Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Double Indemnity

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA, 1944
Regie: Billy Wilder
Farbe: schwarzweiß
Laufzeit: 108'
Deutscher Verleihtitel: „Frau ohne Gewissen“

 

Inhalt

Los Angeles im Frühsommer 1938: Der Versicherungsagent Walter Neff (Fred McMurray) wird von Phyllis Dietrichson (Barbara Stanwyck) – die durchtriebene Ehefrau eines reichen Klienten (Tom Powers) – dazu angestiftet, deren Gatten umzubringen. Das vermeintlich „perfekte Verbrechen“ – ein als Zugsunfall getarnter Mord – soll der Ehefrau (und ihrem Komplizen) die doppelte Versicherungssumme (Double Indemnity) einbringen.

 

Eisenbahn

Dass die Eisenbahn in diesem klassischen Vertreter des „film noir“ als Handlungsträger fungiert, kündigt sich bereits mit der allerersten Einstellung an, in der an einer nächtlichen Straßenkreuzung durch Mitarbeiter der „Los Angeles Railway Corporation“ Wartungsarbeiten an den Straßenbahnschienen ausgeführt werden.

Später dann geschieht der Mord an Dietrichson im Auto während der Fahrt zum Bahnhof von Glendale. Anschließend übernimmt Neff die Rolle seines Mordopfers und entert mit Gipsbein und an Krücken den Nachtzug nach San Francisco. In der Folge täuscht er einen Unfall vor – den Sturz von der Aussichtsplattform am Ende des Zuges – und plaziert danach mit Hilfe seiner Komplizin die Leiche von Dietrichson auf dem Geleise der Southern Pacific (SP).

Der Bahnhof – Glendale Depot

Die auf dem Bahnsteig von Glendale spielende Sequenz wurde am Originalschauplatz gedreht. Das Empfangsgebäude des so genannten „Glendale Depot“ wurde anno 1924 im spanischen Kolonialstil errichtet und kann während der nächtlichen Szenerie, als Neff und die Dietrichson unweit des Bahnsteigs den Wagen – notabene mit der Leiche auf dem Rücksitz – parkieren, im Hintergrund anhand des beleuchteten Stationsschildes klar identifiziert werden. Hier legten jeweils alle SP-Fernzüge in Richtung San Francisco beziehungsweise Oakland ihren ersten Halt ein nach Verlassen des Union Passenger Terminal von Los Angeles.

Die Strecke – The Coast Line

Im Gegensatz zur SP-Route durch das San Joaquin Valley verläuft die „Coast Line“ auf längeren Abschnitten unmittelbar entlang der Pazifik-Küste sowie parallel zur Route 101 und führt via Santa Barbara, Salinas und San José nach San Francisco. Berühmt wurde diese Strecke vor allem durch die ab 1937 eingesetzten neuen „Daylight“-Stromlinienzüge. Als schnellster Vertreter dieser Expresszüge bewältigte der „San Francisco Daylight“ die Distanz von 760 Kilometern in elfeinhalb Stunden.

Der Zug – The Lark

Während die „Daylights“ als komfortable Tagesverbindung zwischen Los Angeles und San Francisco fungierten, betrieb die „EsPee“ zwischen den beiden Städten auch zwei Nachtzüge. Einerseits „The Owl“, welcher via Fresno nach Oakland – jenseits der Bucht von San Francisco – verkehrte und damit auch den Anschluss an den „Shasta Daylight“ in Richtung Norden nach Portland (US-Bundesstaat Oregon) gewährleistete, andererseits „The Lark“, der die Route entlang der Küste benutzte.

