Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Fathom

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 1967
Regie: Leslie H. Martinson
Farbe
Laufzeit: 99'
deutscher Verleihtitel: „Feuerdrache“

 

Inhalt

In Südspanien wird die US-amerikanische Fallschirmspringerin Fathom Harvill (Raquel Welch) in die turbulente Jagd nach dem „Feuerdrachen“ verwickelt. Der angeblich hochgeheime Zünder einer Wasserstoffbombe entpuppt sich in der Folge als gestohlene Ming-Skulptur aus dem chinesischen Nationalschatz. Gegen Ende geben sich Fathoms Kontrahenten – ihr Landsmann Merriwether (Tony Franciosa), der Brite Webb (Richard Briers) sowie der Russe Serapkin (Clive Revill) – im Zug nach Madrid ein Stelldichein in der Absicht, sich das kostbare Schmuckstück doch noch unter den Nagel zu reißen.

Allgemein

Die vor Ort in Málaga (Dialogszene im Straßencafé) und Mijas (Stierkampfarena), an der Küste und im Hinterland von Torremolinos und an der Küste bei Nerja gedrehte Spionage-Komödie orientiert sich offensichtlich an den damaligen James-Bond-Parodien wie beispielsweise die Matt-Helm-Reihe mit Dean Martin. Die wendungsreiche Handlung ist ganz auf die optischen Qualitäten der Titelheldin ausgerichtet, welche ausgiebig im knappen Bikini bewundert werden kann.

Außer der aufregenden Raquel Welch hat der US-Streifen aber auch noch einen bahn-spezifischen Leckerbissen zu bieten. Denn kurz vor dem Finale entert die Protagonistin – den „Feuerdrachen“ in ihrem Schminkkoffer versteckt – auf einem nicht näher verifizierbaren Provinzbahnhof den Schnellzug nach Madrid.

Kaum an Bord, läuft Fathom auch schon Merriwether in die Arme, der sich sogleich wortreich an ihre Fersen heftet. Die Heldin versucht in der Folge, den undurchsichtigen wie aufdringlichen US-Amerikaner im überfüllten Seitengang abzuschütteln. Beim Durchqueren des nächsten Waggons gerät sie dann an den stets unterkühlten Serapkin, der sich an der Bar des Buffet-Raums gerade ein Glas Wein gönnt. Und schließlich wartet im übernächsten Waggon der vermeintlich leutselige Flight Lieutenant Webb und lotst Fathom sogleich in sein Abteil, derweil auch Merriwether und der Russe nicht lange auf sich warten lassen.

 

Eisenbahn

Gedreht wurde auf der bis zu 13 Promille Neigung aufweisenden breitspurigen Südrampe der Chorro-Linie Málaga–Bobadilla(–Cordoba), genauer im unspektakulären Abschnitt zwischen Estaciòn und Las Mellizas, weshalb wohl am ehesten die Bahnstationen von Pizarra oder Álora in Frage kommen. In der hektischen Bahnsteigszene lässt sich denn auch kurz ein Zuglaufschild ausmachen, welches wie folgt lautet:

 

EXPRESO COSTA DEL SOL
MALAGA – MADRID – PARIS

 

Damit wird der reguläre Nachtzug Málaga–Madrid prompt zum fiktiven Konkurrenten des damaligen „Sud Express“ (Lissabon–)Madrid–Paris hochstilisiert (siehe dazu auch „Un Flic“). Die wahrscheinlich während ihres Stilllagers angemieteten RENFE-Garnitur präsentiert sich in ihrer Wagenreihung so:

 

RENFETypBaujahr, HerstellerBemerkungen
Gepäckwagen (ex MZA)DD-3001924mit Zugführerabteil
Abteilwagen 2. KlasseBB-80001963, Ww11 Abteile à 8 Sitzplätze
Abteilwagen 1. Klasse
mit Buffet-Raum
AAR-50001954 und 1955, CAF, MACOSA5 Abteile à 6 Sitzplätze, Buffet bewirtschaftet durch die CIWL
Abteilwagen 2. KlasseBB-80001963, Ww11 Abteile à 8 Sitzplätze
FlachwagenRe (UIC) beladen mit einem Sattelaufleger
 
