Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

The Mummy Returns

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 2001
Regie: Stephen Sommers
Farbe
Laufzeit: 129’
deutscher Verleih-Titel: „Die Mumie kehrt zurück“

 

Inhalt

London 1933: In der acht Jahre später spielenden Fortsetzung wird der vorlaute Sprössling des Heldenpaares von den Schergen des wieder zum Leben erweckten Hohepriesters Imhotep entführt, um an den „Armreif des Anubis“ heranzukommen, mit dessen Hilfe die Weltherrschaft erlangt werden kann. Von London kommend geht die Reise ab Kairo weiter mit dem Zug bis zum Karnak-Tempel von Luxor. Dort zieht der Rotzbengel, nachdem er sich unter einem Vorwand in die völlig verdreckte Waggontoilette mogeln konnte, kurzerhand die Notbremse...

 

Eisenbahn

Der zweite Film in der Trilogie vermag im Vergleich zu „The Mummy“ (USA 1999) wenig zu überzeugen, wobei nicht nur der äußerst penetrante Einsatz von computergenerierten Bildeffekten (CGI) negativ ins Gewicht fällt, sondern auch die diversen Fehler und Ungereimtheiten bezüglich eisenbahn-spezifischer Aspekte. Die Ausfahrt aus Kairo wurde im Bahnhof von Amman (Jordanien) mit dem Second Unit Team unter Greg Michael gedreht, wobei dessen klägliche Ausmaße einer Provinzstation kaum etwas mit dem monumentalen Kopfbahnhof der damaligen Cairo Central Station (arabisch: „Bab el Hadid“) gemein hat. Dagegen wirken die im Hintergrund (mittels CGI) gezeigten Pyramiden von Giseh völlig überdimensioniert und sind in der Realität aus diesem Blickwinkel gar nicht zu sehen, da die Distanz zu den antiken Bauwerken knapp 15 Kilometer beträgt.

Zudem fährt der Zug in dieser Einstellung von den Pyramiden weg, also nach Nordosten. Züge nach Luxor fahren nach Verlassen des Hauptbahnhofes zuerst in nordwestliche Richtung und schlagen nach dem Überqueren des Nils auf der imposanten Imbaba-Brücke einen großen Bogen nach Süden, um dann am Westufer entlang dem Flusslauf zu folgen, bis die Bahnlinie in Nag Hammadi wieder zum Ostufer hinüberwechselt. Dabei nähert sich die einspurige Trasse am Südrand von Giseh bis auf gut sieben Kilometer der Cheops-Pyramide. Die Distanz Kairo–Luxor beträgt etwa 670 Kilometer, wofür die Expresszüge heutzutage neun Stunden benötigen.

Die Außenaufnahmen wurden auf der mit 1060 Millimeter schmalspurigen Hedschasbahn Amman–Dar’a gedreht. Die Gegenlichtaufnahme in der sandigen Wüstenlandschaft entstand womöglich mit einem Modellzug. Beides ist jedoch wenig authentisch, weil die mit 1435 Millimeter normalspurige Kairo-Luxor-Linie innerhalb des fruchtbaren Schwemmlandes verläuft. Selbiges gilt auch für die eingangs erwähnte Notbremsung unmittelbar neben dem Karnak-Tempel, welcher ebenfalls mittels CGI-Effekt zustande kam. In Wirklichkeit verläuft die Bahnlinie entlang der Ostflanke des Tempelbezirks, und zwar in einer Entfernung von knapp einem Kilometer.

Im Gegensatz zu den Angaben des CRJ (siehe unten) kam für die Dreharbeiten effektiv folgendes Rollmaterial der Hedjaz Jordan Railway zum Einsatz:

  • Mikado-Schlepptender-Lok 51 (1’D1’h2, Jung 1955) mit Ölfeuerung
  • Drei Oberlicht-Reisezugwagen (vierachsig, braun/beige), darunter mutmaßlich Reisezugwagen 49 (MBA Nürnberg 1906), gebremst nach System Hardy*
  • Gedeckter Güterwagen (Waggonfabrik Gotha, 1911), vierachsig, grau, Drehgestell-Typ Diamond

* Die selbsttätig wirkende Vakuumbremse arbeitet nach einem System ähnlich einer Zweikammerdruckluftbremse. Zum Lösen der Bremse wird in der Saugluftleitung ein Unterdruck erzeugt, der sich auch in die beiden, über ein Saugventil miteinander verbundenen Kammern des Bremszylinders fortpflanzt. Betätigt der Lokführer das Führerbremsventil, um eine normale Betriebsbremsung zu erzielen, so wird eine Öffnung freigegeben, durch die Umgebungsluft in die Leitung einströmt und dort den Unterdruck teilweise abbaut. Weil aber das Saugventil den Druckausgleich nur in einer Richtung erlaubt, bleibt der Unterdruck in der Oberkammer des Bremszylinders erhalten, und es entsteht eine Druckdifferenz am Kolben. Bei einer wie im Film ausgelösten Schnellbremsung wird die Saugluftleitung unmittelbar mit der Außenluft verbunden, so dass der Unterdruck in kürzester Zeit zerstört und die maximale Bremswirkung erzielt wird. Auch bei einer allfälligen Zugtrennung baut sich der Unterdruck an der Trennstelle ebenfalls sofort ab.

Literaturhinweis: Continental Railway Journal (CRJ) 123/42, 125/154 und 129/366. Lothar Behlau fasst den (was den Film betrifft: nicht korrekten) Inhalt dieser Veröffentlichung zusammen: Einige Szenen wurden im Mai 2000 im Bahnhof Amman in Jordanien gedreht. Hierzu wurden die Baulichkeiten, einige Wagen sowie die lange abgestellten Dampflok 21 (1’D1’, Stephenson & Hawthorns 1951/7431) und 62 (1’C1’t, Haine-St.Pierre 1955/2148) mit viel Farbe „aufgefrischt“. Ebenfalls für diesen Film kamen auch die des öfteren bei „eisenbahnkundlichen Bereisungen“ eingesetzten Dampflok 61 (1’C1’t, Haine-St.Pierre 1955/2147), 71 (1’D1’, Haine-St.Pierre 1955/2144) und 82 (2’C1’, Nippon Sharyo 1953/1610) zu einem neuen Anstrich, teilweise sehr dekorativ, teilweise aber überaus kitschig.

 

Autoren dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner und (CRJ-Zusammenfassung) Lothar Behlau
Online: 06.05.2012

 

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