Eisenbahn im Film – Rail Movies |
Le cadeau
Art: Spielfilm
InhaltIn dieser frivolen Komödie reist der verheiratete Bankangestellte Grégoire Dufour (Pierre Mondy) kurz vor seiner vorzeitigen Pensionierung dienstlich mit dem Zug von Paris nach Mailand, wobei ihm zwei Arbeitskollegen als pikantes Abschiedsgeschenk ein Callgirl (Clio Goldsmith) unterjubeln. Von der Schönen bezirzt, entert Dufour in Mailand ebenfalls den Anschlusszug nach Venedig, statt sich um seinen bereits auf dem Bahnsteig wartenden Kunden zu kümmern, was in der Folge diverse Turbulenzen auslöst.
EisenbahnDie eisenbahnspezifischen Szenen beginnen auf der Pariser Gare de Lyon, als Dufour sich am Bahnsteigkiosk mit Lesestoff eindeckt. Beim Prellbock am Gleisende ist derweil die im Winterfahrplan 1977 eingeführte Tagesverbindung nach Mailand als Rapide 227 „Lutetia“ mit Abfahrtszeit 07:41 ausgeschildert, wobei bereits 1984 deren Einstellung erfolgte aufgrund des neuen TGV-Services zwischen Paris und Lausanne. Die Komposition des in der Schweiz als EuroCity klassifizierten Schnellzuges setzt sich vollständig aus den dazumal modernsten Reisezugwagen der Einheitsbauart Eurofima* vom Typ UIC-Z1 zusammen, welche anfänglich zumindest bei den Bahnverwaltungen von SNCF, FS, ÖBB und SBB in einem einheitlich orangeroten Farbkleid mit weißem Zierstreifen verkehrten.
Anschließend folgen ausführliche Dialogszenen zwischen den beiden Protagonisten im sechsplätzigen 1.-Klasse-Abteil und später auch im Speisewagen, wobei grundsätzlich im fahrenden Zug gedreht wurde. Zusammen mit der geographisch korrekten Schnittmontage resultiert ein für dieses Genre außergewöhnlich hohes Maß an Authentizität, welches vorerst auch für die eingestreuten Streckenaufnahmen gilt, die anfänglich noch innerhalb der Pariser Bannmeile angesiedelt sind. An der Spitze des Zuges lässt sich dabei eine betonfarbene Zweisystem-Elektrolok der SNCF-Baureihe BB 22200 (Achsfolge Bo’Bo’) ausmachen, derweil dahinter ein FS-Gepäckwagen vom Typ UIC-X eingereiht ist. Kleine PatzerWeniger schlüssig und produktionstechnisch nicht konsequent ist hingegen eine Einstellung, welche von der seit 1945 nur mehr eingleisigen Mont d’Or-Linie Frasne–Vallorbe stammt und mutmaßlich am Nordportal des 6097 Meter langen Mont d’Or-Tunnels aufgenommen wurde. Dagegen wurde eine darauf folgende Streckenaufnahme auf dem zweigleisigen Abschnitt Dole–Frasne gedreht. Vorneweg sind dabei plötzlich zwei grüne Zweisystem-Elektroloks der SNCF-Baureihe BB 25500 (Achsfolge Bo’Bo’) auszumachen. Die nächste Streckensequenz spielt dann – leider wird der schweizerische Abschnitt der Cisalpin-Route von Vallorbe über Lausanne nach Brig völlig ausgeblendet – bereits in italienischen Gefilden und zeigt den Zug auf der Südrampe der Simplonlinie. Auch bei den Szenen im Bahnhof Domodossola – hier erfolgt nebst den Zollformalitäten jeweils auch der Systemwechsel von 15000 Volt Wechselstrom auf 3000 Volt Gleichstrom – sind Ungereimtheiten zu verzeichnen. Einerseits ist während der Ankunft an der Spitze des „Lutetia“ eine Gelenklok der FS-Baureihe E 656 „Caimano“ (Achsfolge Bo’Bo’Bo’) zu beobachten, weshalb hier eigentlich die Einfahrt aus Richtung Mailand zu sehen ist. Andererseits lässt sich dann bei der Weiterfahrt des EuroCity eine SBB-Re 6/6 (Achsfolge Bo’Bo’Bo’) des Depot Lausanne ausmachen, was klar auf die Fahrt in Richtung Schweiz schließen lässt. Die folgenden Einstellungen zeigen – nebst weiteren Dialogszenen im Zug – die Passage eines Stellwerkpostens im Vorfeld des Mailänder Hauptbahnhofs (Milano Centrale) sowie Bahnsteigszenen in dessen monumentaler Halle. Nach dem Wechsel in den Anschlusszug nach Venedig folgen noch eine kurze Gegenlichtaufnahme auf der viergleisigen Lagunenbrücke mit schiefergrauen FS-Waggons vom Typ UIC-X kurz vor der Einfahrt in Venezia Santa Lucia sowie einige Szenen auf dem Bahnsteig und in der Vorhalle des Kopfbahnhofs.
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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