Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

The Swiss Conspiracy

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA/BRD 1976
Regie: Jack Arnold
Farbe
Laufzeit: 89'
deutscher Verleih-Titel: „Per Saldo Mord“

 

Inhalt

Der Privatdetektiv David Christopher (David Janssen) als Ex-Mitarbeiter des US-Schatzamtes soll im Auftrag des Zürcher Privatbankiers Johann Hurtil (Ray Milland) eine Erpressungsaffäre untersuchen, von der auch die schöne wie undurchsichtige Denise Abbott (Senta Berger) betroffen ist. Schon bald richtet sich sein Hauptverdacht gegen Hurtils Geschäftsführer Franz Benninger (Anton Diffring), gerät dabei aber ins Visier von Korsak (Arthur Brauss) und Sando (David Hess), die ihm später im Hauptbahnhof auflauern. Bei der darauf folgenden Schießerei mit der Bundeskriminalpolizei versuchen die beiden Berufskiller, in einem ausfahrenden Schnellzug zu entkommen und werden schließlich von Kommissar Frey (Inigo Gallo) zur Strecke gebracht. Das Finale spielt dann im Berner Oberland auf dem schneebedeckten Brienzer Rothorn.

 

Allgemein

Der von B-Movie-Papst Jack Arnold auf TV-Niveau inszenierte Thriller besticht weniger durch einen schlüssigen Plot oder die schauspielerischen Leistungen als durch die sorgfältige Inszenierung. Die Außenaufnahmen entstanden im Spätsommer 1975 durchwegs in der Schweiz, beispielsweise an diversen Drehorten in Zürich (Stadtkreise 1 und 2), wobei bemerkenswerterweise auch bei den Dialog-Szenen auf den Einsatz der Rückprojektionstechnik verzichtet wurde. Speziell für das Intro brachte man an der stattlichen Fassade der Liegenschaft Lochmannstraße 2 unterhalb des Dachgiebels übergroße Buchstaben an, um das denkmalgeschützte Gebäude aus der Gründerzeit als „Hurtil Bank“ auszugeben. Die Straßencafé-Szene mit Christopher und Rita Jensen (Elke Sommer) entstand flussabwärts am Weinplatz nahe der Rathausbrücke.

Die nächtliche Hetzjagd von Hayes (John Saxon) durch Korsak und Sando wurde dann im Niederdorf, also in der Altstadt rechts der Limmat, gedreht. Dabei flüchtet der aus Chicago angereiste Gangster vom Limmatquai über den Rüdenplatz die Römergasse hinauf zum Zwingliplatz, Korsak dicht auf den Fersen. Derweil nimmt Sando die Verfolgung mit einem 1966er-BMW 1600 auf und rast die Marktgasse hinauf, um Hayes den Fluchtweg über die Münstergasse abzuschneiden. Das Treffen zwischen Christopher und McGowan (John Ireland) findet hingegen im Seerestaurant am Mythenquai 61 statt, direkt am Hafen Enge.

Auch wenn wie gewohnt gängige Klischees bemüht werden, entwickelt der Gegensatz von geschäftiger Bankenstadt und hochalpiner Bergwelt in der Folge ein ganz spezielles Flair. Die deutsch-amerikanische Co-Produktion weist zudem Gemeinsamkeiten auf mit dem zwei Jahre später produzierten Agenten-Thriller „Avalanche Express“ (USA/Irland 1978). Auch darin übernehmen Arthur Brauss (als BND-Mitarbeiter Neckermann) und David Hess (als Terrorist Geiger) markante Nebenrollen, derweil die Limmatmetropole wiederum als Dreh- und Angelpunkt fungiert. Das Straßenbild der größten Stadt der Schweiz wird traditionell durch das blau-weiße Rollmaterial der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) geprägt.

 

Eisenbahn

Bereits zu Beginn, als der Privatdetektiv von Genf kommend in seinem offenen 1973er-Ferrari 365 GTS/4 über die Quaibrücke fährt, sind zwei meterspurige VBZ-Tramzüge zu sehen, welche beide vom Bellevueplatz kommend in Richtung Bürkliplatz unterwegs sind. Hinter dem solo fahrenden Leichttriebwagen der Bauart Be 4/4 „Pedaler“ (Bo’Bo’, Serie 1501 bis 1518, SWS/BBC 1941 bis 1946) folgt in geringem Abstand ein schwerer Einrichtungs-Triebwagen der Bauart Be 4/4 „Kurbeli“ (Bo’Bo’, Serie 1371 bis 1415, SWS/MFO 1947 bis 1954) mit Beiwagen vom Typ B4 (Serie 711 bis 770, SIG 1945 bis 1953) der Linie 9. Und als Christopher im Ferrari dem Taxi mit Rita Jensen die Bahnhofstraße hinunterfolgt, kommt ein Gelenk-Triebwagen der Bauart Be 4/6 „Mirage“ (Bo’2’Bo’, Serie 1601 bis 1690, SIG/SWS 1966 bis 1968) mit Bei-Triebwagen „Blinde Kuh“ (Bo’2’Bo’, Serie 1691 bis 1726, SIG/SWS 1968/69) entgegen. Die zur Zeit der Dreharbeiten modernsten VBZ-Tramzüge kamen auf der Linie 7 und 13 als Doppeltraktions-Garnituren zum Einsatz und sind später auch noch am Bahnhofplatz kurz vor dem geplanten Rendezvous mit Benninger zu sehen.

