Eisenbahn im Film – Rail Movies |
Viva María!
Art: Spielfilm
Inhalt1907 in San Miguel, einer fiktiven Oligarchie in Zentralamerika: Der Wanderzirkus des „Great Rodolfo“ wird in den Aufstand der geknechteten Landarbeiter verwickelt, wobei sich in der Folge die beiden Stars der Varietéetruppe – María I (Jeanne Moreau) und María II (Brigitte Bardot) – zu Anführerinnen der sich abzeichnenden Revolultion aufschwingen. Das Sprengen von Bahnlinien und ähnlichen Einrichtungen ruft wiederum die Militärjunta auf den Plan, welche einen Truppentransport unter der Führung des Großgrundbesitzers Don Rodriguez (Carlos López Moctezuma) loßchickt, um den Aufstand niederschlagen zu lassen. Der Sonderzug wird aber dank des Einsatzes eines Hornissennests (!) auf freier Strecke durch die Zirkustruppe gekapert und dient den beiden Marías fortan als rollende Kommandozentrale. Daraufhin gelingt es dem verschlagenen Oberpriester (Francisco Reiquera) von San Miquel und zwei seiner Gehilfen, durch eine List einen Teil des Zuges abzukoppeln und so die Frauen zu kidnappen, um sie der heiligen Inquisition zuzuführen.
EisenbahnObwohl Spanien als Drehort dieser aufwendigen Revolutions-Tragikkomödie angegeben wird, entstanden die Eisenbahn-Szenen offensichtlich in Mexiko, wobei Rollmaterial der ehemaligen F.C.I. verwendet wurde. Der oben erwähnte Sonderzug setzt sich wie folgt zusammen: Schlepptenderlok namens „El Pacificador“ bzw. später dann „El Libertador“, gefolgt von einem Flat Car (Flachwagen), zwei Coaches (Waggons mit Einstiegsplattformen und Oberlichtern) mit der Aufschrift „Ferrocarriles de San Miguel“ sowie einem Freight Car (geschlossener Güterwagen), allesamt von amerikanischer Bauart. Unter der Ägide der britisch kontrollierten Ferrocarril Interoceànico (F.C.I.) wurde als Teilstück einer transkontinentalen Eisenbahnlinie die 425 Kilometer lange Strecke vom Atlantikhafen Vera Cruz nach Mexiko City – gelegen auf einer Höhe von 2240 Metern – erstellt und 1888 eröffnet. Das daraus resultierende Liniennetz mit einer Spurweite von 914 Millimetern umfasste sowohl diverse Zweiglinien als auch Verbindungen zu anderen Schmalspurnetzen Mexikos. 1908 übernahm dann die Regierung das Zepter bei der F.C.I., indem der Betrieb auf die staatliche Ferrocarriles Nacionales de Mexico (NdeM) übertragen wurde. Trotzdem behielt das Rollmaterial seine ursprünglichen Eigentumsbezeichnungen bis zu dessen Ausmusterung gegen Ende der 1960er Jahre. Dies wird auch bei der im Film eingesetzten Schlepptenderlok Nº 66 vom Typ „Consolidation“ (Achsfolge 1’D) ersichtlich, welche aus einer Serie von 13 Maschinen (Nº 60 bis 72) stammte, die zwischen 1898 und 1899 von Schenectady (USA) an die F.C.I. geliefert worden waren. Nachdem die Strecken der ehemaligen F.C.I. in den späten 1940er Jahren auf Normalspur (1435 Millimeter) umgenagelt wurden, kamen die dadurch freigewordenen Maschinen auf anderen Schmalspurnetzen Mexikos (zum Beispiel auf der Ferrocarril Unidos de Yucatan) zum Einsatz, bis dann 1968 eine große Ausmusterungwelle erfolgte, welche für die meisten Dampfloks mit der Verschrottung endete.
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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