Eisenbahn im Film – Rail Movies |
Mission: Impossible
Art: Spielfilm
InhaltVon der CIA als vermeintlicher Maulwurf gehetzt, triff sich der Geheimagent Ethan Hawke (Tom Cruise) im Zug von London nach Paris mit der mysteriösen Max (Vanessa Redgrave) zu einem Scheingeschäft, um ihr den Datenträger mit einer Liste aller in Europa stationierten Undercover-Agenten auszuhändigen. Dabei trifft er unvermittelt wieder auf seinen tot geglaubten Vorgesetzten Jim Phelps (Jon Voight), worauf eine spektakuläre Verfolgungsjagd auf Leben und Tod entbrennt, deren atemraubendes Finale erst mitten im Kanal-Tunnel endet.
EisenbahnDie Außenaufnahmen fanden zwar an den Original-Schauplätzen in Prag und London statt, jedoch wurden zahlreiche – für den Laien nicht relevante – Kompromisse eingegangen, vor allem auch bei den in England realisierten Eisenbahn-Szenen. So konnte etwa aus produktionstechnischen Gründen nicht auf dem eigentlichen Londoner Abgangsbahnhof Waterloo International gedreht werden, weshalb sich die Filmcrew schließlich für die Liverpool Street Station entschied. Dies aufgrund der Tatsache, dass die Frequentierung des eben erst modernisierten Bahnhofs jeweils an den Wochenenden drastisch zurückging. Nach dreiwöchigen Vorbereitungsarbeiten wurden die entsprechenden Szenen dann innert dreier Nächte abgedreht. Gleiches gilt auch für die darauf folgenden Sequenzen zwischen London und der Kanalküste, welche nicht mit dem originalen „Eurostar“ realisiert wurden – mutmaßlich wegen markenrechtlicher Intervention der gleichnamigen Betreibergesellschaft. In den Dialogen ist explizit vom „TGV“ die Rede, obwohl Vanessa Redgrave (Max) sich einmal erkundigt, wie lange es dauert von London bis zum „Chunnel“ – zumindest in der englischen Originalfassung. Der Hochgeschwindigkeitszug wird denn auch durch einen französischen TGV Atlantique (Alsthom, Serie Nº 301 bis 405) der SNCF gedoubelt, welcher de facto nicht auf dem britischen Schienennetz verkehren kann. Obwohl für Zweifrequenz-Betrieb (1500 V Gleichstrom beziehungsweise 25 KV/50 Hz Wechselstrom) ausgelegt, fehlt der zwölfteiligen, blau-silbernen Zugsgarnitur einerseits die technische Vorrichtung für die Speisung über seitliche Stromschiene, andererseits und vor allem aber entspricht der Triebzug nicht dem britischen (weil engeren) Lichtraumprofil. Daher musste der TGV (mit wegretuschierten Pantographen) mittels Computertechnik nachträglich in die Landschaft integriert werden. Die eigentlichen Streckenaufnahmen wurden in Schottland südlich von Glasgow – im Abschnitt zwischen Kilmarnock und Dumfries – realisiert, weshalb die Topographie des „Upper Nithsdale Valley“ nur bedingt mit den Gegebenheiten der Southern Region korresponiert. Die im TGV spielenden Szenen sowie die haarsträubende Verfolgungsjagd über dessen Waggondächer hinweg – in der Folge ist auch noch ein Helikopter vom Typ NOTAR MD600 involviert – und das spektakuläre Finale im Kanal-Tunnel entstanden dann unter beträchtlichem Aufwand in den legendären Londoner Pinewood-Studios. Nebst dem so genannten Blue-Screen-Verfahren und umfangreicher Computer-Animation kam auch Europas stärkste Windmaschine zum Einsatz, welche nach entsprechender Modifikation eine Fahrtgeschwindigkeit von bis zu 230 Stundenkilometer simulieren konnte. Der Bahnhof – Waterloo International TerminalTraditionell starten die Kontinental-Expresszüge von London aus auf der Victoria Station. Wegen der ungenügenden Platzverhältnisse wurde der neue International Terminal für den Eurostar schließlich auf der linken Flanke der Waterloo Station angebaut. Unter der Leitung des Architekten Nicholas Thomas Grimshaw entstand zwischen 1992 und 1994 eine futuristische Stahlfachwerk-Hallenkonstruktion mit Glasfassade, welche eine Länge von etwa 400 Metern erreicht. Das sich verjüngende Glasdach weist eine Spannweite zwischen 30 und 50 Metern auf und ist in blauer Farbe gehalten. Der S-förmige Verlauf ergibt sich aus der Anordnung der Bahnsteig-Geleise. Der Zug – The EurostarFür den Schnellverkehr durch den Ärmelkanal zwischen London und Paris bzw. Brüssel wurde von einem britisch-belgisch-französischen Konsortium ein neuer Hochgeschwindigkeitszug in Auftrag gegeben. Als Ausgangsbasis diente augenscheinlich der französische TGV (Train à Grande Vitesse) mit dem Unterschied, dass einerseits die Außenmaße dem britischen Lichtraumprofil angepasst werden mussten und andererseits die Energieversorgung der beiden Triebköpfe modifiziert wurde. Dies ermöglicht den schließlich als „Eurostar“ bezeichneten Garnituren, in Frankreich sowie im Ärmelkanal-Tunnel unter 25-kV-Wechselstrom-Fahrdraht zu verkehren, derweil dann in Belgien die Energieversorgung über eine 3000-V-Gleichstrom-Fahrleitung erfolgt. In England aber werden die Vorrichtungen für die Stromentnahme über seitliche Stromschiene (750 V Gleichstrom) ausgefahren, weshalb die 300 Stundenkilometer schnellen Züge bis zur Fertigstellung der Neubaustrecke auf dem britischen Abschnitt mit maximal 120 Stundenkilometern verkehren dürfen. Jeder der 394 Meter langen grau-gelben Einheiten umfasst insgesamt 18 Waggons, wobei nebst 210 Sitzplätzen der 1. Klasse (mit Vollspeisewagen-Service am Platz) sowie 584 Sitzplätzen der 2. Klasse auch zwei Büffetwagen und Unterbringungsmöglichkeiten für Gepäck, Telefone, Abteile für Zoll und Polizei und sogar eine Gefängniszelle vorhanden sind. Der Tunnel – The ChunnelAuch bekannt als „Channel Tunnel“, aber offiziell bezeichnet als „Euro Tunnel“, handelt es sich bekanntermaßen um den Eisenbahntunnel unter der Straße von Dover (Ärmelkanal) hindurch, welcher 1995 nach achtjähriger Bauzeit eröffnet werden konnte. Im Gegensatz zum Film jedoch gliedert sich das 49,2 Kilometer lange Jahrhundertbauwerk zwischen Folkstone und Calais – wovon 37,5 Kilometer durchschnittlich 50 Meter unter dem Meeresboden verlaufen – in zwei eingleisige, elektrifizierte Betriebsröhren mit jeweils 7,6 Metern Durchmesser und einem mittig angeordneten Dienststollen mit 4,8 Metern Durchmesser.
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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