Eisenbahn im Film – Rail Movies |
On Her Majesty’s Secret Service
Art: Spielfilm
InhaltAgent 007 alias James Bond (George Lazenby) beschafft sich aufgrund eines vagen Hinweises von Mafiaboss Draco (Gabriele Ferzetti) – notabene sein Schwiegervater in spe – in einer Berner Anwaltskanzlei auf illegale Weise brisante Dokumente, welche den Aufenthaltsort von Ernst Stavro Blofeld (Telly Savalas) offenlegen. Getarnt als Heraldiker Sir Hilary Bray begibt sich 007 dann kurz vor Weihnachten nochmals in die Schweiz, um seinem Erzfeind auf dessen Alpenfestung endgültig das Handwerk zu legen. EisenbahnDie Szenen am Eingang zum Geschäftshaus mit der Anwaltskanzlei „Gebrüder Gumbold“ wurden an der Liegenschaft „Bollwerk 15“ gedreht, derweil dann die Innenaufnahmen in den Londoner Pinewood Studios entstanden. Während der Balkon-Szene ist auf der gegenüberliegenden Strassenseite die damalige Grossbaustelle des neuen Berner Hauptbahnhofs zu sehen, auf welcher seit 1966 gearbeitet wurde. Im Hintergrund lässt sich ausserdem die „Heiliggeist Kirche“ am Bubenbergplatz ausmachen, deren Turmuhr eine nicht unwichtige Rolle spielt. Gefilmt wurde diese Sequenz auf dem zweiten Balkon von links im vierten Stockwerk des Fünfsterne-Hotels „Schweizerhof“. Und zwar im Februar 1969, wie sich anhand des Männermagazins „Playboy“ feststellen lässt, welches von Bond ausführlich begutachtet wird, während sein portables Safeknacker-Kopiergerät – eigentlich einer der ersten Olivetti-Nasskopierer – die Zahlenkombination des Tresors eruiert. Die Einweihung des neuen Bahnhofs, damals der grösste inmitten einer Schweizer Stadt errichtete Baukomplex, erfolgte übrigens 1974 und umfasste neben dem dreizehngleisigen Durchgangsbahnhof der SBB auch ein Untergeschoss mit dem viergleisigen Kopfbahnhof der Solothurn-Zollikofen-Bern-Bahn (SZB). Im Berner OberlandSpäter reist Bond von London kommend nach Interlaken Ost und ab dort in einem Waggon 2. Klasse der meterspurigen Berner Oberland-Bahnen (BOB) weiter bis nach Lauterbrunnen, wo direkt in die Meterspur-Züge der Wengernalp-Bahn umgestiegen werden kann. Im Film ist die Ankunft der braun/beigen BOB-Komposition im Bahnhof Lauterbrunnen zu sehen, wobei an der Spitze ein Triebwagen vom Typ ABDeh 4/4 (Baujahr 1949, Serie Nº 301-304) auszumachen ist. Auf dem Bahnsteig wird der vermeintliche „Sir Hilary“, welcher nach eigenem Bekunden nur ungern mit der Eisenbahn fährt, sogleich von Irma Bunt (Ilse Steppat), der mörderischen Privat-Sekretärin des ebenso vermeintlichen „Grafen De Bleuchamp“ (Blofeld) in Empfang genommen, wobei diese und noch weitere Sequenzen aus dem Hintergrund von einem merkwürdig penetranten Schlagersound berieselt wird. Anschließend geht es im Pferdeschlitten zum außerhalb des Dorfes gelegenen Hubschrauber-Landeplatz, von wo aus die letzte Etappe hinauf zu Blofelds Festung auf dem „Piz Gloria“ – eigentlich die Bergstation der Schilthornbahn auf einer Höhe von 2920 Meter – im Helikopter zurückgelegt wird. Die Dreharbeiten wurden durch den Umstand erleichtert, dass Anfang Dezember 1968 der Rohbau der Gifpelstation mit dem späteren Drehrestaurant eben erst fertig gestellt und die oberste Sektion der Schilthorn-Schwebebahn für den Publikumsverkehr noch gesperrt war. Der ominöse SchlagerWährend in der Original-Fassung das Lied „Do You Know How Christmas Trees Are Grown?“ von der Sängerin Nina interpretiert wird, ist in der deutschen Synchronfassung die germanisierte Version „Wovon träumt ein Weihnachtsbaum im Mai?“ zu hören, welche von Katja Ebstein gesungen wird. Über den Songtext konnte man bereits Ende der 1960er Jahre nur gnädig den Mantel des Schweigens ausbreiten:
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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