Eisenbahn im Film – Rail Movies |
The Ladykillers
Art: Spielfilm
InhaltEin vermeintliches Streichquintett um Professor Marcus entpuppt sich als Ganovenbande, die sich im strategisch günstig gelegenen Haus der naiv-schrulligen Mrs. Wilberforce eingemietet hat, um einen Geldtransport im Wert von 60 000 Pfund auf dem Weg zur nahegelegenen Londoner King’s Cross Station überfallen zu können. Nachdem der Coup – auch dank tatkräftiger Mithilfe der ahnungslosen Kapitänswitwe – gelungen ist, fliegt die Bande wegen eines kleinen Missgeschicks dennoch auf und kommt gegenüber der alten Lady unvermittelt in Erklärungsnot, so dass in der Folge beschlossen wird, die nunmehrige Mitwisserin zum Schweigen zu bringen. Das mörderische Vorhaben in die Tat umzusetzen, erweist sich jedoch schwieriger als geplant.
EisenbahnImmer wieder sind Dampfloks sowie Reise- und Güterzüge der British Railways (BR) in und aus Richtung King’s Cross zu sehen und vor allem zu hören. Schon ein erster Blick von Professor Marcus aus dem späteren „Musikzimmer“ – das Menuett aus Quintett E-Dur, Opus 11, Nummer 5 von Luigi Boccherini kommt jeweils vom Plattenspieler – zeigt einen in Richtung Norden fahrenden Ostküsten-Schnellzug, bespannt mit einer dreizylindrigen Pacific-Schlepptenderlok vom Typ Thompson Class A2/3 (4-6-2 beziehungsweise 2’C1’) und bestehend aus Waggons in karminrot/beiger Farbgebung, also von der BR weitergebaute Typen der Vorgängerbahnen. Später fotografiert Professor Marcus möglichst unauffällig – unter anderem vom Fußgängersteg hinunter – die Ankunft des Postzuges auf Gleis 1 von King’s Cross, wobei sich an dessen Spitze die BR-Dampflok 67800 ausmachen lässt. Es handelt sich um das letzte Exemplar einer Zweizylinder-Tenderlok vom Typ Thompson Class L1 (2-6-4 beziehungsweise 1’C2’), welche von 1948 bis 1950 bei North British sowie Robert Stephenson and Hawthorns innerhalb der Serie 67731 bis 67800 für den Vorortsverkehr beschafft wurden. Und der im Finale aus dem Copenhagen Tunnel kommende Güterzug, welcher schließlich für den Abtransport des Professors sorgen wird, ist mit einer dreizylindrigen Prairie-Schlepptenderlok vom Typ Gresley Class V2 (2-6-2 beziehungsweise 1’C1’) bespannt, welche anno 1936 von der London and North Eastern für den damaligen „Green Arrow“-Schnellgüterdienst beschafft wurde. DrehortDie schmucke Villa im viktorianischen Stil von Mrs. Wilberforce wurde eigens für die Dreharbeiten im Londoner Stadtteil Islington aufgebaut, und zwar direkt an der Backsteinmauer am westlichen Ende der heutigen Frederica Street. Sie geht wiederum von der Caledonian Road ab, wobei heute nur noch ein kurzes Teilstück ihrer ursprünglichen Länge vorhanden ist. Getrickst wurde außerdem auch mit dem Blick aus der Villa die Straße hinunter, welcher mitnichten die Frederica Street zeigt, sondern die Argyle Street in Richtung der äußerst fotogenen Gotik-Fassade des St. Pancras-Bahnhofes mit seinem markantem Uhrenturm, der sich praktisch neben der King’s Cross Station befindet. Vom eigentlichen Standort des Filmsets aus wäre diese Perspektive gar nicht möglich gewesen. Dadurch befand sich das Haus auch in kurzer Distanz zum Südportal des drei Stollen umfassenden Copenhagen Tunnel, welcher zusammen mit dem nachfolgenden Gasworks Tunnel die Geleise der East Coast Main Line nach King’s Cross Station hineinführt. In mehreren Einstellungen – vor allem bei den jeweiligen Kletterpartien der Ganoven auf das Dach der Villa – ist zudem ein Schienenstrang zu erkennen, der kurioserweise unmittelbar hinter dem Haus verläuft. In der Tat handelt es sich um das Geleise der Spitzkehrenverbindung zu den damaligen Frachtdepots und Kohlebunker von Copenhagen Junction. Derweil ist dann in den Szenen gleich oberhalb des Tunnelportals im Hintergrund ein Viadukt zu sehen, welcher zur Überführung der North London Line diente. Und auch die unmittelbar über der linken Tunnelmündung angebrachte Signalbrücke spielt im Finale eine nicht unwichtige Rolle. Abschließend die Reihenfolge des Ablebens der Bandenmitglieder, deren Leichen nacheinander per Bahn beseitigt werden:
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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