Eisenbahn im Film  –  Rail Movies 
 

 

 

 

Under Siege 2: Dark Territory

 

Art: Spielfilm
Produktion: USA 1995
Regie: Geoff Murphy
Farbe: Technicolor
Laufzeit: 100'
deutscher Verleih-Titel: „Alarmstufe – Rot 2“

 

Inhalt

Der luxuriöse Fernschnellzug der „Grand Continental“ – gemäß deutscher Synchronfassung bloß ein „Intercity“ – von Denver nach Los Angeles startet von Gleis 3 der Union Station und wird unterwegs von einer kriminellen Söldnerbande um das totgeglaubte Computergenie Travis Dane (Eric Bogosian) gekapert, das Lokpersonal liquidiert und die Passagiere samt Zugpersonal als Geiseln genommen. In der Folge wird der Zug als rollende Kommandozentrale missbraucht, um die Kontrolle über einen geheimen Killer-Satelliten des US-Millitärs zu gewinnen. Dessen verheerendes Zerstörungspotential wird als Druckmittel verwendet, um von der US-Regierung eine Milliarde US-Dollar zu erpressen. Was die Mörderbande jedoch nicht weiß: Auch Casey Ryback (Steven Seagal), ehemaliger Angehöriger der US-Spezialeinheit „Navy SEAL“, ist an Bord des Zuges...

Stichwort „Dark Territory“

Bahntechnisch ist damit gemeint, dass ein in der Regel eingleisiger Streckenabschnitt mit entsprechenden Ausweichgleisen (Sidings) ohne Signaltechnik auskommt und nur mittels schriftlicher Vorgaben (Fahrplan) und verbaler Kommunikation (Zugfunk) befahren wird.

 

Eisenbahn

Die Garnitur der fiktiven Bahngesellschaft wurde von der Shortline Enterprises (Filmproduktionsgesellschaft der Fillmore and Western Railway) zusammengestellt. Die Außenaufnahmen entstanden in enger Zusammenarbeit mit der auf eisenbahn-spezifische Szenen spezialisierten Firma RTMS (Rail Transportation Management Specialists). Gedreht wurde ab Ende August 1994 auf der Moffat-Route der damaligen Denver & Rio Grande Western, welche von Denver (Colorado) quer durch die Rockies nach Salt Lake City (Utah) führt und inzwischen wieder durch den AMTRAK-Fernzug „California Zephyr“ bedient wird.

Die Loks

Die beiden im Film verwendeten diesel-elektrischen EMD-Maschinen 1804 und 1810 vom Typ GP7u (Achsfolge Bo’Bo’, Hersteller General Motors, Baujahr 1951) wurden ursprünglich an die US-Streitkräfte geliefert, wo die Loks als 1834 beziehungsweise 1821 im Einsatz standen. 1969 erfolgte der Verkauf an die Alaska Railroad (ARR), welche die beiden Mehrzweckloks nach einem Umbau 1976 als 1804 beziehungsweise 1810 umnummerierte. 12 Jahre später erwarb die McCloud River Railroad die beiden ARR-Maschinen, wobei sowohl das AAR-Farbkleid als auch die jeweilige Betriebsnummer belassen wurde.

Ab 1993 setzte für die beiden Dieselloks ein wahrer Reigen an Besitzerwechsel ein. Zuerst erfolgte der Verkauf an die in Las Vegas ansässige Nevada Industrial Switch, wo die Maschinen im Hinblick auf die Dreharbeiten auch das fiktive Farbkleid und den Schriftzug „Grand Continental“ erhielten. 1997 kam Lok 1804 zur Santa Clarita Railroad, wobei nur gerade der Schriftzug entfernt, die Farbgebung und Betriebsnummer aber belassen wurden. In diese Zeit fällt auch ein fulminanter Filmauftritt im Action-Thriller „Lethal Weapon 4“ (USA 1998). Nach einem kurzen Intermezzo bei der Pacific Harbor Lines gehört Nº 1804 seit Dezember 2002 zum betriebsfähigen Inventar des Gold Coast Railroad Museum von Miami (Florida) und trägt jetzt die Original-Farben der Atlantic Coast Line.

Derweil stand Lok 1810 von 1999 bis 2008 als „Eileen Samuels“ im Eigentum der Oregon Pacific, bevor sie im November 2007 nach Illinois zum Großkonzern Archers-Daniels-Midland gelangte, welche für ihre Frachtzüge mit Agrarprodukten eine eigene Flotte an Dieselloks unterhält.

Die Waggons

Beim unmittelbar hinter den beiden Loks eingereihten Gepäckwagen 1542 handelt es sich womöglich um den ehemaligen Baggage car 3884 der Santa Fe mit Baujahr 1962, welcher aufgearbeitet und farblich angepasst wurde. Die acht den AMTRAK-Superliner ähnlichen Reisezugwagen (unter anderem 3952 und 4024) wurden auf Basis von ehemaligen Doppelstöcker der Southern Pacific (Serie 3700 bis 3709 mit Baujahr 1955) speziell für die Dreharbeiten adaptiert und mit den für die Filmproduktion notwendigen Modifikationen versehen. Verantwortlich zeichnete die auf luxuriöses Rollmaterial spezialisierte Firma Colorado Railcar, deren Produktionsstätte in Fort Lupton zu finden ist, 34 Kilometer nördlich von Denver gelegen, wobei ein direkter Gleisanschluss mit der Union Pacific besteht.

 

Zusätzliche Angaben von EiF-Leser „N01“: Eine Testfahrt für die Dreharbeiten fand am 23.08.1994 statt. Dabei wurden zwischen Arvada und Moffat Tunnel (SP Rio Grande Lines) sowie bei Minturn und Parshall insgesamt 13 Feuer verursacht.

Frank Glaubitz merkt zum Film an: Gegen Ende wird der Zug von den Entführern auf ein falsches Gleis gelenkt (schöne Szene mit alten Bergwerkskulissen im Hintergrund), damit er mit einem Kerosin-Ganzzug zusammenstößt. Der wird auch kurz gezeigt, sechs rote Dieselloks der South Western ziehen einen Kesselwagenzug. Die Schlusssequenz zeigt dann auch noch den Zusammenstoß beider Züge auf einer hohen Bahnbrücke. Das sind dann vermutlich Modellfahrzeuge, die Szene wurde aber recht wirklichkeitsnah gefilmt (nicht so modellhaft wie in „Lawinenexpress“).

 

Autor dieser Filmbesprechung: Manuel Gurtner (weitere Angaben: N01 und Frank Glaubitz)
Online: 29.05.2011

 

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