Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

The English Patient

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA, Großbritannien 1996
Regie: Anthony Minghella
Farbe: Color
Laufzeit: 160'
deutscher Verleihtitel: „Der englische Patient“

 

Inhalt

1942 in Nordafrika: Der ungarische Graf Almásy (Ralph Fiennes) wird auf der Suche nach Rettung für seine Geliebte Katherine Clifton (Kristin Scott Thomas) – welche er in der sagenumwobenen „Höhle der Schwimmer“ irgendwo in der Sahara zurücklassen musste – von den Engländern aufgegriffen und soll als nunmehriger Verbündeter des Feindes an die Küste von Bengasi deportiert werden. In der Folge gelingt es Almásy jedoch, seine Bewacher im Zug auszutricksen und mitten in der libyschen Wüste zu enkommen.

 

Eisenbahn

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges präsentierten sich in Libyen zwei kleine Eisenbahnnetze, die strategisch gesehen völlig unbedeutend waren. Nebst den von der Hauptstadt Tripolis ausgehenden Bahnlinien erstreckten sich von Bengasi aus zwei Schmalspurstrecken, welche von der italienischen Kolonialmacht in der „sardischen“ Spurweite (950 Millimeter) errichtet worden waren und deren Schmalspur auch in der italienischen Kolonie von Erithrea angewendet wurde. Bei den Ferrovie della Cirenaica handelte es sich einerseits um die 56 Kilometer lange Strecke entlang der Küste bis nach Soluch, zum anderen die 108 Kilometer messende Trasse ins Landesinnere bis nach Barce. Seit 1965 ist jeglicher Schienenverkehr eingestellt.

Die in Nordafrika spielenden Szenen konnten – aus produktionstechnischen beziehungsweise politischen Gründen – nicht an den Originalschauplätzen in Ägypten und Libyen gedreht werden und wurden deshalb größtenteils im Südwesten von Tunesien realisiert, so auch die erwähnte Eisenbahn-Sequenz. Für die Aufnahmen konnte das schmalspurige Rollmaterial des „Lézard Rouge“ heranzgezogen werden, wobei es sich bei der „Tenderlok“ an der Spitze des Zuges um eine getarnte Dieselmaschine handeln dürfte. Inszeniert wurde mutmaßlich auf der – aus dem Jahre 1912 stammenden – 53 Kilometer langen Meterspurstrecke von Métlaoui nach Tozeur, welche derzeit nur für den Güterverkehr freigegeben ist.

Der Zug – „Lézard Rouge“

Bei dieser historischen Komposition handelt es sich um den ehemaligen Salonzug des Bey von Tunis, welcher Mohammed Naceur Pacha und seinem Gefolge ab dem Jahre 1910 unter anderem für die Reisen nach Hamman-Lif – dem Winterquartier des Fürsten – zur Verfügung stand. Der Ursprung des Namens „Lézard Rouge“ (Rote Eidechse) ist unbekannt, jedoch der Bezug auf die rote Farbgebung der Waggon recht naheliegend. Verbürgt ist hingegen, dass der Salonzug in der Folge von zwei weiteren Herrschern der Husseiniden-Dynastie benutzt worden ist, sowie verschiedene ausländische Persönlichkeiten – darunter Frankreichs Regierungschef Edouard Daladier – beherbergt hat, bevor dann die Komposition 1945 abgestellt war.

Auf Initiative von Tourismuskreisen erfolgte 1974 die Wiederinbetriebnahme des Zuges, welcher dann ab 1984 unter dem Label „Lézard Rouge“ als Touristenattraktion vermarktet wurde und eine langwierige Wiederaufarbeitung der aus den Jahren 1911 bis 1925 stammenden Waggons zur Folge hatte. Seit 1997 rollt die noble Garnitur – bestehend aus sechs originalgetreu restaurierten Waggons, davon ein Exemplar mit einer Bar ausgestattet – regelmäßig auf der 1905 erstellten, 42 Kilometer langen Meterspurstrecke der „Compagnie des Phosphates de Gafsa“ von Métlaoui nach Redeyef – unweit der Grenze zu Algerien – und durchquert dabei auf einem etwa 15 Kilometer langen Abschnitt die imposante Selja-Schlucht in den Ausläufern des Atlas-Gebirges. Die einen Gepäckwagen (vierachsig) und je nach Belegung drei bis fünf vierachsige Salonwagen umfassende Komposition verkehrt während der Saison fahrplanmäßig zweimal täglich und an sechs Tagen in der Woche von Métlaoui bis nach Selja – bedarfsweise auch bis Tabeditt für Besucher der Tamerza-Oase – und zurück, wobei die Traktion des Zuges eine farblich angepasste Diesellok aus der SNCFT-Baureihe 040 DM (1983, Achsfolge Bo’Bo’) mit Nº 255 übernimmt.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 09.02.2003
Version vom 27.04.2003
html-Status: 17.10.2009

 

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