Eisenbahn im Film – Rail Movies |
The Day of the Jackal
Art: Spielfilm
InhaltNach einem gescheiterten Attentat auf Präsident de Gaulle wird Jean Bastien-Thiry (Jean Sorel) als Anführer der OAS* verhaftet und in der Folge von einem Erschießungskommando exekutiert. Der inzwischen ins Exil nach Österreich geflohene Führungszirkel heuert im Frühsommer 1963 einen ausländischen Berufskiller (Edward Fox) an. Während der unter dem Decknamen „Schakal“ agierende Attentäter seinen Mordanschlag akribisch vorbereitet, verhört der französische Geheimdienst brutal ein in Rom gefasstes OAS-Kadermitglied. Dadurch bekommt der Dienst Wind vom geplanten Anschlag und beauftragt mit Inspektor Lebel (Michael Lonsdale) den besten Mann der„Sûreté Nationale“, den „Schakal“ zu fassen und so das Attentat auf de Gaulle zu vereiteln.
AllgemeinMeines Erachtens eine der gelungensten Romanverfilmungen – die Vorlage stammt von Bestsellerautor Frederick Forsyth – glänzt der Polit-Thriller mit einer bis in die Nebenrollen hochkarätigen Besetzung und einem außergewöhnlichen Maß an Glaubwürdigkeit, inklusive überraschender Schlusswendung. Gedreht wurde die britisch-französische Produktion größtenteils an den entsprechenden Originalschauplätzen in England (London), Frankreich (Paris und Côte d’Azur), Italien (Genua und Rom) und Österreich (Wien). Dabei gelang es dem Regisseur, das Zeitkolorit der frühen 1960er-Jahre überzeugend wiederzugeben, was vor allem auch durch den Einbezug zeitgenössischer Verkehrsmittel gelang. Da wäre die Ankunft des Attentäters in Schwechat an Bord der viermotorigen Turboprop-Linienmaschine „Wolfgang A. Mozart“ vom Typ Viscount (Vickers-Armstrongs 1959) der Austrian Airlines sowie die viermotorige Turboprop-Linienmaschine vom Typ Vanguard (Vickers-Armstrongs 1963) der British European Airways in Heathrow beim Ausspähen der aus Kopenhagen ankommenden Passagiere. Oder dann die schwarzen 1963er-Citroën DS19 als Staatskarossen sowie der weiße 1961er-Alfa Romeo Giulietta Spider und später der silberne 1963er-Renault Caravelle des Attentäters. Während der Dreharbeiten war allerdings kaum zu verhindern, dass auch Straßen- und vor allem Schienenfahrzeuge neueren Datums ins Bild kamen, wie im nachfolgenden Abschnitt offensichtlich wird.
EisenbahnFür seine aufwendigen Vorbereitungen reist der „Schakal“ unter der falschen Identität als Paul Oliver Duggan zweimal mit dem Zug von Paris nach Genua, was mit der Abfahrt auf der Pariser Gare d’Austerlitz (statt Gare de Lyon) beziehungsweise mit der Ankunft in Genova Piazza Principe festgehalten wird. Zuvor ist in einer eisenbahn-historisch höchst interessanten Einstellung am Pariser Place du 18-Juin-1940 noch immer das Empfangsgebäude des alten Gare de Montparnasse zu sehen, der zur Zeit der Dreharbeiten durch einen hypermodernen Neubau unweit des Wolkenkratzers „Tour Montparnasse“ ersetzt wurde. Die Bahnsteig-Szene im Genueser Hauptbahnhof zeigt Duggan zudem beim Entern des 11-Uhr-Schnellzuges mit dem Zuglaufschild „Roma–Genova–Paris“ auf Gleis 1, wobei die FS-Seitengangwagen 1. Klasse der Gattung Az 15000 vom Typ UIC-X erst ab 1964 geliefert wurden. Um das speziell für den Mordanschlag von einem einheimischen Büchsenmacher angefertigte Präzisionsgewehr über die italienisch-französische Grenze schmuggeln zu können, baut der „Schakal“ kurzerhand die Auspuffanlage seines Sportcabrios um. Die dafür angemietete Arkadengarage befindet sich in der Via Stefano Dondero, gleich unterhalb der Vorortstation Genova Sampierdarena, wobei oberhalb eine in Richtung Savona ausfahrende FS-Triebwagengarnitur der Reihe ALe 803 (Savigliano/Stanga 1962/63) vorüberrumpelt. Dieser Streckenabschnitt wurde übrigens just zur Zeit der Filmhandlung von Dreiphasen-Drehstrom auf Gleichstrom (3000 Volt) umgestellt. Nachdem Duggan wegen einer selbstverschuldeten Streifkollision mit einem entgegenkommenden 1962er-Peugeot 404 nicht auf der ursprünglich geplanten Route durch die Seealpen nach Paris gelangen kann, nimmt er einen Umweg über die Corrèze, wo er im Schloss der nichts ahnenden Generalsgattin Colette de Montpellier (Delphine Seyrig) Unterschlupf findet, Lebel und die Polizei immer dicht auf den Fersen. Von dort reist der Attentäter per Bahn weiter, wobei es ihm in der Tarnung als Lehrer aus Dänemark gelingt, die Polizeikontrolle auf dem Bahnhof Tulle unbehelligt zu passieren und den Pariser Kurswagen im Zug nach Brive zu entern. Diese Episode wurde auf dem entsprechend umgeschilderten Bahnhof von Veynes an der „Ligne des Alpes“ inszeniert. Südwestlich davon laufen die Col de Cabre-Linie (Livron–Briançon) und die Croix Haute-Linie (Grenoble–Marseille) zusammen