Das Zugpaar Nº 75/76 wurde ursprünglich am 8. Mai 1910 in Betrieb genommen und diente vor allem dem Geschäftsreiseverkehr. Zug Nº 75 verließ planmäßig um 21:00 Uhr den Union Passenger Terminal von Los Angeles (LAUPT) und kam anderntags gegen 09:00 Uhr in der 3th Street Station von San Francisco an. Bis Anfang der 1940er Jahre setzte sich das verwendete Wagenmaterial aus den damals üblichen sechsachsigen Fahrzeugen vom Typ „Standard Heavyweight“ zusammen, welche nebst einer eleganten Farbgebung in Zweitongrau an der Flanke das rote Lark-Emblem aufwiesen. Bespannt war der schwere Nachtzug ab 1923 in der Regel mit einer Schlepptenderlok der SP-Baureihe 4300 vom Typ „Mountain“ (Achsfolge 4-8-2 beziehungsweise 2’D1’), welche in der Folge durch die stromlinienverkleideteten Schlepptendermaschinen der Reihe GS-3 vom Typ „Northern“ (Achsfolge 4-6-4 beziehungsweise 2’D2’) abgelöst wurden. Mittels neuem Pullman-Rollmaterial wandelte man den „Lark“ anno 1941 gänzlich in einen Stromlinienzug, derweil dessen Verdieselung Mitte der 1950er Jahre analog zu den „Daylights“ erfolgte.

Dem gemäß präsentierte sich die San-Francisco-Sektion von Zugpaar Nº 75/76 zur Zeit der Dreharbeiten (1944) wie folgt:

  • ein Baggage car (Railway Express Agency) aus der Serie Nº 6084-6088
  • ein RPO car (Railway Post Office) aus der Serie Nº 4117-4118
  • ein 6-6-4 Sleeping car aus der Serie Nº 513-516
  • fünf 10-5 Sleeping cars aus der Serie Nº 100-109
  • ein Triple-unit (mit Jakobs-Drehgestellen) bestehend aus:
    • Dormitory-Kitchen car aus der Serie Nº 10274-10277
    • 48 Seat Dining Room car aus der Serie Nº 10275-10278
    • Tavern Lounge car aus der Serie Nº 10276-10279
  • drei 4-4-2 Sleeping cars aus der Serie Nº 200-205
  • zwei 13 Bedroom Sleeping cars aus der Serie Nº 300-307

Am Ende eingereiht war jeweils die Oakland-Sektion von Zugpaar Nº 75/76:

  • ein 6-6-4 Sleeping car aus der Serie Nº 513-516
  • ein 1-1-2 Buffet Observation car (aus der Serie Nº 400-401)

Gemäß der Handlung im Film erfolgt die Abfahrt des Nachtzuges in Glendale um 22:15 Uhr und entspricht damit nur bedingt der Fahrplanlage des „Lark“. Anhand der in Echtzeit gedrehten Bahnsteig-Szene beträgt die Aufenthaltsdauer exakt zwei Minuten, weshalb der Zug den Union Passenger Terminal von Los Angeles um 21:53 Uhr verlassen hat und demzufolge gegen 09:29 Uhr in Palo Alto eintreffen wird.

Der Protagonist entert den Schlafwagen Nº 9 (Typ „Standard Heavyweight“), wo für Dietrichson das Abteil Nº 11 reserviert ist, und macht sich anschließend in Richtung des Observation car auf, welcher laut Schlafwagenschaffner drei Waggons weiter eingereiht ist. In der Folge gelingt es Neff, den einzig noch auf der Aussichtsplattform anwesenden Fahrgast namens Jackson (Porter Hall) – welcher gemäß eigener Aussage nach Medford (US-Bundesstaat Oregon) durchfährt und demzufolge im Schlafwagen der Oakland-Sektion einquartiert ist, um anderntags direkt in den SP-Anschlusszug in Richtung Portland umsteigen zu können – mittels einer Finte dazu zu bewegen, diese zu verlassen. Kurz vor Burbank Junction, wo die „Coast Line“ in westlicher Richtung abzweigt, steigt Neff über die Brüstung und lässt sich auf die Geleise fallen, derweil der Zug mit einer eher gemächlichen Geschwindigkeit von knapp 25 Stundenkilometern in die Dunkelheit entschwindet.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 05.08.2002
Version vom 22.06.2006
html-Status: 14.10.2009

 

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