die eigenlichen Dreharbeiten dann vom 13. bis zum 17. April 1978. Während der Filmarbeiten war ich als Komparse (Zugführer) im Einsatz.

Zum Einsatz kam die 93.1394. Es war ihr erster Einsatz nach ihrem Kauf durch EUROVAPOR. Die 1’D1’h2t-Dampflok wurde 1927 von der StEG (Fabriknummer 4813) neu an die BBÖ als 378.94 geliefert und 1977 von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) als 93.1394 ausgemustert. 1978 kam sie an die Wutachtalbahn und später (1997?) nach Nördlingen. Inzwischen gehört sie der Österreichischen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG), die sie im Eisenbahn- und Bergbaumuseum „Lokpark Ampflwang“ präsentiert.

 

Eine unbemannte Motordraisine wird dann in den „Tunnel in der kleinen Stockhalde“ losgeschickt, die darin mit einem vorgetäuschten Lokomotiv-Spitzensignal sowie mit Giftgas und Sprengstoff den Dampfzug zum Halten zwingt. Freie Hand also für die Saboteure.

In einer späteren Einstellung besichtigt General Patton den Tatort an der Strecke und in einem Kreiskehrtunnel.

 

Zu diesem Drehort schreibt Walter Schepperle:

Es handelt sich um den Kehrtunnel im Weiler. Wir standen damals zwei Tage im Tunnel. Um den Zug zu stoppen, wurde die Drahtzugleitung des Vorsignales gekappt, so dass die Vorsignalscheibe während der Vorbeifahrt in Warnstellung kam. Im Tunnel kam es dann zum Zusammenstoß mit einer ferngesteuerten Draisine.

Die Tötung der begleitenden 56 Soldaten sowie des Lokpersonals wurde mittels Dampf aus der Dampfheizleitung der Lok „dargestellt“. Anschließend wurden die präparierten Seitenwände der G-Wagen gesprengt. Die „Sprengarbeiten“ erfolgten durch den berühmten Special-Effect-Mann Karl Baumgartner („Charly Bum-Bum“) aus München.

 

Sowohl das konspirative Treffen der beiden Drahtzieher in einem für US-Militär reservierten Nachtzug, als auch eine in Frankfurt spielende Straßenbahn-Sequenz, entstanden in den Münchner Bavaria-Studios, wobei in der Großkulisse „Berliner Straße“ gedreht wurde, welche samt fingierter Trambahnlinie für den Ingmar-Bergman-Film „The Serpent's Egg“ (BRD/USA 1977) gebaut worden war. In „Brass Target“ ist das Straßenbahn-Haltestellenschild „Kraftverkehr der Stadt des deutschen Handwerks Frankfurt am Main“ zu sehen, dann die Straßenbahnwagen „1“ sowie „2969“.

Das Finale findet in der Schweiz statt, wo der Attentäter im Berner Oberland ein Chalet besitzt. Um den Killer in seinem „Adlerhorst“ zu stellen, benützt auch DeLuca einen Zug der Wengernalp-Bahn (WAB), der aus Ellok HGe 2/2 Nº 51 sowie den Waggons B 25 und B 26 besteht und in den Bahnhof Wengernalp einfährt.

 

Autoren dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner und Walter Schepperle sowie Joachim Biemann (Ergänzungen zur Lokgeschichte 93.1394)
Online: 05.08.2002
Version vom 24.08.2004
html-Status: 12.10.2009

 

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