Eisenbahn im Film – Rail Movies |
The Bridge at Remagen
Art: Spielfilm
Titel-Angaben (notiert von JB nach der am 07.05.1995 von der ARD ausgestrahlten deutsch synchronisierten Fassung):
InhaltDie Eroberung der Remagener Brücke durch die amerikanischen Streitkräfte im März 1945. – „Anfang März [1945] befiehlt Hitler, die letzte intakte Rheinbrücke zu sprengen, um den Vormarsch der Amerikaner zu stoppen. Major Krüger verzögert die Sprengung. Er will den 75000 deutschen Soldaten auf der anderen Rheinseite den Rückzug nicht abschneiden. Er muss dafür büßen.“ [Gong]
Remagen an der MoldauVon Manuel Gurtner
Bereits das Intro vor dem eigentlichen Vorspann zeigt eine Schlepptenderlok der CSD-Baureihe 434 (Achsfolge 1’D) mit Giesl-Flachschornstein, welche einen Verwundetentransport der deutschen Wehrmacht über den Rhein bei Oberkassel schleppt. Die anrückenden Panzer der US-Army dicht auf den Fersen – diese werden wiederum von deutscher Artillerie am Ostufer unter Feuer genommen – passiert der Zug die Brücke unter anhaltendem Pfeifen, worauf der Rheinübergang unmittelbar danach von der Wehrmacht gesprengt wird. Damit verbleibt nur noch „Die Brücke von Remagen“. Die sogenannte „Ludendorff-Brücke“ wurde während des Ersten Weltkrieges auf Drängen der deutschen Generalität erbaut, um die Westfront schneller mit Truppen und Kriegsmaterial versorgen zu können. Das Bauwerk wurde vom Mannheimer Architekten Karl Wiener geplant, hatte eine Länge von 325 Metern und erreichte eine maximale Höhe von 29,25 Metern. Außer den zwei Geleisen war auch ein Fußgängersteg vorhanden. Der gleichnamige Film ist meines Erachtens – in bezug auf die Locations und den technischem Aufwand – einer der authentischsten Produktionen des Genres, auch wenn die schweren Gefechte in Remagen und um die Brücke fiktiv sind und somit nicht den historischen Tatsachen entsprechen. Dafür aber wird auf die meist übliche Kriegsverherrlichung weitgehend verzichtet, und mitunter sind auch kritische Aspekte eingeflochten. Der Star aber bleibt bis zuletzt die „Ludendorff-Brücke“. Inszeniert wurde in der damaligen CSSR, einerseits an der Moldau bei Davle (etwa 20 Kilometer von Prag entfernt), andererseits in Most (am Rande des Erzgebirges). Most und Davle als FilmkulissenMost – das sudetendeutsche Brüx – mit seiner Altstadt samt Schlossberg diente als natürliche Kulisse für die in und um Remagen spielenden Szenen. Nicht nur wurde die spätgotische Stadtkirche (erbaut 1517 bis 1549 von J. Heilmann) dank einer Turm-Attrappe in die Remagener St. Apollinaris-Kirche verwandelt, sondern die Behörden gaben auch die Erlaubnis zum Sprengen ganzer Häuserzeilen, weil ein Großteil der Altstadt einer geplanten Erweiterung der Braunkohlegewinnung weichen sollte. Die Straßenbrücke über die Vlatava (Moldau) bei Davle entsprach in etwa der „Ludendorff-Brücke“, musste aber wesentlich modifiziert werden. Nachdem die Konstruktion um zusätzliche Gerüstbauten ergänzt worden war, wurde die Brücke an beiden Enden mit jeweils zwei der – am Originalschauplatz in Remagen noch immer vorhandenen – Wehrtürme versehen. An der Ostseite wurde zudem ein etwa 50 Meter langer Stollen in den Steilhang gesprengt und mit einem Portal versehen, welcher den 383 Meter langen Tunnel durch die „Erpeler Ley“ simulieren sollte – was alleine schon Kosten von 150 000 Dollar verursachte. Die Fahrbahn auf der Brücke wurde mit einem Geleise versehen, das bis in den Stollen reichte, wobei die Schienen im Brückenbereich mit Holzbohlen ausgekleidet wurden. Da der Verkehr über die Brücke und in der Umgebung durch die Umbau- und Dreharbeiten während vier Monaten stark behindert war, errichtete man flussabwärts eine provisorische Fähre. Gegenüber von Davle – am Ostufer der Moldau entlang – führt die eingleisige Kursbuchstrecke 210 (Prag – Cercany) vorbei, welche im Film von einem deutschen Truppentransport in Richtung „Remagen“ befahren wird. Der Zug wird dabei von den am gegenüberliegenden Ufer aufgefahrenen US-Panzern unter Feuer genommen, worauf die mit Artillerie und Munition beladenen Wagen explodieren. Kunststück vom PerfektionistenDem Zuschauer und/oder Eisenbahnkenner wird während dieser Szenen rasch ersichtlich, dass anhand der in Davle herrschenden Topographie eine tatsächliche Streckenführung zur beziehungsweise über die Brücke wie beim damaligen Knotenpunkt Remagen gar nicht möglich sein kann. Trotzdem gelang dem Perfektionisten Guillermin das Kunststück, die Kamerapositionen jeweils so zu wählen, dass man die Brücke tatsächlich in Most wähnt statt in Davle und zur Überzeugung gelangen muss, dass Most an der Moldau liegt. Die eingangs erwähnte Szene mit dem Lazarettzug auf der Rheinbrücke bei „Oberkassel“ wurde flussaufwärts auf der Zweiglinie Richtung Dobris gedreht, welche die Moldau zwischen Skochovice und Mechenice auf einer großen Bogenbrücke überquert. Die eigentlichen Dreharbeiten starteten am 6. Juni 1968 und fanden durch die Invasion der Truppen des Warschauer Paktes am 21. August 1968 (anlässlich des „Prager Frühlings“) ein abruptes Ende, musste sich doch die gesamte amerikanische Film-Crew schnellstmöglich aus der CSSR absetzen. Ein Teil rettete sich mit den verfügbaren Zivilfahrzeugen via Pilsen über die westdeutsche Grenze nach Nürnberg. Für den Rest der Crew rekrutierte Produzent Wolper eine Flotte von 20 Taxis, mit denen die Flucht über die österreichische Grenze bei Gmünd gelang. Die Dreharbeiten wurden danach in Hamburg sowie in Castelgandolfo, der italienischen Sommerresidenz des Papstes, abgeschlossen.
[Bert Reisfeld: Die Brücke von Remagen liegt bei Prag – Hollywood dreht in der Tschechoslowakei. In: Stuttgarter Zeitung, 13.08.1968]
Technische und historische Daten der Remagener Brücke– zusammengestellt von JB –
Autoren dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner und Joachim Biemann
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