Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Pánico en el Transiberiano

 

Art: Spielfilm
Produktion: Spanien 1972
Regie: Eugenio Martin
Farbe: Technicolor
Laufzeit: 190'
Deutscher Verleih-Titel: Horror Express

 

Inhalt

Harbin, im Winter 1906: Der englische Anthropologe Alexander Saxton (Christopher Lee) findet ein im ewigen Eis der Mandschurei erstarrtes Affenwesen und transportiert seinen Fund – mutmaßlich das so genannte „Missing Link“ – im „Transsibirien-Express“ nach Westeuropa. In der Folge erwacht das Affenmonster – beziehungsweise ein darin eingenistetes Alien – zu neuem Leben und dezimiert die Anzahl Reisenden an Bord (inklusive eine ganze Kosaken-Einheit unter dem Kommando von Telly Savalas) nach und nach.

 

Eisenbahn

Nach dem Vorspann ist die Bahnhofszenerie von Harbin zu sehen. Der Zug setzt sich aus Rollmaterial der spanischen Staatsbahn RENFE zusammen. Die Lok ist eine Mikado (1’D1’) der Baureihe 141F – eventuell die spätere Zuglok des Tren de la Fresa –, gefolgt von einem zweiachsigen Packwagen und mehreren Vierachsern. Bei diesen handelt es sich eventuell um ehemalige Coches Butacas – ein Typ von besonders komfortablen Wagen erster Klasse – welche für den Film zu Fahrzeugen der Internationalen Schlafwagen-Gesellschaft (CIWL) aufgemöbelt wurden.

Später dann ist meistens ein recht detaillierter Modellzug aus englischer Produktion zu sehen, auch wenn die Lok eher einer Ten Wheeler (Achsfolge 2’C) zu entsprechen scheint. Das Modellbahn-Material stammte aus Beständen des Produzenten Bernard Gordon und war nicht nur in dessen vorgängiger Produktion (der Western „Pancho Villa“ – wiederum mit Telly Savalas) verwendet worden, sondern diente angeblich auch als Initialzündung zu „Horror Express“.

Abgesehen vom erwähnten Intro fanden die Dreharbeiten ausschließlich in den Ateliers des Madrid 70 Studio statt, wo der Filmcrew dank einem Agreement mit der RENFE zwei Waggons zur Verfügung standen. Die Szenen an Bord des Zuges wurden jeweils so realisiert, dass für die Sets abwechselnd ein Wagen umgebaut wurde, während im anderen die eigentlichen Dreharbeiten stattfanden.

Nur die Szenen im Finale, als der Expresszug auf Befehl von höchster Stelle über ein totes Gleis in den Abgrund gestürzt wird, können nicht restlos überzeugen. Obwohl der Regisseur in der Umgebung von Madrid nach einer geeigneten Location – laut Script ein 900 Meter hohes Kliff – suchte, musste schießlich aus Kostengründen wieder auf entsprechend angepasste Requisiten aus „Pancho Villa“ und auf das bewährte Matte Painting zurückgegriffen werden.

Der Bahnhof – Estación Delicias

Die Szenen auf dem Bahnhof von „Harbin“ wurden in der historischen Bahnsteighalle der ehemaligen Madrilener Estación Delicias gedreht, deren Betrieb am 1. Juli 1969 eingestellt worden war. Der Bahnhof – vom Architekten Viollet le Duc erbaut und 1880 durch den spanischen König Alfonso XII eingeweiht – fungiert seit 1984 als Eisenbahnmuseum, welches unter anderem rund zwei Dutzend Exponate an historischem Rollmaterial der RENFE beherbergt. Doch bereits Mitte der 1960er Jahre war die markante, nach den Prinzipien von Gustave Eiffel konstruierte Bahnsteighalle als Drehort auserkoren worden; genauer: für David Leans „Doctor Zhivago“ und später dann anfangs der 1980er Jahre für „Reds“ von Warren Beatty, wobei beide Filme während und nach der russischen Oktober-Revolution spielen. Der Bahnsteig von Harbin war in Wirklichkeit nicht überdacht.

Die Route – Von Harbin nach Irkutsk

Von Harbin verlief die Breitspur-Trasse der Chinesischen Ostbahn – im übrigen eine russische Privatbahn, wobei auch ein breiter Streifen beiseits der Strecke russisches Territorium war und damit eine Enklave auf chinesischem Gebiet bildete – über Tsitsikar und Chailar bis zur mandschurisch-russischen Grenzstation Mandschurija. Anschließend ging es weiter über die Baikal-Umgehungsbahn – deren 68 Kilometer lange Verbindungslinie entlang des Südufers 38 Tunnels zählt und als Wunderwerk des Eisenbahnbaus gilt – bis zur südsibirischen Metropole Irkutsk, wo 1898 die Anbindung an das Schienennetz aus Richtung Novosibirsk erfolgt war.

Der Zug – Der Transsibirische Express

Der Film spielt unmittelbar nach Ende des russisch-japanischen Krieges, als der Transsibirische Express nach dem Friedensschluss von 1906 den bis vor dem Krieg verkehrenden Sibirien Express – bereits 1898 von der CIWL eingeführt – ersetzte und damit eine durchgehende und luxuriöse Schienenverbindung zwischen Moskau und Wladiwostok am Stillen Ozean gewährleistete, auch wenn in Irkutsk jeweils in einen gleichnamigen Anschlusszug umgestiegen werden musste.

Nach der Jahrhundertwende umfasste der Luxuszug beispielsweise einen

  • Gepäckwagen Nº 724, ausgerüstet mit Coiffeurabteil, Duschenraum sowie Turnrgeräten (!)
  • Speisewagen Nº 723 (Salon mit einer Bibliothek ausgerüstet)
  • Schlafwagen Nº 725 (1. Klasse mit 18 Betten)
  • Schlafwagen Nº 715 (2. Klasse mit 26 Betten)

Als Zuglok diente zu der Zeit meistens ein D-Kuppler der Reihe o, deren „Wodkagitter“ gemäß Erlass von Zar Alexander II. an allen russischen Loks angebracht war.

Im gleichen Jahr führte die CIWL zwischen Irkutsk und Chang Chun den Transmandschurei Express ein, welcher in Harbin von der Route des Transsibérien abzweigte. Ein normalspuriger Anschlusszug gewährleistete von Chang Chun aus die Weiterreise nach Peking, wo bereits am 1. Mai 1904 das Grand Hôtel des Wagon-Lits eröffnet worden war.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 08.12.2002
Status: 03.07.2004
html-Status: 07.10.2009

 

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