Eisenbahn im Film – Rail Movies |
Human Desire
Art: Spielfilm
InhaltDer Kriegsveteran Jeff Warren (Glenn Ford) ist glücklich darüber, wieder bei der Central National Railroad als Lokführer arbeiten zu können. Durch seinen Arbeitskollegen und väterlichen Freund Alec Simmons (Edgar Buchanan) lernt er den Rangiermeister Carl Buckley (Broderick Crawford) kennen, der aber kurze Zeit später gefeuert wird. Carl überredet seine wesentlich jüngere verführerische Frau Vicki (Gloria Grahame) dazu, beim Industriellen John Owens (Grandon Rhodes) vorzusprechen, dem ehemaligen Arbeitgeber von Vickis Mutter, damit der einflussreiche Bahnkunde ein gutes Wort einlegt und so die Kündigung rückgängig gemacht wird. Der Plan scheint aufzugehen, doch macht das stundenlange Warten und Vickis seltsames Gebaren nach ihrer Rückkehr Carl derart rasend vor Eifersucht, dass er in der Folge ein Mordkomplott gegen Owens schmiedet – mit Vicki als unfreiwilligen Lockvogel. Dabei wird auch Jeff involviert, als er kurz nach der Tat im Seitengang eines Schlafwagens des „Chicago Arrow“ auf Vicki trifft, dies jedoch später vor der Untersuchungskommission verschweigt.
AllgemeinBasierend auf dem Roman von Émile Zola verlegte Drehbuchautor Alfred Hayes die Handlung in den mittleren Westen der USA, unmittelbar nach dem Koreakrieg (1950 bis 1953). Im Unterschied zu Jean Renoirs überragender Verfilmung „La Bête humaine“ von 1938 konzipierte Fritz Lang seine Version als klassischen Film noir, wie er es bereits mit „The Big Heat“ (1953) vorexerziert hatte. Diese Sequenzen sind denn auch die Stärken des Films, obwohl der Charakter von Jeff Warren gegenüber der Originalvorlage stark verändert und der Fokus mehr auf Vicki als durchtriebene Femme fatale gelegt wurde. Zudem konstruierte man ein halbwegs plausibles Happy End, um die Erwartungen der Studiobosse und des einheimischen Publikums zu erfüllen. Weil Glenn Fords Vater für die Canadian National gearbeitet hatte, sollten die Dreharbeiten in der kanadischen Provinz Alberta stattfinden. Zwar wurde dieser Plan aus Kostengründen fallengelassen, jedoch die fiktive Bahngesellschaft im Film mit dem verwandt klingenden „Central National“ versehen. Später zog auch die Atchison, Topeka and Santa Fe Railway (AT&SF) ihre Dreherlaubnis wieder zurückzog, nachdem deren Management aufgrund der morbiden Story – gespickt mit psychosexuellen Anspielungen und zwei Tötungsdelikten an Bord eines Streamliners – größte Bedenken geäußert hatte und um das Renommee fürchtete, das man zwei Jahre zuvor mit der an Bord des Pullmanzuges „Super Chief“ gefilmten Komödie „Three for Bedroom C“ (USA 1952) aufgebaut hatte.
EisenbahnDie Dreharbeiten starteten am 14. Dezember 1953 mit den Außenaufnahmen im US-Bundesstaat Oklahoma.
Im Bahnknoten von El Reno, westlich von Oklahoma City, stellte die Chicago, Rock Island and Pacific Railroad (CRI&P) nicht
nur den Verschiebebahnhof und das Betriebswerk zur Verfügung, sondern auch eine ihrer ALCO-Dieselloks vom Typ FA-1,
welche dann im Livrée der „Central National“ abwechselnd als Nº 153 und als Nº 31
agierte. Nachfolgend werden alle bisher identifizierten Drehorte der entsprechenden Sequenzen und die darin gezeigten
Triebfahrzeuge aufgelistet:
Die im Vorspann gezeigte, eingleisige und mit Lichtsignalen gesicherte Hauptstrecke konnte bisher nicht verifiziert werden. Mehrere Einstellungen im Intro stammen hingegen aus dem Dokumentarfilm „The Passenger Train“ von 1940, welcher eine Fahrt des dieselbetriebenen Paradezuges „Capitol Limited“ der Baltimore and Ohio Railroad (B&O) von Washington D.C. nach Chicago thematisiert. Die Diskrepanzen zwischen der gezeigten B&O-Maschine vom EMD-Typ EA und der ALCO-Maschine der Rock Island sind augenscheinlich und werden nur schon aufgrund der unterschiedlichen Achsfolge ersichtlich. Die jeweils mittels Rückprojektion gedrehten Führerstandsaufnahmen, welche ebenfalls in einer EMD-Maschine entstanden, fallen im Vergleich zum Intro des Renoir-Klassikers deutlich ab. Auch die Bahnhof-Szene wirkt wegen der offensichtlich verwendeten Kulissenbauten wenig stimmig. Gerade hier ist es der Produktion anzumerken, dass Columbia Pictures nicht gewillt war, mit der „ganz großen Kelle anzurühren“. Einzig die in El Reno gedrehten Außenaufnahmen und dabei speziell die zu Beginn gezeigte Depot-Sequenz mit Maschine 153, welche nach dem Abkuppeln ins Bw rollt, dort auf die Drehscheibe manövriert und schließlich einen Stand des Ringschuppens belegt, erreichen eine Authentizität wie vergleichbare Szenen in „La Bête humaine“.
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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