Eisenbahn im Film – Rail Movies |
Spellbound
Art: Spielfilm
Darsteller (laut IMDb):
InhaltInfolge einer Amnesie – ausgelöst durch ein Schocktrauma – gibt sich John Ballantine (Gregory Peck) als Dr. Edwardes aus, seines Zeichens berühmter Psychiater und designierter Nachfolger für die Leitung der Nervenheilanstalt „Green Manors“. Kurz bevor jedoch Ballantines falsche Identität aufgedeckt wird, taucht er in New York City unter und gerät dadurch unter Mordverdacht. Einzig die Psychiaterin Dr. Constanze Peterson (Ingrid Bergman) ist von seiner Unschuld überzeugt und folgt ihm nach. Mit dem Zug fliehen beide gemeinsam aus der Stadt und reisen an den Ort zurück, wo der Schlüssel für Ballantines Amnesie – und zugleich für ein Verbrechen – liegen muss.
EisenbahnNachdem Dr. Peterson und John Ballantine das (fiktive) „Empire State Hotel“ unmittelbar vor dem Eintreffen der Polizei verlassen haben, lösen sie in der New Yorker Pennsylvania Station am Fahrkartenschalter Nº 16 aufgrund der vagen Angaben von Ballantine zwei Tickets nach Rome (US-Bundesstaat Georgia). Obwohl Ballantine dabei wieder einen psychotischen Anfall erleidet und damit prompt die Aufmerksamkeit eines Bahnpolizisten auf sich zieht, gelingt es schließlich, die Sperre zu den Bahnsteigen im Untergeschoss zu passieren. Wohlwissend, dass die Fahndungsaktion der Polizei inzwischen auf Hochtouren läuft, schlägt die Peterson vor, möglichst unauffällig den Bahnsteigbereich über die Hintertreppe wieder zu verlassen und via „Zentralbahnhof“ – gemeint ist natürlich der Grand Central Terminal – nach Rochester (US-Bundesstaat New York) zu reisen, um bei ihrem ehemaligen Mentor Dr. Brulov (Michael Chekhov) Unterschlupf zu finden. In der nächsten, bereits im Zug spielenden Dialogszene kann durch das Waggonfenster kurz das Treiben auf dem Bahnsteig und danach die Fahrt durch den über drei Kilometer langen Park Avenue-Tunnel verfolgt werden, wobei eine entsprechende Rückprojektion verwendet wurde. Hitchcock sollte noch ein zweites Mal den New Yorker Grand Central Terminal aufsuchen, um in der riesigen Commodore-Vanderbilt-Halle zu drehen, und zwar Ende der 1950er Jahre für die MGM-Produktion „North by Northwest“. Der Bahnhof – „Grand Central Terminal“Hierbei handelt es sich um einen der beiden Fernbahnhöfe – der andere ist die Pennsylvania Station – von New York City. Zu seinen Glanzzeiten waren im „Grand Central Terminal“ nicht weniger als 42 Ferngleise und 25 Gleise für den Lokalverkehr – verteilt auf zwei Stockwerke – in Betrieb, so dass stündlich um die 200 Züge abgefertigt werden konnten. Der noch heute existierende, inzwischen bereits achzigjährige Monumentalbau war jedoch nicht das erste Bahnhofsgebäude auf der Halbinsel Manhattan. Dieses datierte aus dem Jahr 1832 und befand sich an der Chambers Street, damals noch unter der Ägide von Commodore Vanderbilts „New York and Harlem Railroad“. Nachdem 1871 die „New York Central Railroad“ in das neu erstellte Depot an der 42nd Street übersiedelte, kaufte P. T. Barnum das alte Gebäude an der 27th Street und errichtete auf dem Gelände den ersten „Madison Square Garden“. Der neue Bahnhof entpuppte sich jedoch fast von Beginn weg als nicht adäquat, bis dann am 2. Februar1913 der „Grand Central Terminal“ seinen Betrieb aufnehmen konnte, welcher sich inzwischen von der 42nd Street bis zur 44nd Street erstreckte, begrenzt durch die Vanderbilt und Lexington Avenue. Der Bau verschlang die enorme Summe von 43 Millionen Dollar, wobei das gewaltige Projekt durch die Vergabe von Parzellen finanziert wurde, welche sich gemäß „Lufthoheit“ unmittelbar über den größtenteils unterirdisch angelegten Bahnanlagen und Zufahrtsstrecken befanden – so zum Beispiel das spätere Hotel „Waldorf Astoria“. Verantwortlich zeichneten die Architekturbüros Warren & Wetmore sowie Root & Stem. Der Zug nach Rochester – „20th Century Limited“Während der Passage der Bahnsteigsperre auf dem Grand Central Terminal kann die Zugsanzeigetafel relativ deutlich entziffert werden, wobei der „Twentieth Centry Limited“ und dessen damalige Abfahrtszeit um 17:30 ausgeschildert ist, während dann an der Pforte rechts davon die Angaben für den „North Shore Limited“ zu erkennen sind. Obschon beide dieser renommierten Expresszüge der New York Central Railroad (NYC) nach Chicago verkehrten, entern die Protagonisten offensichtlich den Zug Nº 25, um nach Rochester zu gelangen. Im damaligen Fahrplangefüge der NYC auf der Magistrale entlang des Hudson River – die so genannte „Water Level Route“ – nach Albany und weiter via Cleveland nach Chicago figurierten beispielsweise die folgenden Fernschnellzüge, wobei ersterer zu den berühmtesten Zügen weltweit gehörte und in „North by Northwest“ noch eine prominentere Rolle spielte.
