Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Some Like It Hot

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA, 1959
Regie: Billy Wilder
Farbe: schwarzweiß
Laufzeit: 120'
Deutscher Verleihtitel: „Manche mögen’s heiß“

 

Inhalt

Chicago während der Prohibition, Ende der 1920er Jahre. Die mittellosen Barmusiker Joe (Tony Curtis) und Jerry (Jack Lemmon) werden unfreiwillig Zeugen des „Massakers am St. Valentinstag“ zwischen verfeindeten Gangsterbanden. Auf der Flucht vor „Gamaschen-Colombo“ und seinen Kumpanen schließen sich die beiden in der Not – als „Josephine“ und „Daphne“ verkleidet – einer Damenkapelle an und reisen so per Zug nach Florida. Der Zufall will es aber, dass im selben Hotel in Palm Beach das Jahrestreffen der Gangsterbosse stattfindet, zu dem auch „Gamasche“ eingeladen ist.

 

Eisenbahn

Ihren ersten Auftritt haben „Josephine“ (Curtis) und „Daphne“ (Lemmon) auf dem Bahnsteig in Chicago, kurz vor der Abfahrt des Zuges nach Miami. Wenn man die Lautsprecherdurchsage in der englischen Originalversion konsultiert, so lautet diese (hier in Übersetzung wiedergegeben): „Auf Gleis 7 Abfahrt des Florida Limited nach Washington, Charleston, Savannah, Jacksonville und Miami. Alles einsteigen. Alles einsteigen“. In der deutschen Synchronfassung lautet der Name des Zuges dann „Florida Express“. Meines Wissens sind sowohl der Names des Zuges wie auch die Route nach Florida fiktiv. Aber wie das bereits eingangs erwähnte und historisch verbürgte „St. Valentines Day Massacre“ vom 14. Februar 1929 hat auch der „Florida Express“ sein reales Vorbild.

Der Bahnhof – Dearborn Street Station

Der Betrieb in Chicagos Dearborn Street Depot wurde 1885 aufgenommen. Das Hauptgebäude dominierte der markante Uhrturm, welcher noch mehrere Häuserblocks entfernt zu sehen war. Nach einem Großbrand im Jahr 1922 mussten große Teile der Gebäulichkeiten neu erstellt werden. Ihre Blütetzeit erlebte die Dearborn Station von den 1920er bis in die 1940er Jahre, wobei sie vor allem dem Langstreckenverkehr der Santa Fe nach dem Südwesten und nach Südkalifornien diente. Neben weiteren Bahngesellschaften war Dearborn aber auch der Heimatbahnhof der Chicago and Eastern Illinois mit deren Direktverbindung nach Florida.

Die Route – The Dixie Line

Die direkte Verbindung Chicago–Florida war allgemein bekannt als „The Dixie Line“. Diese durchlief nicht weniger als sechs Bundesstaaten, nämlich Illinois, Indiana, Tennessee, Georgia und Florida und führte via Terra Haute, Evansville, Nashville, Chattanooga, Atlanta, Jackonville, Daytona Beach und West Palm Beach nach Miami. Für den Betrieb der Expresszüge auf dieser Strecke zeichneten nebst der Chicago & Eastern Illinois auch die Bahngesellschaften der Louisville & Nashville, Nashville, Chattanooga and St. Louis, Central of Georgia, Atlantic Coast Line sowie die Florida East Coast verantwortlich.

Der Zug – The Dixie Limited

Der Expresszug „Dixie Flyer“ von Chicago nach Miami begründete 1892 die Dixie-Flotte, welche weitere Direktverbindungen nach Floria hervorbrachte, wie den „Dixie Limited“, „Dixie Express“, „Dixie Mail“, „Dixieland“ (verkehrte nur im Winter), „Dixie Flagler“ und den „Dixiana“. Während der 1940er Jahre konnten sich aber mit zunehmendem Auto- und Flugreiseverkehr nur der „Dixie Flyer“ und der „Dixie Limited“ behaupten.