Die im Hauptbahnhof auf dem großen Stirnperron gedrehte Sequenz wurde am Vormittag zwischen 10.30 Uhr und 11 Uhr mitten im Reiseverkehr inszeniert, was heutzutage völlig undenkbar wäre. Die Einstellungen mit Christopher, der unweit von Gleis 13 auf Benninger wartet, zeigen im Hintergrund auf Gleis 14 entweder die SBB-Elektrolok Re 4/4' 10033 oder Re 4/4' 10034 (Bo’Bo’, Serie 10027 bis 10050, SLM/MFO 1950/51) in TEE-Farben, welche zur Führung des TEE 66/67 „Bavaria“ zwischen Zürich und Lindau mit einer ÖBB-Wippe ausgerüstet wurden.

Nach dem misslungenen Mordanschlag auf den US-Amerikaner entern die beiden Auftragsmörder kurzerhand einen auf Gleis 5 ausfahrenden Schnellzug, wobei Sando noch auf dem Trittbrett eines am Schluss eingereihten SBB-Waggons der Gattung Am UIC-Z2 (Donauwörth 1969/70) von einer Kugel getroffen. Auch Christopher und Kommissar Frey erwischen den Zug noch, derweil auf Gleis 4 ein dreiteiliger SBB-Elektrotriebzug der Reihe RABDe 12/12 „Mirage“ (SWP/FFA 1965 bis 1967) zu erkennen ist. Die abweichend vom gängigen SBB-Farbschema weinrot lackierten Vorortszüge wurden speziell für den ab 1968 auf der rechtsufrigen Zürichseelinie eingeführten Taktfahrplan beschafft und waren deshalb im Volksmund als „Goldküstenexpress“ bekannt.

Im Dampfzug auf das Brienzer Rothorn

Hier dürfte die Brienz-Rothorn-Bahn (BRB) wahrscheinlich das einzige Mal derart prominent in Szene gesetzt worden sein. Die dazumal schweizweit einzige nicht elektrifizierte Zahnradbahn (System Abt) mit fahrplanmäßiger Dampftraktion weist bei einer Spurweite von 800 Millimetern eine Streckenlänge von 7,6 Kilometern auf. Anno 1892 eröffnet, musste der Betrieb bereits 1914 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten eingestellt werden. Erst 1931 gelang dank neuer Geldgeber die Wiederinbetriebnahme, wobei in der Folge bewusst auf eine Elektrifizierung verzichtet wurde, so dass die Dampfbahn später zum einer weithin bekannten Touristenattraktion avancierte.

Um das Lösegeld in Form von Rohdiamanten im Wert von 15 Millionen US-Dollar an die Erpresser zu übergeben, entern Kosta (Curt Lowens), Denise und Christopher außerhalb von Brienz auf offener Strecke den ansonsten leeren BRB-Vorstellwagen C 12 (40 Plätze, SIG 1892), welcher von einer der drei dazumal betriebsfähigen Tenderloks der Gattung H 2/3 (2zz1’h2t, SLM 1891/92) mit Kohlefeuerung in Richtung Kulm (2244 Meter ü. M.) geschoben wird. Der Dampfzug ist anschließend kurz nach dem Verlassen des Schwarzfluhtunnels (Länge 18 Meter) und am Bahnübergang bei der Kreuzungsstelle Geldried (1019 Meter ü. M.) zu sehen. Nachdem die Lok auf der Station Planalp Wasser gefasst hat, was im Film aber nicht zu sehen ist, hält die BRB-Komposition im Bereich der Alpstafel „Mittlesten“ dann auf offener Strecke. Von hier gelangen die drei Protagonisten zu Fuß zur Talstation einer Sesselbahn. Diese Sequenzen wurden nicht am Rothorn, sondern im Skigebiet von Meiringen-Hasliberg gedreht.

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner
Online: 20.12.2015

 

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