In der Schlusseinstellung stehen die beiden Protagonisten übrigens erneut an einer der Bahnsteigsperren des Grand Central Terminal und zeigen dem verdutzten Kontrolleur ihre Tickets, um in die Flitterwochen zu verreisen, wobei die Anzeigetafel diesmal auf Zug Nº 67 „Commodore Vanderbilt“ nach Chicago mit Abfahrtszeit 16:15 lautet. Die Gegend – „Adirondack Mountains“Der einzige größere Gebirgszug im Osten der USA ist das Rumpfgebirge der Appalachen, das sich von Neufundland (im Nordosten Kanadas), über Neuengland bis nach Alabama im Südwesten erstreckt. Vom Charakter her mit dem deutschen Mittelgebirge vergleichbar, ist die Gebirgskette rund 2600 Kilometer lang, 200 bis 300 Kilometer breit und eine der großen Wasserscheiden Nordamerikas, da sie die Flüsse, welche im Atlantik münden, von denen separiert, die in den Golf von Mexiko fließen. Im Bundesstaat New York erfahren die Appalachen einerseits durch die „Hudson-Mohawk-Furche“ eine markante Längsgliederung in Nord-Süd Richtung, andererseits aber eine Quergliederung, welche durch die Flusstäler von Hudson, Delaware und Potomac verursacht werden, die ihrerseits alle zum Atlantik führen. Obwohl das – gemäß der deutschen Synchronversion – erwähnte „Gabrielstal“ zunächst fiktiv erscheinen mag, ist dieser Handlungsort mutmaßlich im Gebiet der „Adirondack Mountains“ zu suchen, welche als Ausläufer der Appalachen eine Höhe von gegen 1700 Meter erreichen. Denn unweit von Lake Placid – hier wurden 1980 die Olympischen Winterspiele durchgeführt – findet sich in der Tat eine Ortschaft namens „Gabriels“, so dass ein unweit davon liegendes „Gabriel Valley“ durchaus plausibel erscheint. Der Zug ins Skigebiet – „Adirondack Express“Aus der Analyse der viel zitierten Traumsequenz – von Salvador Dalî kreiert und ursprünglich mit einer Länge von 22 Minuten (!) – resultieren auch mutmaßliche Angaben über den möglichen Tatort des Mordkomplotts. Die Hauptprotagonisten nehmen daraufhin den Abendzug (Rochester ab 16:45) in Richtung New York City mit direktem Anschluss ins Skigebiet, was mit einer Dialogszene im Speisewagen illustriert wird. Für die Anreise im Zug bestand schon während zu Beginn der 1930er Jahre eine Direktverbindung ab New York City mit Kurswagen nach Lake Placid, wobei sich aber die der Ortschaft Gabriels nächstgelegene Bahnstation in Clear Lake Junction befand:
Die Handlung wechselt unmittelbar ins „Gabrielstal“, wobei die Wasatch-Berge – genauer das bekannte Alta-Skigebiet südöstlich von Salt Lake City (US-Bundesstaat Utah) – als grandiose Kulisse für die Szenen mit der rasanten wie aufschlussreichen Skiabfahrt fungierten. Die kurze Einstellung, in der die Protagonisten anschließend per Mietwagen in die (ebenfalls fiktive) Skihütte „Gabriel Lake Lodge“ zurückkehren, stammt denn auch von der Little Cottonwood Canyon Road, welche die wintersichere Zufahrt nach Alta gewährleistet.
Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
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