Eisenbahn im Film – Rail Movies |
Im Auftrag des Vatikans
Art: TV-Spielfilm
InhaltEine Gruppe von Kriminellen stiehlt aus einem Forschungslabor Viren, die in einer Stunde tödlich wirken und nach zwei Stunden selbst tot sind. Die Täter wollen sie als ideale Waffe weiterverkaufen. Auf der spektakulären Flucht (mit ausgiebig gefilmter Sprengung eines Gas-Tanklastzugs) sind sie gezwungen, ihr Fahrzeug stehen zu lassen und mit dem Zug weiterzufahren. Zufällig geraten sie in einen Sonderzug mit Pilgern nach Lourdes. Ursprünglich nur als Fluchtmöglichkeit genutzt, entwickelt sich aus der Zugmitfahrt ein Geiseldrama. An Bord des Zugs sind zufällig drei Mönche der kirchlichen Geheimorganisation „Pugnus Dei“ (lateinisch: Faust Gottes), darunter ein ehemaliger Söldner des Balkankriegs. Die Mönche haben eine Kampfausbildung genossen und stellen eine Art „Soldaten der Kirche“ dar. Wie üblich gelingt es ihnen im letzten Moment, alle zu retten, nachdem das für das Genre typische Spektrum durchgespielt wurde: einen entführten Zug auf Umleitungen über Nebenstrecken schicken – bloß nicht die Lok stoppen – Abseilversuche von Elite-Polizisten aus Hubschraubern – Kämpfe im und auf dem Zug. Natürlich fährt (als „Notfalllösung“) der Zug auch noch in eine stillgelegte Fabrik, wo er mitsamt Viren und Insassen in einem Chemieabfalllager explodieren soll (Motto: „besser 400 Tote dort als 200 000 in Lourdes, wo gerade der Papst ist“). Der Film Cassandra Crossing lässt grüßen. Über die Qualität des Filmes kann man trefflich streiten, die Verrisse in Fernsehzeitschriften sind deutlich genug. Nervensägend ist beispielsweise, dass den Filmemachern die Knöpfe zum schnellen und langsamen Vor- und Zurückspulen offenbar viel Spaß gemacht haben.
EisenbahnDa es sich um eine Story mit Zug handelt, ist natürlich viel Eisenbahn zu sehen: neben diversesten Streckenszenen auch Innenaufnahmen und ein paar Bahnsteigbilder. Explosionen gibt es auch reichhaltig, so wird ein Polizeihubschrauber mit einer Stinger-Rakete abgeschossen. Die Lok selbst wird ebenfalls von einer Stinger getroffen: Eine schusselige Entführerin schmeißt den Lokführer raus, um den Zug zu stoppen, bleibt am Griff der Motorklappe hängen, so dass sich die Stinger von selbst auslöst und in einer eleganten Schleife per Wärmesucher logischerweise auf den Motor der Lok stürzt – wo die genannte Frau immer noch festhängt. Selbstverständlich fährt die Lok brennend weiter. Dann wird an einem Feldweg-Bahnübergang ein Malteser-Kastenwagen überrollt, und ein Hubschrauber der Entführer knallt vor den fahrenden Zug. Auch hier wieder „Trick 17 mit Selbstüberlistung“: Warum erschießt man auch aus Versehen beim Kampf auf dem Zugdach den eigenen Piloten? Immerhin dient das Lokomotiv-Wrack noch als Bremse. Das braucht es auch, denn die katholischen Möchtegern-Shaolin-Mönche haben die Notbremsen außer Betrieb gesetzt. Aber über Logik in Sachen Bahnsicherungstechnik bei Zugfilmen wollen wir lieber gar nicht streiten (zu dem Thema siehe auch das Extra-Info zum Film Amokfahrt zum Pazifik). Beim Finale rast ein Teil des Zuges in eine alte Fabrik und explodiert. Der Rest der Wagen wird mit allen Insassen abgekuppelt und bleibt rechtzeitig stehen. Eisenbahn-Drehorte und FahrzeugeGedreht wurde im Herbst 2004 unter anderem in der Eifel und in Köln. Im Rheinischen Industriebahnmuseum RIM (Köln-Nippes) waren ab dem 6. Oktober einige Waggons und Packwagen abgestellt. Sie stammen ursprünglich aus Österreich und gehörten zuletzt Jörg Petry (VEB VulkanEifel Eisenbahn) und standen lange Zeit in Rastatt und Karlsruhe abgestellt. Die Wagen wurden an das Unternehmen „action concept“ verkauft, das Filmproduktionen für RTL durchführt. In Nippes wurden die Wagen für den Film „Im Auftrag des Vatikans“ hergerichtet, der ab Montag, 11. Oktober, auf der Eifelquerbahn und in Belgien gedreht wurde. Die Wagen hatten eine beige Lackierung und rote Streifen und waren als „DDE Eisenbahn“ beschriftet. Im Rahmen der Filmarbeiten wurden die Lok und Teile des Filmzuges gesprengt. Als Lok hatte man sich eine ehemalige Lok der Ruhrkohle AG (RAG) organisiert. Sie war ausgehöhlt, hatte also keinen Motor etc. mehr. Bei der leeren Hülse handelt es sich um die Lok 662 der RAG mit folgenden Daten:
