Eisenbahn im Film – Rail Movies |
The Sheltering Sky
Art: Spielfilm
InhaltPort (John Malkovich) und Kit (Debra Winger) Moresby, ein Künstler-Ehepaar aus der New Yorker Oberschicht, reisen im September 1947 durch Nordafrika (siehe Tabelle), vorerst noch in Begleitung ihres ebenfalls vermögenden Bekannten George Tunner (Campbell Scott). Port hofft, seine latente Schaffenskrise zu überwinden und gleichzeitig die nach zehn Jahren kriselnde Beziehung zu Kit zu retten. Stattdessen gelangen die beiden in immer entlegenere Gebiete, bis Port von einer Typhusinfektion hingerafft wird, worauf Kit schließlich – inzwischen fernab jeglicher westlicher Zivilisation – den Verstand verliert. Das in betörenden Bildern inszenierte Psychodrama nach dem gleichnamigen Kultroman von Paul Bowles – mit einem Cameo des Schriftstellers am Anfang und am Schluss – entstand größtenteils in Marokko (Hafenviertel von Tanger, Kasbah von Aït Benhaddou und Taouirt) sowie in Algerien (unter anderem die Bahnszenen) und Niger (Agades).
Stichwort „Typhus“ (griechisch typhos = Dunst, Nebel, Schwindel): Die Ansteckung erfolgt über die Nahrungsaufnahme und ist gekennzeichnet durch einen charakteristischen Krankheitsverlauf mit stufenförmigem Fieberanstieg, Bauchschmerzen und einem relativ zum Fieber langsamen Herzschlag. Die Krankheit wird durch das Bakterium „Salmonella typhi“ hervorgerufen und kann unbehandelt gefährlich verlaufen und zum Tod führen. Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich 7 bis 21 Tage (demnach hat sich Port bereits in Boussif angesteckt). Erste Allgemeinsymptome sind Kopfschmerzen, Mattigkeit, Verstopfung, gefolgt von einem treppenförmigen Fieberanstieg. Nach ca. acht Tagen wird ein Stadium von anhaltendem hohem Fieber (40 bis 41 °C) erreicht, das über Wochen andauern kann. Hinzu kommen bisweilen Bewusstseinsstörungen, Milzschwellung und ein rötlich-fleckförmiger Hautausschlag am Oberkörper. Die Behandlung der Typhusinfektion erfolgt mittels Antibiotika.
EisenbahnZu Beginn fährt mehrmals ein zweiachsiger Tram-Triebwagen der Linie „Bab-el-Hamid – Fez“ durchs Bild, welcher auch am Ende nochmals zu sehen ist. Später wird dann die Episode im Nachtzug der Chemins de fer Algériens (CFA) nach Boussif nur sehr verkürzt wiedergegeben und beschränkt sich vor allem auf die Dialogszenen zwischen Kit und Tunner im Abteil. Einmal ist der Zug kurz in der Totalen zu sehen, als ein Halt auf offener Strecke eingelegt und so offenbar wird, dass die Garnitur nebst einer Diesellok vier Reisezugwagen (vierachsig) älterer Bauart umfasst. Gemäß der Romanvorlage ist gleich hinter der Lok ein Waggon 4. Klasse mit Bühneneinstieg eingereiht, wahrscheinlich ein Zweiachser wie auch der nachfolgende Waggon 3. Klasse. Es folgen noch die beiden Vierachser 2. Klasse, wobei Kit und Tunner im letzten Wagen (mit Seitengang) sitzen. Die Lok ist nocheinmal beim Verlassen eines Tunnels zu sehen, wobei der Nachschuss zeigt, dass sich der Zug auf einer Gebirgsrampe befindet. Bei der gezeigten Diesellok handelt es sich um eine von insgesamt zehn 1954 an die CFA gelieferten Maschinen der Serie 060-YDA (Achsfolge Bo’Bo’), welche bei der elsässischen De Dietrich unter den Fabriknummern 79109 bis 79118 gebaut wurden. Die 1070 PS starken Mehrzweckmaschinen kamen auf dem gesamten Schmalspurnetz (1055 Millimeter Spurweite) zum Einsatz, vor allem aber auf der 749 Kilometer langen Erschließungslinie von Oran nach Colomb-Béchar, wo alle 15 Tage ein Postbus-Anschluss nach Timbuktu (Mali) verkehrte. Die Bahnlinie überwindet das Atlas-Gebirge mittels der bis zu 27 Promille steilen Tizi-Rampe und erreicht bei Tafaroua den 1151 Meter hohen Scheitelpunkt. Während der Zwischenkriegszeit kamen hier auch bahneigene Schlaf- und Speisewagen zum Einsatz. Aufgrund der Beschleunigung der Züge zu Beginn der 1950er-Jahre wurden auf dieser Relation die Schlafwagenkurse überflüssig, wogegen die Speise- von Büffetwagen bzw. Dieseltriebwagen mit Büffet-Abteil abgelöst wurden, für deren Betrieb jedoch weiterhin die CIWL verantwortlich zeichnete.
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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