Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Bhowani Junction

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA/GB 1956 (laut Vorspann jedoch MCMLV = 1955)
Regie: George Cukor
Farbe: Eastmancolor
Laufzeit: 110'
deutscher Verleihtitel: „Knotenpunkt Bhowani“

 

Titel-Angaben, notiert von JB nach der am 17.04.1997 vom NDR (N3) ausgestrahlten deutsch synchronisierten Fassung (Versalien des Vorspanns hier nicht verwendet; Nennungen im Nachspann durch geschweifte Klammern { } gekennzeichnet):

 

Metro Goldwyn Mayer

Knotenpunkt Bhowani

In den Hauptrollen
Ava Gardner {Victoria Jones}
Stewart Granger {Oberst Rodney Savage}

Mit
Bill Travers {Patrick Taylor}
Abraham Sofaer {Surabhai}
Francis Matthews {Ranjit Kasel}
Marne Maitland {Govindaswami}
Peter Illing {Ghanshyam}
Edward Chapman {Thomas Jones}
Freda Jackson {Die Sirdarni}
Lionel Jeffries
{Alan Tilvern (Ted Dunphy)}

Drehbuch: Sonya Levien und Ivan Moffat
Nach dem gleichnamigen Roman von John Masters
Deutsche Ausgabe im Lothar Blanvalet Verlag, Berlin

In CinemaScope
Copyright MCMLV [...; das „Kleingedruckte“]

Kamera: F. A. Young, F.R.P.S.
Bauten: Gene Allen und John Howell
Schnitt: Frank Clarke und George Boemler, A.C.E.
Photographische Effekte: Tom Howard, F.R.P.S.

Musikalische Leitung: Miklos Rozsa
Farbenberater: George Hoyningen-Huene
Tondirektor: A. W. Watkins
Kostüme: Elizabeth Haffenden
Maskenbildner: Charles E. Parker
Frisuren: Pearl Tipaldi

Wir sprechen der Regierung von
Pakistan unseren Dank dafür aus,
dass uns Offiziere und Mannschaften
des 13. Bataillons der Grenzschutz-
Infanterie, Einheiten der Pandschab-
Polizei und die Anlagen der Nordwest-
Eisenbahn zur Verfügung gestellt wurden.

Produktion: Pandro S. Berman

Regie: George Cukor

 

 

Inhalt

Anfangs 1947 in Indien, auf dem (fiktiven) Knotenpunkt „Bhowani Junction“: Noch während sich die britische Kolonialmacht auf den Abzug vorbereitet, ringen Hindu und Moslems bereits um die zukünftige Vorherrschaft im Lande, weshalb Truppen unter dem Kommando von Colonel Savage (Stewart Granger) stationiert werden, damit der Bahnbetrieb gewährleistet bleibt.

Um die politisch instabile Lage noch zusätzlich zu verschärfen, hetzt ein kommunistischer Terrorist namens Ghanshyam (Peter Illing) – gemäß deutscher Synchronfassung mit Decknamen „Roy“ – das gemeine Volk nicht nur gegen die verhassten Engländer auf, sondern schreckt auch nicht zurück vor Anschlägen auf das Schienennetz, wobei er mit dem geplanten Sprengstoff-Attentat auf einen Passagierzug – mit Mahatma Ghandi* an Bord – das Land vollends in den Bürgerkrieg stürzen will.

   

* Ghandi fiel am 30. Januar 1948 tatsächlich einem Mordanschlag zum Opfer (siehe auch „Nine Hours to Rama“).

 

Eisenbahn

Anstelle von Indien fanden die Dreharbeiten zu den Außenaufnahmen – wahrscheinlich aus politischen Gründen – im März 1955 in Pakistan statt, wo der Bahnhof von Lahore als Kulisse für „Bhowani Junction“ diente. In den zahlreichen Eisenbahn-Szenen kommen diverse Schlepptenderloks – meist vom Typ „Ten-wheeler“ (Achsfolge 2’C) – auf indischer Breitspur (1676 Millimeter) der damaligen „North Western Railway“ zum Einsatz. Ebenso in Aktion zu sehen ist ein Dampfkran (!) beim Beseitigen der Wracks nach einem von „Roy“ ausgelösten Zugsunglück, wobei diese Szene auf der britischen „Longmoor Military Railway“ südwestlich von London inszeniert wurde. Das Finale zeigt dann die Verfolgungsjagd eines NWR-Frachtzuges auf der Gebirgsstrecke zum weltberühmten Khyber-Pass mit anschließendem Showdown im Scheiteltunnel.

Lokomotiv-Sichtungen

Es lassen sich in „Bhowani Junction“ folgende Schlepptender-Dampflokomotiven der N.W.R. identifizieren (weitere teils sehr eindrückliche Eisenbahneinstellungen im Bahnhof, auf der Strecke und im Depot hier nicht erwähnt):

  • Nº 1841 (oder 84?) vor einfahrendem Reisezug
  • Nº 402 auf einer Drehscheibe
  • Nº 988 mit einer anderen Dampflok Führerhaus an Führerhaus abgestellt, beide also ohne Tender (nur für Sekundenbruchteile im Bild)
  • Nº 5118 (Führerhaus)
  • Nº 2980 (rechts schräg von hinten, ohne Tender gesehen)
  • Nº 233? (oder 225?) vor Munitionszug (zweiachsiger Güterwagen mit „Explosives“ bezettelt)
  • Nº 3008 (meist von vorne zu sehen) vor einem Militär-Reisezug. Dieser wird durch Streikende gestoppt, die sich auf das Gleis gelegt haben; einer der Waggons: „Military Car Nº 30“.
  • Nº 505? vor Reisezug (dann Sprengstoff-Attentat auf den Zug, das anhand seiner Folgen, nicht jedoch im Bild gezeigt wird)
  • Nº 505 (1’D1’) vor Güterzug (in einem der Waggons die entführte Victoria Jones; der ebenfalls für ein Attentat vorgesehene Zug mit Ghandi kommt dann später vorbei)

Den Einstellungen mit Lok „Nº 505?“ und dem Attentat danach schließt sich eine Szenenfolge mit entgleisten und teilweise zerstörten Fahrzeugen an sowie mit dem zur Bergung eingesetzten Dampfkran. Hierzu fasst Lothar Behlau einen Beitrag im Continental Railway Journal Nr. 43 (Seite 146) zusammen: „Bei der Unglücksszene war die betroffene ‚Lok‘ nur aus Holz und Pappe. Dieser ‚Take‘ fand statt auf der ‚Longmoor Military Railway‘.“ Dass in dem Film (mindestens in der vorliegenden Schnittversion) eine Holz-Pappe-Lok auftaucht, ist indes entschieden zu bezweifeln.

Erwogen werden kann dazu aber folgendes: Im Jahr 1955 wurde auf der LMR eine „Zugskatastrophe“ inszeniert, um den Einsatz der Rettungskräfte und Räumungstrupps für die BBC zu dokumentieren. Benutzt wurden dabei eine ausrangierte 2’C-Maschine und mehrere Reisezugwaggons, welche tatsächlich zum Entgleisen gebracht wurden. Ob und inwieweit Szenen daraus für „Bhowani“ verwendet wurden, ist jedoch unklar.

 

Autoren dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner und Joachim Biemann (Abschnitt „Lokomotiv-Sichtungen“; darin der letzte Absatz über die Katastrophenübung auf der LMR wieder von Manuel Gurtner)
Online: 09.06.2003
html-Status: 13.10.2009

 

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