Eisenbahn im Film – Rail Movies |
Breakheart Pass
Art: Spielfilm
Titel-Angaben, notiert von Joachim Biemann nach der am 20.08.1994 von der ARD ausgestrahlten deutsch synchronisierten Fassung (Versalien des Vorspanns hier nicht verwendet):
Inhalt1873 im US-Bundesstaat Nevada: Ein Militärzug mit dringend benötigten Medikamenten an Bord ist unterwegs nach „Fort Humboldt“, wo die Diphtherie 1) grassiert. Während des Wasserfassens auf einer Unterwegsstation entert auch US-Marshall Nathan Pearce (Ben Johnson) den Zug, zusammen mit dem vermeintlichen Trickbetrüger John Deakin (Charles Bronson), den er kurz zuvor verhaftet hat. Deakin ist in Tat und Wahrheit ein Geheimagent der US-Regierung mit dem Auftrag, einer Bande von Waffenschmugglern das Handwerk zu legen. Die beiden stoßen im zusätzlich eingereihten Salonwagen auf eine illustre Schar von Fahrgästen, darunter der Gouverneur (Richard Crenna) von Nevada sowie die Tochter (Jill Ireland) des Fort-Kommandanten. Kaum ist der Zug wieder auf der Strecke verschwinden zwei Soldaten spurlos und es gibt untrügliche Anzeichen von Sabotage. Als spektakulärer Höhepunkt werden dabei die drei letzten Waggons mit den Soldaten an Bord während der Fahrt über die Steilrampe abgekuppelt, so dass die Komposition schließlich ungebremst in einer engen Linkskurve entgleist und an einem Steilhang zerschellt.
EisenbahnFür die authentische Verfilmung der gleichnamigen Vorlage von Bestsellerautor Alistair MacLean – welcher übrigens auch das Drehbuch verfasste – wurde kein Aufwand gescheut. Inszeniert wurde im US-Bundesstaat Idaho auf der Camas Prairie Railroad zwischen Lewiston und Grangeville. Der Zug entspricht recht genau der Vorgabe in MacLeans Roman und setzt sich wie folgt zusammen: Schlepptenderlok Nº 9 der (fiktiven) Nevada & Western, Box car Nº 102 als Vorrats- beziehungsweise Packwagen, Pullman-Salonwagen Nº 14 (mit Küchenabteil), Pullman-Schlafwagen „Governour Fairchild“, zwei Mannschaftswagen (einer davon mit Nº 38) sowie ein Caboose (Güterzugbegleitwagen ex-Northern Pacific). Maschine Nº 9 wirkt für die Zeit des Wilden Westens fast ein wenig zu modern. In der Tat handelt es sich um die Nº 75 der Heber Valley Railroad vom Typ „Consolidation“ (Achsfolge 2-8-0 beziehungsweise 1’D), welche anno 1907 bei Baldwin gebaut wurde. Nach der Lieferung an die im US-Bundesstaat Colorado operierende Great Western Railway stand die Maschine bis 1965 im regulären Einsatz. Historisch betrachtet wurde die ersten Dampflok mit dieser Achsfolge bereits 1866 bei Baldwin gebaut und kam bei der im US-Bundesstaat Pennsylvania verkehrenden Lehigh Valley zum Einsatz. Die Zuckerrübenbahn – Great Western RailwayDas verzweigte Netz der Great Western im US-Bundesstaat Colorado entstand zwischen 1901 und 1906 speziell für den Transport von Zuckerrüben in die Mühlen der Great Western Sugar Company. Mit der Union Pacific in Eaton und der Chicago, Burlington & Quincy in Longmont, wo sich auch das Depot und die Werkstätten befanden, bestand eine Anbindung an die „große weite Welt“. 1977 jedoch versiegte die Haupteinnahmequelle der GW schlagartig, als der Transport der Zuckerrüben aus Kostengründen mittels Lastwagen abgewickelt wurde, wobei die Sugar Company im Jahr 1984 den Betrieb ihrer Raffinerien definitiv einstellen musste. Derweil überlebte die Bahngesellschaft bis heute, indem die GW ihr Kundensegment verlagern und erweitert konnte. Die Stelzenbahn – Camas Prairie RailroadInfolge des so genannten Clearwater-Eisenbahnkrieges in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts einigten sich schließlich die Northern Pacific und die Union Pacific 1909 anhand eines Kontrakts mit einer Gültigkeitsdauer von 999 Jahren darauf, ein bereits weitläufiges Nebenliniennetz im US-Bundesstaat Idaho gemeinsam zu betreiben und auch weiter auszubauen. Das schließlich über 400 Kilometer umfassende Netz der Camas Prairie Railroad gilt als technische Meisterleistung – insgesamt mussten sieben Tunnel und 123 Brücken 2) gebaut werden, davon alleine 64 Holzbrücken vom Typ „Trestle“ 3) – und diente in der Folge vor allem den Holzbaronen als Transportmittel, deren Hauptkunde die Clearwater Timber Company mit ihrem riesigen Holz- und Papiermühlenkomplex in Lewiston war.
Die Hammelbahn – Heber Valley RailroadIm Jahre 1889 wurde im so genannten Wasatch County (Idaho) von Provo aus ein Schienenstrang durch den Provo Canyon gelegt, um eine von Mormonen gegründete Siedlung namens Heber an das Netz der Denver & Rio Grande Western anzubinden. In der Folge sollte diese Stichbahn während der nächsten Jahrzehnte ausschlaggebend werden für die Versorgung und den Transport der ständig wachsenden Bevölkerung. In den 1930er und 1940er Jahren wurden nirgends in den USA so viele Schafe transportiert wie von Heber City aus – selbstverständlich per Bahn. Doch nach dem Bau eines Highways verlor die D&RGW immer mehr Transportanteile an den Straßenverkehr, weshalb die Geleise im Jahr 1967 stillgelegt werden mussten. Aber schon drei Jahre später erfolgte im Rahmen einer zukünftigen Touristenattraktion die Wiederinbetriebnahme dieser Zweiglinie unter der Ägide der neu gegründeten Heber Valley Railroad, auch bekannt als „Heber Creeper“.
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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