Vorhanden waren außerdem zwei Packwagen und vier Personenwagen. Die Personenwagen waren alle in hellbeige/rot lackiert und trugen alle dieselbe Bezeichnung: „DDE“, „Bm 508122 35 136“. Ein Packwagen hatte noch Lack der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und das Nummernfragment „50195 3544_-0“. Leihweise hinzugestellt wurde der Lazarettwagen des RIM (alte Betriebsnummer USA 94 2044 P, gebaut von LHB 1953, später 518002-10020-5 P). Der Wagen befand sich am 3. Dezember wieder im RIM. Drehzeit: Oktober 2004Lok und Wagen wurden am 10. Oktober nach Gerolstein abtransportiert. Von dort aus starteten die Filmaufnahmen, die auf zwei Wochen veranschlagt waren. Zu den Dreharbeiten gesellte sich noch eine Lok der Rurtalbahn (DKB). In Daun hatte die Film-Crew Mitte des Monats das Basislager aufgeschlagen. Dort starten die Züge mit den im RIM vorbereiteten Personenwagen inklusive des Lazarettwagens aus dem RIM (kam im Film als Innenaufnahme vor). Letzterer war nur leihweise im Filmzug, die anderen Wagen wurden ja angekauft. Am 15. Oktober wurde mit zwei Zügen zwischen Daun und Dockweiler sowie zwischen Daun und Ulmen gependelt. Vorgespannt waren die Loks V 100 2299 (Richtung Dockweiler) und V 100 2091 (Richtung Ulmen) der VEB VulkanEifel Eisenbahn, beide ehemals Deutsche Bundesbahn (DB) und nun wieder altrot lackiert. Ob der schlechten Witterung wurden die Streckenaufnahmen abgebrochen, es blieb bei Aufnahmen im Bahnhof Daun. Dienstags und mittwochs (19. und 20. Oktober) wurden Aufnahmen im Bahnhof Rengen gedreht, bei denen die ex RAG-Lok zum Einsatz kam. Hierbei stürzte auf die Lok ein Helikopter, der an einem Kran hing. Entgegen dem im Film erzeugten Anschein wurde die Lok dabei aber nicht zerstört, da sie in der Folgewoche zur Dürener Kreisbahn transportiert wurde. Dort folgten weitere Aufnahmen mit Hilfe einer roten G1206, die leihweise bei der Rurtalbahn war. Die genannten VEB-V100 sind bei den Fahrtaufnahmen im Film nicht sehen. Lediglich eine Szene im Bahnhof mit wartenden Fahrgästen, denen mitgeteilt wird, dass der Pilgerzug Verspätung hat, ist mit einem VEB-Zug im Hintergrund ausstaffiert. Zu sehen ist die V 100 2091 mit Umbau-Vierachsern. Am 30. Oktober war der Filmzug mit der roten Mak-G1206 bei Vettweiß-Kettenheim unterwegs, und es wurden Szenen geübt, bei denen sich aus zwei Hubschraubern Polizisten auf dem Zug absetzen lassen. Die „Dummy“-Lok (ex RAG 662) wurde mit ausgebranntem Führerhaus in Gerolstein gesichtet. Drehzeit: November 2004In Verviers (Belgien) fanden am 7. November Dreharbeiten mit dem Zug statt. Dafür wurden zuvor 150 Statisten gesucht, so auch über die Internetseite der deutschen Gemeinschaft in Ostbelgien. Bis spätestens 26. November war der Filmzug wieder in Gerolstein. Am ersten Adventwochenende war die „Filmlok“ mit ihrem Zug in Duisburg-Ruhrort im ISPAT-Stahlwerk. Dort wurden am 28. November weitere Szenen gedreht, unter anderem mit der finalen Explosion. Anschließend sollte die Lok am 1. Dezember nach Nippes zurückkehren, war aber bis 3. Dezember noch nicht eingetroffen. Ebenfalls zurückgekehrt war später doch noch die ex RAG 662, die eine Weile in Nippes stehen blieb. Sie zeigte in dieser Zeit deutliche Brandspuren am Führerstand und hatte keine Fenster mehr, war aber immer noch rollfähig. Da sieht man mal, wie robust Erzeugnisse aus Kiel sind. Und noch einige weitere interessante Details waren bei den Filmarbeiten zu sehen. So waren an einzelnen Waggons aufwändige Stahlrohrkonstruktionen angeschraubt, an denen die Kameraleute außen am Zug entlangfilmen konnten. Die Dächer wurden mit einer Spezialhaftschicht bestrichen, um die Kampfszenen auf dem fahrenden Zug für die Darsteller sicherer zu machen.
Autor dieser Filmbesprechung: Frank Glaubitz
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