Eisenbahn im Film – Rail Movies |
On a volé la cuisse de Jupiter
Art: Spielfilm
InhaltDie Fortsetzung von "Poulet tendre" (F 1977) ist eine für de Broca typische Abenteuer-Komödie und spielt in Griechenland während den Flitterwochen von Lise Tanquerelle (Annie Girardot) und Antoine Lemercier (Philippe Noiret). Im Verlauf der turbulenten Handlung kapern die beiden Hauptprotagonisten am Bahnhof von „Korintos“ kurzerhand einen Streifenwagen der Polizei – notabene mit einem verdutzten Kommissar Spiratos auf dem Beifahrersitz – und jagen einem nordwärts fahrenden Schnellzug hinterher, weil sich darin der ominöse Kunsthändler Von Blankenberg mit dem Torso einer antiken Statue aus dem Staub machen will. Als der schwere Polizeiwagen, übrigens ein viertüriger 1971er Oldsmobile Cutlass mit V8-Motor, zwischen den Schranken eines bewachten Bahnübergangs das Geleise blockiert, kommt auch schon der Dieselzug aus einer Kurve und dank einer Schnellbremsung im letzten Moment zum stehen. In der Folge muss sich Annie Girardot an Bord des Speisewagens mit einem der Schurken herumschlagen, nachdem dieser Spiratos kurzerhand aus dem fahrenden Zug geworfen hat. Eine Pfanne mit kochendheißem Wasser auf dem Kohlehherd der Speisewagenküche erweist sich schließlich als hilfreich.
EisenbahnGedreht wurde vom 3. September bis 14. November 1979, unter anderem auf Korfu, derweil dann das halsbrecherische Finale in Thessalien im Gebiet der berühmten Meteora-Klöster entstand. Die bemerkenswert authentischen Bahn-Szenen wurden hingegen in Zentralgriechenland auf der Magistrale Athen–Thessaloniki gedreht, einer eindrucksvollen Gebirgslinie, welche damals nur gerade im Abschnitt Athen–Inoi zweigleisig ausgebaut war und ansonsten trotz spektakulärer Kunstbauten eher Nebenbahn-Charakter aufwies. Für die eingangs erwähnte Verfolgungsjagd zwischen Auto und Zug wurde offensichtlich von der Griechischen Staatsbahn (OSE) ein veritabler Schnellzug gechartert, der als „Balkan–Hellas Express“ fungierte und mit Zuglaufschildern „Athènes–Thessaloniki–Beograd–Graz–Wien“ versehen wurde. In der Tat verkehrte zur Zeit der Dreharbeiten nebst dem D 411 „Hellas-Express“ Athen–Dortmund auch ein Ex 255 „Balkan-Express“ von Zagreb nach Wien (Südbf) mit Kurswagen von Athen, Istanbul, Sofia, Belgrad, Rijeka und Pula via Graz. Die im Film verwendete Garnitur besteht aus der dieselelektrischen OSE-Maschine A 469 (Co’Co’, Serie A 451 bis 470, Montreal Lokomotive Works, gebaut ab 1973), OSE-Halbgepäckwagen vom Typ UIC-Y BDms (Bautzen 1974), OSE-Speisewagen (Serie 1001 bis 1007, ex CIWL) mit der Anschrift „Restaurant Voiture“, sowie zwei OSE-Kurswagen 1./2. Klasse (analog FS ABz Tipo 1946, FIAT 1950). Die Bahnsteig-Szene in der fiktiven Stadt „Korintos“ wurde auf dem Bahnhof von Livadia gedreht, derweil dann die nachfolgenden Streckenaufnahmen nördlich davon in der Hochebene des Kifisos bei Cheronia und am unbewachten Bahnübergang nahe der Station Davlias entstanden. Danach befindet sich die Bahnlinie linkerhand der Nationalstraße 3, derweil im Hintergrund das schneebedeckte Parnass-Massiv (2455 Meter) zu sehen ist. Später folgt die Szene am bewachten Bahnübergang (Wärterhaus mit der Anschrift „I.D.48“) nordöstlich von Amfiklia, wo der Expresszug zum Halten gebracht wird. Schließlich kann im Hintergrund noch ein vorüberfahrender OSE-Dieselltriebwagen der Reihe AA 70 (Ferrostaal/Esslingen 1962) ausgemacht werden. Der für die Dreharbeiten verwendete Speisewagen konnte bisher nicht eindeutig identifiziert
werden. In der nachfolgenden Tabelle sind deshalb alle anno 1966 von der CIWL übernommenen Fahrzeuge
aufgelistet:
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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