und bilden eine zweigleisige Gemeinschaftsstrecke. Die in der Bahnsteig-Szene verwendete Garnitur ist mit einer der diesel-elektrischen SNCF-Maschinen der Reihe BB 66000 (Bo’Bo’, CAFL/Alsthom/CEM/SACM/Fives-Lille 1960 bis 1968) aus dem Depot Portes-lès-Valence bespannt und weist unter anderem Seitengangwagen vom Typ DEV AO auf – womöglich Verstärker für saisonale Extrazüge von und nach Paris – und fährt in Richtung Gap aus. Auf der Route des „Le Capitole“Anschließend ist ein „Rapide“ mit einer SNCF-Elektrolok der berühmten Baureihe CC 7100 (Co’Co’, Alsthom/Fives-Lille/CEM 1952 bis 1955) zu sehen, welcher gemäß der Handlung in voller Fahrt irgendwo zwischen Vierzon und Etampes nach Paris unterwegs ist, wobei aus der Garnitur ein rot/hellgrauer Neubauspeisewagen vom Typ Vru DEV AO (Brissoneaux & Lotz 1967/68) heraussticht, dessen C160-Farbkleid erst ab 1970 verwendet wurde. Es folgt die Ankunft auf der Gare d’Austerlitz (siehe auch „Un flic“), derweil sich jetzt an der Spitze des Zuges bemerkenswerterweise eine SNCF-Elektrolok der Reihe BB 9200 (Bo’Bo’, Creusot/Jeumont/MTE, 1958 bis 1964) ausmachen lässt. Obwohl die Loknummer nicht erkennbar ist, handelt es sich um eine der „BB rouge“ genannten sechs Jacquemin-Maschinen (BB 9278, BB 9281, BB 9282, BB 9288, BB 9291 und BB 9292), welche ab 1967 speziell für den dazumal eingeführten Prestigezug „Le Capitole“ adaptiert worden waren und zur Zeit der Dreharbeiten (1972) noch immer das von Paul Arzens kreierte purpurrote Farbkleid trug. Ausgerüstet mit noch leistungsfähigeren Motoren und einer geänderten Getriebeübersetzung, verstärkten Frontfenstern und speziellen Faiveley-Einholmpantografen übernahmen die 5800 PS starken und bis zu 250 Stundenkilometer schnellen Loks von 1967 bis 1970 die Traktion des seinerzeit schnellsten fahrplanmäßigen Zuges auf dem Kontinent. Die zwischen Paris und Toulouse verkehrende Garnituren wurde vor allem von Geschäftsreisenden genutzt und erreichten trotz der bis zu neun Waggons umfassenden Komposition auf dem 100 Kilometer langen Abschnitt zwischen Vierzon und Les Aubrais eine reguläre Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern. Die Wagenreihung zwischen Toulouse und Paris sah in der Regel wie folgt aus:
Mit der Einführung der noch komfortableren, aber auch schwereren Reisezugwagen vom Typ „Grand Confort“ auf dieser Relation erfolgte anfangs der 1970er-Jahre die Aufwertung zum Trans-Europ-Express, wobei ab 1971 der „Capitole du matin“ als TEE 75/74 und der „Capitole du soir“ als TEE 77/76 geführt wurden. Deren Traktion übernahmen die Hochleistungsmaschinen vom Typ CC 6500 (Co’Co’, Alsthom/MTE 1969 bis 1975), wovon ein Exemplar übrigens auch im Film am benachbarten Bahnsteig zu sehen ist, derweil die sechs „BB rouge“ vor herkömmlichen Schnellzügen zum Einsatz kamen.
The Jackal
Art: Spielfilm
InhaltNach dem Ende der Sowjetunion soll in Moskau bei einer gemeinsamen Aktion von russischer „Nationaler Sicherheit“ und US-FBI ein Mitglied der russischen Mafia wegen Mordes verhaftet werden. Als der Mann und andere Bandenmitglieder Widerstand leisten, wird er erschossen. Er war der Bruder von Mafia-Boss Terek Murad (David Hayman), der daraufhin blutige Rache an den Sicherheitsbehörden und der politischen Elite in Russland und in den USA nehmen will. Dazu engagiert Murad den Profi-Killer „The Jackal“ (Bruce Willis), der sich dann als äußerst effektiv erweist. Für Carter Preston (Sidney Poitier) vom FBI und Major Valentina Koslova (Diane Venora) beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, um die Machenschaften des „Schakals“ zu vereiteln. Sie sind darauf angewiesen, den inhaftierten IRA-Mann Declain Mulqueen (Richard Gere) zur Mitarbeit zu gewinnen. Er ist der einzige, der den „Schakal“ identifizieren kann. Ein sehr brutaler Film, was offenbar kaum anders zu erwarten ist, wenn Bruce Willis dabei ist. Die Brutalität scheint mir nur sehr eingeschränkt durch die Story und erst recht nicht durch die Grundhaltung des Films gerechtfertigt, eher dürfte sie auf die Bedürfnisse eines einschlägigen Zuschauerkreises spekulieren. Einen Vergleich mit der Zinnemann-Produktion von 1973 kann ich nicht bieten, da mir diese nicht vorliegt. Es gibt allerdings Stimmen (zum Beispiel: Manuel Gurtner), die den Caton-Jones-Film daran gemessen für abgrundtief schlecht halten. Ich sehe einstweilen keinen Anlass, dem zu widersprechen.
EisenbahnEisenbahn-, in diesem Fall vor allem U-Bahn-Szenen enthält dieser Film in einem vergleichsweise hohem Maß:
Autoren dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner (Produktion 1973) |
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