Die Tatsache, dass während der Prohibiton die Mafia Chicagos für Reisen nach Florida die Dixie-Flotte bevorzugte – Al Capones Winterquartier lag in Miami – wurde von der Chicago and Eastern Illinois stets heruntergespielt. Demzufolge kann aber davon ausgegangen werden, dass es sich beim vermeintlichen „Florida Express“ im Film entweder um den „Dixie Flyer“ oder um den „Dixie Limited“ (verkehrte ab dem 3. Januar 1913) handelt, da nur diese beiden Züge jeweils Schlafwagen von Chicago bis Miami mitführten.

Zug Nº 95 „Dixie Flyer“ führte Sitzwagen (Coaches) von Chicago nach Jacksonville, Speisewagen (Dining Cars) von Evansville bis Miami sowie Schlafwagen (Sleeping Cars) von Chicago nach Atlanta und Jacksonville (dieser mit Aussichts-Endplattform), von Chicago nach Miami, von Chicago nach St. Petersburg sowie von Chicago nach Tampa.

Zug Nº 93 „Dixie Limited“ führte Kurswagen von Chicago nach Atlanta, von Chicago nach Jacksonville, von Chicago nach Evansville sowie von Chattanooga nach Jacksonville, Speisewagen von Chicago bis Evansville, von Chattanooga bis Jacksonville, Schlafwagen von Chicago nach Atlanta (dieser mit Aussichts-Endplattform), von Chicago nach Jacksonville sowie von Chicago nach Miami.

Die plamäßige Abfahrt in Chicago war jeweils um 14:25 (Central Standard Time) und die Ankunft in Miami um 7:00 (Eastern Standard Time). Der Zug verkehrte am 30. September 1951 zum letzten Mal.

Drehorte

Die Dreharbeiten starteten am 4. August 1958 mit der erwähnten Bahnsteig-Szene von Chicago, welche aber aus Platzgründen nicht in den studioeigenen Ateliers realisiert werden konnten. Inszeniert wurde darum in den MGM-Studios in Culver City, deren permanent aufgebaute Bahnhofskulisse in der Halle 2 bereits für „Ninotchka“ (USA 1939) und „The Clock“ (1945) verwendet worden war. Die beiden darin gezeigten, 6-achsigen Pullman-Fahrzeuge konnten wie folgt identifiziert werden:

  • Schlafwagen „Prior Lake“, Baujahr 1929, Lieferserie 3973A, ehemals Southern Pacific.
  • Schlafwagen „Lake Mary“, Baujahr 1923, Lieferserie 3585, ehemals Richmond, Fredericksburg & Potomac.

Allgemein als „Standard Heavyweight“ bezeichnet, basierten die Waggons ursprünglich auf einer Ganzstahl-Konstruktion der Bethlehem Shipbuilding Company für die Central Railroad of New Jersey. Die Innenaufnahmen entstanden dann in einem ebenfalls sechsachsigen Sleeping/Lounge/Observation Car aus der so genannten Commandant-Reihe, welcher mit nur zehn offenen Sektionen zu je zwei Betten, zwei großen Restrooms – in einem davon macht sich Tony „Josephine“ Curtis an Marylin „Sugar“ Monroe ran –, einer Lounge und einer Aussichts-Endplattform zur höchsten Wagenkategorie zählte.

Das im Film eingesetzte Exemplar stammte aus der Lieferserie 2521B vom Dezember 1915 und war lange Zeit bei der Southern Railway eingestellt, gehörte aber dennoch weiterhin der Pullman Car Company, welche auch für den Betrieb der Schlafwagen zuständig war. Nach der Außerdienststellung im Dezember 1944 erfolgte der Verkauf an die 20th Century-Fox. Das Fahrzeug wurde wie das restliche Eisenbahn-Equipment der Filmgesellschaft in West Los Angeles stationiert und kam unter anderem auch bei Innenaufnahmen für „Berlin Express“ (1948) zum Einsatz.

Auch die in Florida spielenden Szenen entstanden mitnichten am Originalschauplatz, sondern an der Coronado Beach auf Coronado Island, einer Halbinsel, welche dem kalifornischen San Diego vorgelagert ist. Hier befindet sich nicht nur das berühmte Hotel del Coronado, welches als Kulisse für das „Seminole-Ritz Hotel“ in Palm Beach diente, sondern auch Al Capone besaß ein Casino auf dieser Halbinsel, womit sich der Kreis wieder schließt.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 05.08.2002
Version vom 06.12.2009
Status: 03.01.2010

 

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