Eisenbahn im Film – Rail Movies |
A Streetcar Named Desire
Art: Spielfilm
Inhalt1947 im Bundesstaat Louisiana: Die neurotische und inzwischen mittellose Blanche DuBois (Vivien Leigh) reist nach New Orleans in der Hoffnung, vorerst bei ihrer Schwester Stella (Kim Hunter) unterzukommen, welche mit einem gewissen Stanley Kowalksi (Marlon Brando) verheiratet ist und unweit des Vergnügungsviertels „French Quarter“ in einem schäbigen Apartment lebt. Sozusagen aus dem Abdampf der Lok heraus betritt die Protagonistin die nächtliche Szenerie und entert anschließend einen Trambahnwagen in Richtung Bywater-Bezirk*, um nach „632 Elysian Fields“ zu gelangen.
EisenbahnElia Kazans meisterhafte Verfilmung des gleichnamigen Bühnenerfolgs von Tennessee Williams – welcher auch gleich das Drehbuch beisteuerte – glänzt bereits im Intro mit einer Szenerie von geradezu historischer Bedeutung in bezug auf die Verkehrgeschichte von New Orleans. Gezeigt wird die Ankunft des Spätzuges aus Richtung Laurel (US-Bundesstaat Mississippi) – zuerst aus der Vogelperspektive dessen Einfahrt und anschließend das Vorziehen bis zum Gleisende – im Kopfbahnhof der Louisville & Nashville. Zwar lässt sich der Zug anhand dieser Szenen nicht weiter identifizieren, doch dürfte es sich bei der Schlepptenderlok um die L&N-Baureihe „K-5“ vom Typ „Pacific“ (Achsfolge 4-6-2 beziehungsweise 2’C1’) handeln, welche schon bald darauf aus dem regulären Expresszugdienst abgezogen wurde. Der BahnhofZum Zeitpunkt der Dreharbeiten (1951) war der Bahnhof mitsamt seiner markanten Bahnsteighalle noch voll betriebsfähig – die Inbetriebnahme datierte aus dem Jahr 1902 – und an der 51 Canal Street zu finden. Zudem existierte eine gedeckte Fußgängerüberführung, welche direkt zur Anlegestelle der Mississippi-Fähre führte und dabei die in der Straße eingelassenen Geleise der New Orleans Public Belt traversierte. Zu der Zeit waren auf dem weitläufigen Stadtgebiet auch noch vier weitere Fernbahnhöfe in Betrieb:
Mit der Eröffnung des Union Passenger Terminal (siehe auch „Angel Heart“) am 1. Mai 1954 wurde der Betrieb auf den restlichen Fernbahnhöfen eingestellt und deren Verkehr im neuen Zentralbahnhof kanalisiert. Die derart stillgelegten Bahnanlagen wurden in der Folge aufgelassen und deren Gebäude ausnahmslos über kurz oder lang ein Opfer der Abrissbirne. Die Straßenbahn„They told me to take a streetcar named Desire...“ (Blanche DuBois unmittelbar nach ihrer Ankunft in New Orleans) Zweifelsohne handelt es sich beim titelgebenden „Desire Streetcar“ um die namhafteste Straßenbahn der Welt, deren Bekanntheitsgrad nur noch von den berühmten Cable cars in San Francisco übertroffen wird. Kurioserweise war aber die durch Williams’ preisgekröntes Drama unsterblich gewordene „Desire Line“ zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits seit drei Jahren eingestellt und seit dem 30. Mai 1948 durch einen Trolleybus (O-Bus) ersetzt worden. Die kurze Straßenbahn-Szene zeigt konkret den Triebwagen Nº 922 der „New Orleans Public Service“ auf der Wendeschleife der Canal Street, wobei oberhalb des Führerstandfensters im beleuchteten Zielanzeiger deutlich „Desire“ zu lesen ist. Das in einem dunklen Grün gehaltene und relativ spartanisch eingerichtete Fahrzeug aus der 73 Exemplare umfassenden 900er-Serie wurde in den Jahren 1923/24 von der Perley Thomas Company an die damalige New Orleans Railway and Light Company geliefert und auf den meisten der – bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges – rund ein Dutzend Straßenbahnlinien eingesetzt.
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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