Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Das Boot ist voll

 

Art: Spielfilm
Produktion: Schweiz, Bundesrepublik Deutschland, Österreich 1980
Regie: Markus Imhoof
Farbe: Technicolor
Laufzeit: 104'
englischer Verleih-Titel: „The Boat Is Full“

 

Inhalt

Spätsommer 1942: Aus einem „Sonderzug mit Umsiedler“ der Reichsbahn flüchten unter der Führung von Judith Krüger (Tina Engel) deren junger Bruder Olaf (Martin Walz), der desertierte Wehrmachtsoldat Schneider (Gerd David), Lazar Opstrowskij (Curt Bois) – ein alter Jude aus Wien, dessen Frau (Ilse Bahrs) sogleich gefasst wird und in den Flammen der Feuerbüchse endet – sowie die beiden Kinder Gitty und Maurice über die nahe Grenze in die vermeintlich sichere Schweiz, wo sie sich zunächst auf einem Bauernhof verschanzen und in der Folge als Familie ausgeben, um so ein Bleiberecht zu erwirken.

 

Eisenbahn

Im Vorspann wird das Tunnelportal einer eingleisigen Strecke – mutmaßlich im Gebiet des Schaffhauser Zipfels an der Grenze zu Nazi-Deutschland – von Schweizer Soldaten zugemauert. Anschließend folgt die nächtliche Episode, in welcher der Deportationszug unplanmäßig irgendwo auf der Hochrheinstrecke anhält, so dass der besagten Schicksalsgemeinschaft, welche zuvor vom Lokpersonal in einem Hohlraum unter dem Kohlebunker des Schlepptenders versteckt wurde, die Flucht über die grüne Grenze gelingt.

Drehorte

Die Dreharbeiten fanden auf der privaten Oensingen-Balsthal-Bahn (OeBB) statt. Der im Intro gezeigte Tunneleingang gehörte dazumal zum Industriegleis des Von Roll-Areals im solothurnischen Klus, wobei diese Sequenz am 20. Juli 1980 entstand. Die Nachtaufnahmen wurden dann am 21. Juli 1980 auf dem 2,6 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Klus und Oensingen – genauer: im Bereich der Brücke über den Augstbach – gedreht.

Die Lok

Bei der verwendeten Maschine mit Nº 50 2988 handelt es sich ursprünglich um eine Lokomotive der Baureihe 50 der Deutschen Reichsbahn in der Version „ÜK“*, wobei im Film die Nummer weder an der Rauchkammertür noch an der Führerhauswand der Lok auszumachen ist.

   

* ÜK = Übergangs-Kriegslokomotive; Zusatz-Bezeichnung der Betriebsnummer einer Lokreihe, die schrittweise aus der Friedensausführung übergeleitet werden sollte in eine konstruktiv, materialmäßig, fertigungs- und unterhaltungstechnisch weitgehend vereinfachte, massenhaft herzustellende und daher für die Unterstützung der deutschen Kriegszwecke besonders geeignete Bauart. ÜK-Lokomotiven gab es bei den Reichsbahn-Baureihen 44, 50 und 86. Von ihnen wurde lediglich aus der BR 50 über die ÜK-Version eine „Kriegslokomotive“ entwickelt, nämlich die Baureihe 52. Die meisten ÜK-Lokomotiven wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in einen friedensmäßigen Zustand umgebaut, so auch 50 2988. [JB]

Gebaut wurde die Schlepptendermaschine 50 2988 ÜK (Bauart 1’Eh2) in der Wiener Lokomotivfabrik Floridsdorf (WLF) unter der Fabrikations-Nº 9575, abgeliefert am 8. September 1942 an die Reichsbahn. Zuletzt bei der Deutschen Bundesbahn (DB) als 052 988-2 immatrikuliert und im Betriebswerk Crailsheim stationiert, wurde die Lok am 11. Juni 1976 ausgemustert und gelangte danach in die Schweiz zur EUROVAPOR-Sektion Balsthal.

Die Maschine blieb nach den Dreharbeiten (1980) noch für weitere vier Jahre im dortigen Depot beheimatet und gelangte anschließend zur Wutachtalbahn, auch bekannt als „Sauschwänzlebahn“, welche bereits 1978 als Drehort für den Spielfilm Brass Target fungiert hatte.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner (Ergänzungen: Joachim Biemann)
Online: 29.04.2006
Version vom 26.12.2006
html-Status: 16.10.2009

 

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