Eisenbahn im Film – Rail Movies |
Cet obscur objet du désir
Art: Spielfilm
InhaltDer nach Paris zurückkehrende französische Geschäftsmann Mathieu (Fernando Rey) wird auf dem Bahnhof von Sevilla in einen bizarren Zwischenfall verwickelt und sieht sich während der Fahrt im Schnellzug nach Madrid genötigt, sich seinen im Abteil anwesenden Mitreisenden zu erklären, indem er ihnen die – jeweils in Rückblenden gezeigte – Geschichte seiner masochistisch gefärbten Leidenschaft zu einer spanischen Tänzerin namens Conchita (Carol Bouquet abwechselnd mit Angela Molina) schildert.
EisenbahnDie Bahnreise von Sevilla nach Madrid nimmt denn auch den größten Teil der
Rahmenhandlung in Buñuels letztem Meisterwerk ein, wobei die erste bahn-spezifische Szene auf dem
linken Außenperron eines Kopfbahnhofes spielt, der mit „Sevilla“ ausgeschildert ist.
Bevor Mathieu einen der weiter vorne eingereihten 1. Klasse-Wagen aufsucht, entert sein Hausdiener
einen D-Zugwagen 2. Klasse, der die Wagennummer 132 aufweist und an dessen Flanke dieses
Zuglaufschild angebracht ist:
Gedreht wurde auf dem viergleisigen Kopfbahnhof Plaza de Armas, einer der beiden damaligen Fernbahnhöfe Sevillas. Etwa 12 Jahre nach den Dreharbeiten (1977) musste dieser im Vorfeld der Weltausstellung „Expo ’92“ den Betrieb einstellen, worauf die drei Perrons samt Geleise entfernt und die Bahnsteighalle vollständig leergeräumt wurde. Dies zugunsten des größeren Kopfbahnhofes Santa Justa, welcher im Zuge der neuen AVE (Hochgeschwindigkeitsstrecke) Madrid–Sevilla modernisiert und ausgebaut wurde. Somit kommt der eingangs erwähnten Bahnsteigszene aus heutiger Sicht bereits bahn-historische Bedeutung zu. Kurz bevor der Fernschnellzug die Estaciòn Plaza de Armas verlässt, gelingt es auch Conchita im letzten Augenblick, einen Waggon 2. Klasse mit der Wagennummer 111 zu entern. Die Garnitur weist nebst den Seitengangwagen der RENFE-Typen AA-8000 und BB-8000 (Westwaggon 1963, analog UIC-X) am Zugschluss einen modernisierten Altbau-Postwagen vom Typ FFF 10 (ex NORTE) auf. Später folgen zu den mittels Rückprojektion gedrehten Dialogszenen im Abteil noch mehrere Streckenaufnahmen der damaligen, mit 3000 Volt Gleichstrom elektrifizierten, aber größtenteils eingleisigen Hauptbahn, welche eher ungünstig trassiert über Córdoba, Linares-Baeza und Alcázar de San Juan nach Madrid verlief. Bespannt ist der klassische Expreso mit einer schweren RENFE-Elektrolok der Baureihe 276 (ehemals Reihe 7601, Achsfolge Co’Co’), derweil gleich dahinter ein Packwagen vom RENFE-Typ DD-8002 (entsprechend UIC-X) eingereiht ist. Bei der Maschine handelt es sich um ein Exemplar der zweiten Serie (Nº 101 bis 137 mit Einholm-Stromabnehmer). Diese ab 1956 erfolgte Lizenzfertigung basiert technisch auf einer Alsthom-Konstruktion der SNCF-Baureihe CC 7100, die für das spanische Breitspurnetz (Spurweite 1668 Millimeter) entsprechend adaptiert wurde. Normalspurige Lizenzbauten kamen beispielsweise in den Niederlanden (als NS-Baureihe 1300) und in Marokko (als CFM-Reihe E 800) zum Einsatz. Gegen Ende wird die Ankunft des Zuges auf dem Madrider Kopfbahnhof Estaciòn Atocha gezeigt, wobei sich die vorgespannte Elektrolok dank einer expliziten Nahaufnahme der unteren Frontpartie als Nº 276 103-9 identifizieren lässt. Anschließend drängen die Protagonisten – darunter Mathieu mit Conchita im Schlepptau – sofort zum Ausgang, um eines der auf dem Bahnhofvorplatz stehenden Taxis zu entern. Beim Zuseher könnte aufgrund der nachfolgenden Einstellungen jedoch der Eindruck entstehen, dass es sich bereits um die eigentliche Endstation Gare d’Austerlitz in Paris handelt.
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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