    Abkürzungen
  • CAF = Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles (Irún)
  • CIWL = Compagnie Internationale des Wagons-Lits
  • MACOSA = Materiales y Construcciones Sociedad Anónima (Barcelona)
  • MZA = Ferrocarriles de Madrid a Zaragoza y Alicante
  • RENFE = Red Nacional de los Ferrocarriles Españoles
  • UIC = Union internationale des chemins de fer
  • Ww = Westwaggon (Köln-Deutz)

 

Die aufgrund der Dreharbeiten erfolgten Umsetzmanöver und Fahrtrichtungswechsel können anhand des Gepäckwagens erahnt werden. Als Fathom den Zug entert, kann der DD-300 am Zugs-Ende ausgemacht werden, derweil sich dann der Waggon während der Fahrt unmittelbar hinter der Lok befindet, schließlich aber – nach der von Webb ausgelösten Notbremsung – wieder seine anfängliche Position einnimmt.

Und nachdem Merriwether während der Fahrt abgesprungen ist, zeigt ein etwas genauerer Blick entlang des Zuges, dass die vorneweg arbeitende Dampflok in dieser Phase des Films mit dem Tender voran unterwegs ist! Obwohl die Dialogszenen zwischen Fathom und ihren Kontrahenten in einem Waggon 2. Klasse spielen, wurde in den britischen Shepperton Studios für die teilweise mittels Rückprojektion gedrehten Einstellungen ein 1.-Klasse-Abteil mit sechs Polstersitzen äußerst akkurat nachgebaut. Darin belegt die Heldin Platz 39, derweil Merriwether, Serapkin und Webb ihr gegenüber auf den Plätzen 40, 41 und 42 sitzen.

Noch dominiert die Dampftraktion...

Leider wird der Zug nie in der Totalen gezeigt, was – von den Produktionsbedingungen einmal abgesehen – auch ein Indiz dafür ist, dass auf dieser Strecke zur Zeit der Dreharbeiten (1966) die Dampftraktion noch immer die Regel und nicht die Ausnahme war. In der Tat wies die eingleisige Gebirgslinie Mitte der 1960er-Jahre bei eher spärlichem Verkehr gerademal ein Rápido-Zugspaar Madrid–Málaga auf, welches mit einem Triebwagenzug vom Typ TAF (Tren Automotor Fiat) gefahren wurde.

Damals waren sowohl ein alternativ dazu dreimal wöchentlich verkehrender, wesentlich langsamerer Schnellzug, als auch der bereits erwähnte Expreso dampfgeführt. Im Film ist der „Costa del Sol“ mit einer RENFE-Schlepptenderlok der Reihe 240 (Achsfolge 4-8-0 beziehungsweise 2’D) älterer Bauart bespannt. Die in Spanien als „Mastodonte“ bezeichneten Mehrzweckmaschinen waren bei der RENFE die zahlenmäßig größte Baureihe und dazumal immer noch recht weit verbreitet. Der Film zeigt eines der kohlegefeuerten Vorkriegsexemplare, welche 1935 an die damalige ANDALUCES geliefert wurden.

Daneben ist durch das Seitengangfenster während der Ausfahrt des Expreso auf einem der benachbarten Gleise des zumindest dreigleisigen Bahnhofs eine der altertümlichen Schlepptendermaschinen der Reihe 040 (Achsfolge 0-8-0 beziehungsweise D) zu sehen, die anno 1941 von der ANDALUCES oder der MZA zur RENFE gelangte. Es dürfte sich dabei um dieselbe Lok handeln, welche bereits zu Beginn während der Fallschirmspringer-Sequenz im Hintergrund ausgemacht werden kann.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 04.04.2010

 

Eisenbahn im Film
www.eisenbahn-im-film.de

 

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