Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

The Reader

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA/Deutschland 2008
Regie: Stephen Daldry
Farbe
Laufzeit: 124’
deutscher Verleih-Titel: „Der Vorleser“

 

Inhalt

Die Handlung des zum größten Teil in Deutschland gedrehten Films nach dem gleichnamigen Roman von Bernhard Schlink spielt auf mehreren Zeit-Ebenen. 1995 erzählt Michael Berg seiner Tochter Julia die Geschichte seiner Jugend. Hierbei springt der Film in die Zeit um 1958, 1966 ff und immer wieder zurück in die Gegenwart.

1958 lernt Michael als 15-Jähriger die 20 Jahre ältere Hanna kennen, eine Straßenbahnschaffnerin. Es entwickelt sich eine heftige Beziehung, bei der es zum Ritual wird, das Michael vor dem Sex erstmal aus Büchern vorliest. Die Beziehung kühlt jedoch langsam ab, und eines Tages ist Hanna spurlos verschwunden.

1966 sieht Michael zufällig Hanna wieder. Er nimmt als Jura-Student an einer Verhandlung gegen KZ-Aufseherinnen teil. Hauptanklagepunkt ist ein Vorfall auf einem Todesmarsch, bei dem 300 Häftlinge in einer Kirche verbrannten. Nur zwei überlebten. Unter den Angeklagten erkennt er Hanna wieder. Im Lauf des Prozesses erkennt Michael, dass Hanna Analphabetin ist, dies aber bisher verschweigen konnte. Um das auch weiterhin nicht zugeben zu müssen, nimmt sie die Hauptschuld auf sich, denn dadurch kann sie einer Schriftprobe entgehen. Sie wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Michael bringt es nicht fertig, das Gericht auf seine Erkenntnisse aufmerksam zu machen, obwohl diese möglicherweise den Prozessausgang verändert hätten.

1976 erinnert sich Michael nach einer gescheiterten Ehe wieder an Hanna und schickt ihr selbstbesprochene Kassetten ins Gefängnis, auf denen er aus Büchern vorliest. Hanna schafft es, mit Hilfe der Kassetten und mit dazu passend ausgeliehenen Büchern sich selbst lesen und schreiben beizubringen.

1988 soll Hanna aus der Haft entlassen werden, Michael kümmert sich als einziger Kontakt auf Bitten der Gefängnisverwaltung um ihren Start in der Freiheit. Hanna begeht jedoch vor der Entlassung Selbstmord. Sie hinterlässt rund 7000 D-Mark Erspartes, was sie den Überlebenden des Kirchenbrandes vermacht. Michael soll das Geld überbringen und trifft dabei in den USA auf die letzte Überlebende.

 

Eisenbahn

Im Film kommen Eisenbahnen und Straßenbahnen vor. Die Eisenbahn beschränkt sich auf eine Bahnsteigszene mit grünen DB-Waggons und drei oder vier Abteilszenen. In zwei Szenen sind im Hintergrund gelbe Berliner U-Bahn-Wagen auf einem Hochbahnabschnitt zu sehen.

Mehr Raum nimmt die Straßenbahn ein. Es gibt einige Innenaufnahmen in einer alten Straßenbahn, dann Detailaufnahmen. Schließlich aber auch Fahrszenen in der Dämmerung mit einem zweiteiligen Zug (Triebwagen und Beiwagen) auf einer eingleisigen Strecke. Die Fahrzeuge sind Vorkriegswagen.

Schließlich gibt es noch eine Szene in der Halle eines kleinen Straßenbahndepots. Hanna ist gerade mit einer zweiteiligen Garnitur eingerückt und erhält die Mitteilung über eine Beförderung. Auf dem Nachbargleis steht ein weiterer Vorkriegs-Straßenbahnzug, im Hintergrund fährt eine ähnliche Einheit gerade aus der Halle heraus. Bei dem eingerückten Zug trägt der Beiwagen die Nummer 339.

Vom Kirnitzschtal nach Görlitz

Die Außenaufnahmen mit der oben genannten Streckenszene und den Innenaufnahmen entstanden im Frühjahr 2008 in Görlitz. Zum Einsatz kam dabei ein historischer Wagenzug der Kirnitzschtalbahn mit Triebwagen 5 und Beiwagen 12 (für den Film mit Nummer „235“ beklebt). Die Fahrzeuge waren bereits im Dezember 2007 per Tieflader nach Görlitz gebracht worden. Die Einheit wurde mit Folien (Lackierung, Reklame) in ein Outfit der 50er Jahre zurückversetzt. Es handelt sich um die letzte vorhandene komplette Einheit von fünf im Jahre 1928 durch MAN ins Kirnitzschtal gelieferten zweiachsigen Wagenzügen (Trieb- und Beiwagen). In Cottbus gibt es noch einen weiteren Beiwagen dieser Serie.

Gedreht wurde unter anderem am Grünen Graben (Juli und August 2008) und am Demianiplatz. Die Görlitzer Straßenbahn stellte dafür sogar den Betrieb um, so dass regulärer Linienverkehr auf dem Grünen Graben während der Dreharbeiten nicht stattfand. Nach der Rückkehr des Wagenzuges zur Kirnitzschtalbahn mussten Szenen nachgedreht werden, so dass die Wagen, noch in Filmbemalung auf der Kirnitzschtalbahn erneut zu Dreharbeiten eingesetzt wurde. Auf dem Kirnitzschtalfest 2008 kam der Wagen immer noch im Filmoutfit (alte Reklame, mit Patina und schmutzig) nochmals zum Einsatz.

Bei dem mit der Nummer 339 identifizierten Wagen handelt es sich um den zweiachsigen Beiwagen 339 aus dem umfangreichen historischen Fahrzeugbestand in Berlin. Dieser Wagen (Typ B24) wurde 1924 von Wismar gebaut und gelangte nach einer Odyssee durch holländische Hände wieder nach Berlin zurück.

Die Depotaufnahmen dürften im Betriebshof Niederschönhausen entstanden sein, der heute überwiegend zur Unterbringung der historischen Fahrzeuge des Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e. V. dient. Dort ist auch der Beiwagen 339 stationiert.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Frank Glaubitz
Online: 07.10.2012
html-Status: 10.08.2014

 

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